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Wenn sein Name fällt, bekommen Werder-Fans noch heute glänzende Augen. Johan Micoud war der zentrale Spieler der erfolgreichsten Saison der Bremer Klubgeschichte. Der hochbegabte Franzose schwang dabei auf der Zehn so elegant den Taktstock, wie wahrscheinlich kein Akteur nach ihm.

Irgendwie haben Dennis Rommedahl und Jon Dahl Tomasson den SV Werder Bremen im Sommer 2002 auch ein wenig zum Meister geschossen. Die beiden Offensivspieler sorgten mit ihren Treffern gegen Frankreich bei der WM 2002 nämlich für das französische Vorrundenaus und damit verbunden für einen heftigen Crash des Renommees von Johan Micoud. Der damalige Spielmacher des AC Parma wurde im Nachgang für die Schmach des Titelverteidigers verantwortlich gemacht und wurde von Club und Nationalmannschaft aufs Abstellgleis befördert.

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Objektiv betrachtet, war dies kaum nachzuvollziehen. Johan Micoud war einer der Kandidaten, die den für die ersten beiden Partien gesperrten Zinedine Zidane vertreten sollten. Bei der 0:1-Auftaktniederlage gegen den Senegal kam er aber gar nicht zum Einsatz, beim 0:0 gegen Uruguay durfte er 90 Minuten ran und enttäuschte. Gegen Dänemark war Zidane wieder zurück und Micoud wurde nur für knapp 20 Minuten eingewechselt. Das Urteil war trotzdem gefällt: Der damals 28-Jährige war über seinen Zenit.

Einer, der das etwas anders sah, war Klaus Allofs. Der Bremer Sportdirektor hatte als Spieler bei Girondins Bordeaux gespielt, wo Micoud seinen großen Durchbruch feierte. 1999 führte er die Südfranzosen zum Titel. Allofs nutzte seine Kontakte und lotste Micoud, mittlerweile 29, zum Ende der Transferperiode an die Weser. Parma ließ den Spielmacher, den sie zwei Jahre zuvor für fast acht Millionen aus Bordeaux geholt hatten, ablösefrei ziehen. Im Nachhinein ist dies sicherlich einer der größten Transfercoups der Bundesliga-Geschichte.

Turbulentes Debüt für Werder

Gleich sein erstes Bundesliga-Spiel hatte es in sich. Der Franzose war gegen den 1. FC Nürnberg überall zu finden, verschoss in der ersten Hälfte erst einen Elfmeter, nur um in der zweiten Hälfte mit seinem Treffer zum 2:1 die Weichen auf Sieg zu stellen. Es folgten weitere 122 Bundesliga-Partien und 30 Tore für den SV Werder. 39 Treffer bereitete er vor.

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Vom ersten Moment an war er unverzichtbar für das Team von Thomas Schaaf. In vier Jahren an der Weser saß er in der Bundesliga kein einziges Mal auf der Bank. Er war wie geschaffen für den Job auf der Zehn im Bremer System mit Raute. Auf dem Platz verkörperte er mit Eleganz, technischer Raffinesse und einer überragenden Spielübersicht den klassischen Spielmachertyp, den es mittlerweile kaum noch gibt. Neben dem Platz vertrat er immer klar seine Meinung und eckte auch häufiger mal an. So kritisierte er auch schon einmal die Personalpolitik des Klubs, die Taktik des Trainers oder ohrfeigte einen Boulevardreporter.

„Ich mische mich ein, wenn ich der Ansicht bin, die Dinge laufen in die falsche Richtung“, erklärte Micoud einmal. Diese Einstellung brachte ihm den Spitznamen „Le Chef“ ein. Ohne diesen Ehrgeiz wäre die Double-Saison 2003/04 nicht möglich gewesen. Micoud war auf dem Platz der personifizierte Siegeswille.

Micoud formte Weltklasse-Stürmer

An seiner Seite reiften Spieler wie Ailton oder Miroslav Klose zu absoluten Spitzenstürmern. Micouds Pässe in die Tiefe und das Gefühl für Zeit und Raum waren einzigartig. Für diese Fähigkeiten war der Kopf mindestens genauso wichtig wie die Füße. „Ich habe die Positionen der Mitspieler und die ganze Umgebung schon gecheckt, bevor der Ball mich erreicht. Man muss all seine Antennen immer ausgefahren haben.“

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Seine Antennen ließen ihn in der gesamten Zeit in Bremen nie im Stich. Nach Platz sechs im ersten Jahr folgte die sensationelle Meisterschaft 2004, der dritte Platz 2004/05 und in seinem letzten Jahr an der Weser wurde das Team von Thomas Schaaf Vizemeister. Sein Abschied lief dann fast ein wenig unwürdig, denn nachdem die Bremer mit dem Brasilianer Diego schon seinen Nachfolger verpflichtet hatten, zog es den Franzosen zurück in seine Heimat. Immerhin drei Millionen Ablöse strich Werder damals noch ein.

Es folgten einige Jahre, in denen die Bremer mit Diego und später auch Mesut Özil noch weitere herausragende Offensivakteure in ihren Reihen hatten. Aber keiner kam in seinem Wert für den Club an „Le Chef“ heran. Eine Erfolgsgeschichte, die ohne das französische WM-Debakel 2002 vermutlich undenkbar gewesen wäre.

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