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An der schmerzhaftesten Schalker Fußballstunde war ausgerechnet ein Gelsenkirchener maßegblich beteiligt: Der nach Hamburg ausgeliehene Mathias Schober. Comunio-History!
Nachdem der Hamburger SV gegen den FC Bayern München 1:1 spielte, saß Mathias Schober alleine und tieftraurig in der HSV-Kabine, während seine Teamkollegen den Saisonabschluss feierten. Jedoch nicht ganz so traurig wie die Fans des FC Schalke 04, die Minuten zuvor in Freude den Rasen des Parkstadions gestürmt hatten.
Schalke hatte die Hand an der Meisterschale, gewann gegen Unterhaching, während Tabellenführer Bayern München Sekunden vor Schluss mit 0:1 in Hamburg zurücklag. Dann die fatale Szene. Ein fragwürdiger Rückpass, Keeper Schober stürzt sich auf den Ball, um das Spiel zu beruhigen. Der Schiedsrichter pfeift. Rückpass, indirekter Freistoß. Patrik Andersson verwandelt, die Bayern sind Meister.
„Aus meiner Sicht war das ein Gestocher. Deshalb habe ich mich draufgeschmissen. Ich wollte das Spiel beruhigen, Zeit gewinnen. Auf einmal pfeift der Schiedsrichter. Das kam für mich völlig überraschend“, schimpfte Schober nach dem Spiel, spricht vom Bayern-Bonus. Bis heute kann keine Zeitlupe auflösen, ob er richtig liegt oder nicht. Hätte er den Ball weggedroschen, wäre Schalke wohl Meister geworden.
Schober ist in 1976 Marl geboren, 25 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt, spielte seit 1990 bei Schalke 04, ehe er für die Saison 2000/01 an den HSV verliehen wurde. Für den Bundesliga-Dino spielte er nur dreimal, zuletzt am 19. Mai 2001. Jenem Tag, der als der schmerzhafteste in die Schalker Geschichte eingeht.
Rostock – endlich Stammkeeper
Schober war zu gut, um dauerhaft auf der Bank zu versauern. Direkt im Anschluss an das fatale Ende der Saison 2000/01 wechselte er für 500.000 Euro zu Hansa Rostock. Sechs Jahre spielte er in der Hansestadt, erlebte einen Abstieg und einen Aufstieg, zunächst jedoch vier Jahre Bundesliga.
Bei Comunio war er einer der Torhüter, die sich Manager heute noch wünschen: Preiswert mit starker Ausbeute. Da er die letzten zwölf Saisonspiele 2001/02 verletzungsbedingt verpasste, kam Schober insgesamt nur auf 80 Punkte, anschließend knackte er dreimal in Folge die Marke 100.
Seinen Karrierehöhepunkt erreichte Schober in der Saison 2003/04, in der Rostock eine gute Rolle in der Bundesliga spielte. Aus dem Abstiegskampf erhob sich die Hansa ins Bundesliga-Mittelfeld, landete am Ende auf Platz neun. Schober sammelte 146 Comunio-Punkte. Ein Jahr zuvor waren es 136.
Ein Jahr darauf folgte die Bruchlandung. Schober generierte zwar noch 108 Zähler im Managerspiel, Rostock jedoch beendete die Saison 2004/05 mit 30 Punkten auf Platz 17 und trat den Gang in Liga zwei an. Für Schober war es das letzte Bundesliga-Jahr als Stammspieler. Er blieb noch zwei Jahre in Rostock und half bei der Mission Wiederaufstieg, die 2007 erfolgreich abgeschlossen wurde.
Rückkehr zum FC Schalke 04
Nachdem sein Vertrag bei der Hansa ausgelaufen war, kehrte Schober im Sommer 2007 zu seinem Heimatverein zurück. Auf Schalke wurde er die Nummer zwei hinter Manuel Neuer und dem jungen Stammkeeper ein Mentor. Fünf Jahre lang schnürte er seine Schuhe im königsblauen Dress, zum Einsatz kam er kaum mehr.
Für vier Spiele der Saison 2008/09 vertrat Schober Neuer, sammelte dabei sehr gute 22 Comunio-Punkte. Im Managerspiel steht er mit 498 Zählern auf Platz 98 der ewigen Tabelle – gleichauf mit Roy Makaay und Frank Baumann, zehn Punkte vor Frankfurt-Legende Oka Nikolov.
Im letzten Heimspiel der Saison 2011/12 wurde Schober kurz vor Schluss eingewechselt. Unter Applaus der Fans wurde jener Mann verabschiedet, der so unglücklich an der bittersten Niederlage der Vereinsgeschichte beteiligt war. Und das völlig zu Recht: Der „Papa“ geht nicht nur als sehr guter Keeper, sondern auch als loyaler und charakterlich einwandfreier Kerl in die Gelsenkirchener Geschichtsbücher ein. Das ist eben Schalke.