Gleich vier Vereine gehen mit einem neuen Trainer in die Saison 2014/2015. Manche bringen ihre eigene Philosophie mit, andere versuchen den Weg ihres Vorgängers weiterzugehen. Wir stellen die Pläne der neuen Trainer vor und sagen, welche Spieler von ihnen profitieren könnten. Heute: Kasper Hjulmand und Roger Schmidt.
Kasper Hjulmand tritt in Mainz wohl das schwerste Erbe aller Coaching-Neuzugänge der Bundesliga an. Mit Thomas Tuchel verließ der Mann den Verein, der die 05er in den letzten Jahren immer vom Abstiegskampf fernhalten und das Team in seiner letzten Saison sogar in den internationalen Wettbewerb führen konnte. Bis zuletzt wollten die Mainzer ihren Coach nicht ziehen lassen. Hjulmand war zwar der Wunschkandidat als Nachfolger, dennoch ist hinreichend bekannt, dass man den Trainerwechsel in Mainz am liebsten vermieden hätte.
So kommt es nicht überraschend, dass der Däne offenbar nur wenig Veränderungen anstrebt. Das laufintensive 4-2-3-1 mit aggresivem Pressing soll wohl beibehalten werden, die Neuzugänge werden in erster Linie als direkte Nachfolger für die abgewanderten Bo Svensson, Zdenek Psoepch und Eric-Maxim Choupo-Moting fungieren.
Welche der beiden defensiven Rollen dabei Gonzalo Jara zukommen soll, ist noch unklar. Bei der WM agierte der Chilene als rechter Innenverteidiger in einer Dreierkette. In der Mainzer Viererkette könnte er als Innenverteidiger mit 1,78 Metern zu klein sein, als Rechtsverteidiger offensiv zu ungefährlich. Mit Daniel Brosinski wurde für diese Position zudem bereits ein weiterer Neuzugang aus Fürth verpflichtet.
Ein Knipser soll noch kommen
Die größten Veränderungen dürfte der Trainerwechsel für die Akteure ganz hinten und ganz vorne auf dem Feld hervorrufen: Loris Karius und Shinji Okazaki. Durch den Transfer von Stefanos Kapino aus Athen heizte Hjulmand den Konkurrenzkampf im Tor an. Der 21-jährige Karius dürfte zu Beginn die Nase vorn haben, sein ein Jahr jüngerer Konkurrent sitzt ihm allerdings von Beginn an im Nacken.
Okazaki wird seinen Stammplatz nach seiner 15-Tore-Vorsaison vorerst sicher haben – womöglich aber nicht mehr im Sturmzentrum. Hjulmand wünschte sich öffentlich noch einen Angreifer, der „20 bis 25 Tore pro Saison“ erzielen könne. Für Okazaki würde ein solcher Transfer wohl eine Rückkehr auf die rechte Außenbahn bedeuten, die ihm bereits in Stuttgart nicht wirklich lag. Die Trefferanzahl aus dem Vorjahr dürfte für den Japaner auf dieser ungeliebten Position erst Recht schwer zu wiederholen sein.
Was Okazaki wohl in Mainz gefallen würde, wird es in Leverkusen geben: Eine Abkehr vom System mit zwei offensiven Außen hin zu einem 4-4-2. Trainerneuzugang Roger Schmidt hofft damit vor allem dem teuersten Leverkusener Transferobjekts des Sommers Hakan Calhanoglu entegen zu kommen. „Wir werden das Zentrum sehr stark machen und mit zwei Zehnern auf den Halbpositionen spielen. Halbrechts oder halblinks ist für Hakan eine Superposition“ erklärte der ehemalige Salzburger Coach seine Pläne bereits rund einen Monat vor Saisonstart gegenüber dem „Kicker“.
Den Platz neben dem türkischen Nationalspieler dürfte Lars Bender einnehmen. Die gelernten Sechser Simon Rolfes und Stefan Reinartz könnten somit von Beginn an schlechte Karten im Kampf um einen Stammplatz haben.
Sons Position noch unklar
Fraglich bleibt aktuell noch, welche Rolle Heung-Min Son in Schmidts Wunschsystem zukommen soll. Als zweite Spitze neben Stefan Kießling ist der Südkoreaner sicher eine Option, stünde damit aber auch Neuzugang Josip Drmic im Weg. Auch links in der Mittelfeldviererkette könnte Son zum Einsatz kommen, würde im Zusammenspiel mit Calhanoglu, Bender und höchstwahrscheinlich Gonzalo Castro jedoch auch ein extrem offensiv ausgerichtetes System prägen.
In der Verteidigung der Werkself wird Ömer Toprak gesetzt sein. Schmidt gilt als Fan des ehemaligen Freiburgers und hält ihn für den perfekten Innenverteidiger in der sehr hoch verteidigenden Viererkette, die der 47-Jährige sich wünscht. Leidtragender dieses Plans könnte Emir Spahic sein. Der Innenverteidiger wusste in seiner ersten Bundesligasaison zwar durchaus zu überzeugen, ist in den Augen seines neuen Trainers aber nicht schnell genug für dessen gewünschtes Defensivsystem. Ein Neuzugang in der Innenverteidigung ist weiter denkbar, sollte dieser jedoch ausbleiben, könnte sich womöglich sogar der erst 18-jährige Tin Jedvaj überraschend zum zweiten Leverkusener Innenverteidiger mausern.
Auf den Außenverteidigerpositionen scheint die Lage dagegen klarer. Roberto Hilbert und Sebastian Boenisch sind im Kampf um einen Stammplatz zwar nicht chancenlos, werden sich zu Beginn jedoch noch hinten anstellen müssen. Giulio Donati wird seinen Platz rechts in der Verteidigung zunächst behalten, links hat Neuzugang Wendell nach den Abgängen von Andres Guardado und Kontantinos Stafylidis die besten Karten.