Nach zwei Aufstiegen in Folge ist der SV Darmstadt 98 der vielleicht größte Außenseiter aller Zeiten. Bei Comunio kann man die Lilien für Kleingeld pflücken. Ist der Klassenerhalt dennoch möglich? Die Saisonvorschau!
Die Situation: Die Ausgangslage ist klar – und jedem in Darmstadt bewusst. Vor zwei Jahren war man sportlich in die vierte Liga abgestiegen und hielt nur durch den Lizenzentzug für die Kickers Offenbach die Klasse. Ein Jahr später folgte der Last-Minute-Ausgleich in einer denkwürdigen Zweitliga-Relegation gegen Bielefeld. Und jetzt?
Jetzt steht der SV Darmstadt 98 in der Bundesliga. Als absoluter Underdog geht der Aufsteiger in die Saison, zumal im Sommer ein schmerzhaft großer Anteil der Aufstiegshelden weiterzog. Vor allem die Abgänge der Defensivspezialisten Romain Bregerie (Ingolstadt) und Hanno Behrens (Nürnberg) schmerzen.
Geblieben ist ein Gerüst um Innenverteidiger Aytac Sulu, Außenspieler Marcel Heller und Sturmspitze Dominic Stroh-Engel, das dafür Sorge tragen soll, dass das Abenteuer Bundesliga länger dauert als nur zwölf Monate. Dafür hat sich der SV98 auch sinnvoll mit Bundesliga-Spielern verstärkt
Kaderplanung noch nicht abgeschlossen – Gerüst steht
Mit Konstantin Rausch, Mario Vrancic und Luca Caldirola wurden drei Akteure verpflichtet, die bereits über Bundesliga-Erfahrung verfügen – ein Attribut, das Trainer Dirk Schuster zufolge enorm wichtig ist. Alle drei sollen zu Stützen im Team werden.
Der etatmäßige Außenverteidiger Rausch im linken Mittelfeld festgespielt, harmoniert gut mit der Mannschaft, tritt die Standards und wird wohl auch bei Comunio noch von der Abwehr ins Mittelfeld umgestellt. Caldirola kämpft mit Benjamin Gorka um den Platz neben Aytac Sulu in der Innenverteidigung, Vrancic wird neben Jerome Gondorf oder Yannick Stark auf der Sechs agieren.
Offensiv dürften Heller und Rausch dürften die Außenbahnen bekleiden, doch auch Tobias Kempe drängt nach einer starken Zweitliga-Saison mit 100 Comduo-Punkten ins Stammteam. Routinier Jan Rosenthal und Marco Sailer sind Optionen für den Platz zentral hinter Stroh-Engel. Kult-Bartträger Sailer kann mit seiner Dynamik und seiner Aggressivität auch als Joker Gold wert sein.
Die Spielgestaltung läuft in Darmstadt unkonventionell, aber umso effektiver. Vor allem auf Kompaktheit, Disziplin, Konzentration, Geschlossenheit und Einsatzwillen wird viel Wert gelegt, was in der 2. Liga viele Gegner zermürbte. Das Umschaltspiel soll so reibungslos und klar wie möglich verlaufen, wobei Präzision der Schlüssel zum Torerfolg ist.
Für diese Ausrichtung verfügt Darmstadt bereits über gutes Personal, doch die Decke ist noch etwas dünn. So sollen vor allem noch zwei Verteidiger und eine Sturmspitze verpflichtet werden, ehe das Transferfenster schließt. Die Verhandlungen ziehen sich; noch sind einige Wochen Zeit.
Der Comunio-Kader des SV Darmstadt 98 im Überblick
Comunios Player to watch: Mario Vrancic. Als einziger Spieler im Kader des Aufsteigers hat der Stratege im Mittelfeld eine starke Comunio-Bilanz aus dem Vorjahr aufzuweisen. Vrancic kennt die Rolle des absoluten Underdogs aus Paderborner Zeiten sehr gut und ist es gewohnt, in einer ähnlichen Ausrichtung das Herzstück zu spielen. 74 Punkte aus dem Vorjahr sind eine Marke, die der 26-Jährige wieder erreichen kann. Vrancics Marktwert beträgt derzeit rund 2,5 Millionen Euro.
Youngster to watch: „Jugend forscht“ ist nicht gerade das Motto des SV Darmstadt. Kein einziger Spieler mit ernsthaften Stammplatz-Chancen ist jünger als 24 Jahre. Der 18-Jährige Zaki Ech-Chad war im Trainingslager im Schwarzwald dabei und half hinten rechts aus, da Sandro Sirigu verletzt war. Allerdings ist Ech-Chad bei Comunio noch nicht einmal gelistet. Das wird sich ändern, wenn der Verteidiger erstmals in der Bundesliga zum SV98-Kader gehört – vielleicht ja schon am 1. Spieltag gegen Hannover.
Prognose: Dass der SV Darmstadt 98 als einer der größten Underdogs aller Zeiten und damit als automatischer Abstiegskandidat Nummer eins in die Saison geht, liegt auf der Hand. Laut dem Portal „Transfermarkt.de“ müsste der Kader der Lilien mehr als dreimal so teuer sein, um in dieser Kategorie überhaupt den Relegationsplatz zu erreichen. Niemand wäre überrascht, wenn Darmstadt am Saisonende mit 20 bis 25 Punkten Letzter würde.
Allerdings war das Team von Dirk Schuster bereits in der 2. Liga eher ein Abstiegskandidat und konnte sich durch seine einzigartige Struktur in die oberen Ränge spielen. Diese sind im Oberhaus natürlich nicht zu erreichen; nichtsdestotrotz wird Darmstadt ein unbequemer Gegner. Auch dem FC Augsburg traute kaum jemand den Klassenverbleib zu, nun geht es für die Fuggerstädter nach Europa. Für Darmstadt wäre es noch sensationeller, eine ähnliche Geschichte zu schreiben.
Transferaktivitäten:
Zugänge: Mario Vrancic (SC Paderborn), Konstantin Rausch (VfB Stuttgart), Luca Caldirola (Werder Bremen, Leihe)
Abgänge: Romain Bregerie (FC Ingolstadt), Leon Balogun (1. FSV Mainz 05), Hanno Behrens (1. FC Nürnberg), Ronny König (Chemnitzer FC), Maurice Exslager (1. FC Köln, Leihe beendet)