So sehn Sieger aus: Spvgg Unterhaching

Die Älteren werden sich erinnern: Um die Jahrtausendwende wurde der hochoffizielle „DFB-Hallenpokal“ ausgespielt, dessen Gewinner sich einen waschechten Titel in den Briefkopf schreiben durfte. Wir erinnern an die letzte Auflage 2001.

Was waren das für Zeiten damals, als rund um die Feiertage bis ins neue Jahr hinein täglich Budenzauber auf dem damals noch völlig exotischen Hallenkunstrasen in Dauerschleife dargeboten wurde? Das DSF sendete vormittags aus Oldenburg und abends aus Schwerin und die Stars ließen sich tatsächlich noch nicht lumpen: Mario Basler war Zeit seiner Karriere ein passionierter Budenzauberer, Tomas Rosicky dribbelte sich durch die Arenen und Giovane Elber begeisterte die Massen. Hallenfußball war in den Neunzigern eine große Sache, die Hallen waren voll und die Winterpause durch den durchaus mit Ernst betriebenen Hallenkick sportlich charmant verkürzt. Man nahm die ganze Sache so ernst, dass sogar ab Ende der Achtziger der Titel des Deutschen Hallenmeisters (offiziell:DFB-Hallenpokal-Sieger) ausgespielt wurde. Der Hunger der Vereine auf den Titel und das Interesse am sportlichen Wettkampf in der Halle war bei den Vereinen freilich schon immer durchaus unterschiedlich ausgeprägt: Während man die Bayern in der Regel nur bei ihren „Heimturnieren“ in der heimischen Olympiahalle zu sehen bekam, spielte Eintracht Frankfurt gefühlt überall mit. Ob Riesa oder Oberhausen, Hauptsache drinnen. 

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Und was gab es für Spektakel, wenn auf kleinstem Raum die sonst über mehrere Spielklassen verteilten Lokalrivalen nebst Anhang aufeinander trafen. In Leipzig, in Frankfurt, in Essen – überall war Feuer unterm Dach mit durchaus wilden Ergebnissen. So bestritt der Karlsruher SC 1993 bei „seinem“ Turnier das Finale gegen seine eigenen Amateure, der große FC Bayern und der VfB Stuttgart durften die Plätze 3 und 4 untereinander ausspielen. In der Halle war alles möglich. Auch wunderliche Transfers, provoziert durch freche Dribblings und pfiffige Tore.

So schmückte man sich gerne mit einem Edelkicker von Dinamo Tiflis oder noch weiter weg, den man eben flugs zwischen zwei Dribblings rüber lotste, um dann spätestens im Februar festzustellen, dass das doch keine so gute Idee war. (In Köln erinnert man sich in diesem Zusammenhang gerne an den in der Bundesliga völlig unbrauchbaren Rewas Arweladse.) Kurz: Es waren großartige Zeiten. Aber dann war auf einmal Schluss: Irgendjemand legte fest, dass zwischen den vier Banden auf jedem Quadratmeter schlimmste Bänderverletzungen lauerten, die großen Vereine schickten statt der mit „Unverbesserlichen“ Hallenliebhabern angereicherten Zweitvertretung nur noch die dritte Garde und die einst zuverlässig vollbesetzten Reihen in den Hallen lichteten sich nach und nach. Und 2001 wurde dann zum letzten Mal der DFB-Hallenpokal ausgespielt, die ganz großen Vertreter der Zunft waren da schon längst nicht mehr ambitioniert dabei. 

Die finale Auflage war denn aber auch immerhin nochmal eine würdige Zusammenfassung des bisher Erlebten: Mit dem SSV Reutlingen qualifizierte sich ein Underdog fürs Finalturnier, die Bayern verloren ihre beiden Gruppenspiele gegen Bochum und Unterhaching und schieden sang- und klanglos in der Vorrunde aus. (Die Bayern-Tore teilten sich übrigens Mölzl, Di Salvo, Göktan und Kling. So viel zum Stellenwert der Veranstaltung für den Rekordmeister.) 

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Etwas besser machte es in der heimischen Westfalenhalle Borussia Dortmund. Für den Gastgeber liefen immerhin Rosicky und Ricken auf und man schied erst im Viertelfinale gegen Werder (mit Pizarro, Ailton, Frings, Banovic – und Mike Barten) aus. Die Enttäuschung dürfte sich in Grenzen gehalten haben. Das Halbfinale komplettierten – neben den Hanseaten – Titelverteidiger (!) Greuther Fürth, Energie Cottbus und die Spvgg Unterhaching. Glamourös ist anders und doch: Wer Bock auf den Hallenkick hatte, konnte es weit bringen. Wie Mike Barten. Der brachte es auf nur 34 Bundesligaspiele, beim Hallenpokal-Finalturnier aber schwang sich der gelernte Innenverteidiger plötzlich zum Torjäger auf und schoss nicht nur Borussia Dortmund mit zwei Treffern ab, sondern entschied auch das Halbfinale gegen Fürth. Und im zweiten Halbfinale zerlegte tatsächlich die Spvgg Unterhaching Energie Cottbus mit 5:2. Breitenreiter und Altin Rrakli trafen doppelt, Oliver Straube machte den Deckel drauf. Hallenhelden für einen Winter!

Im Endspiel wurde es dann noch einmal so richtig spannend: Ailton brachte Werder in Front, Garcia glich aus – und im Neunmeterschießen versagte Frings, bevor Altin Rrakli die Geschichte des DFB-Hallenpokals für seine Spvgg Unterhaching erfolgreich beendete. 

Wenige Monate vor ihrem großen Triumph hatte die Spvgg Unterhaching schon einmal eine Deutsche Meisterschaft geholt, allerdings für einen anderen Verein. Aber das ist eine andere Geschichte. Dieser Abend in Dortmund gehörte ihnen allein – und den vielen, vielen Freunden des Budenzaubers.

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