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Wer schon länger bei Comunio dabei ist, dem ist ganz sicher schon so manche Panne unterlaufen. Wichtig dabei ist: Niemals Fehler zugeben, das ist ein Zeichen von Schwäche! Lieber clever rausreden – und den Fauxpas nach Möglichkeit auf zu umfangreiches Fachwissen schieben.
Im Sommer vor der Saison wird in den Medien der noch relativ unbekannte brasilianische Neuzugang eines Bundesliga-Klubs zum Superstar hochgejazzt. Die Comunio-Gemeinde lässt sich von der Euphorie anstecken, der Bursche avanciert zu einem der teuersten Spieler auf dem Markt. Auch Du kannst nicht widerstehen und schlägst zu – bei einem Marktwert von schlanken neun Millionen Euro. Doch nach drei Spielen, einer Gelb-Roten Karte und 13 Minuspunkten deines Schützlings siehst Du ein: Das war Mist! Was nun?
Ausrede 1: „Der war aber letzte Saison total stark!“
Statt dir einzugestehen, dass du Opfer des Hypes geworden bist, tust Du ganz einfach so, als hättest Du die Kaufentscheidung wohlüberlegt getroffen. Du sagst, Du hättest dir Statistiken angesehen, nach denen dein teurer Flop in der Saison vor seinem Wechsel in der zweiten holländischen Liga zwölf Tore und zehn Vorlagen gemacht hätte. Außerdem habe sein ehemaliger Jugendtrainer in Brasilien ihm einmal die Anlagen von Cristiano Ronaldo bescheinigt. Du trägst richtig dick auf und hoffst, auf diesem Weg am Ende als Comunio-Professor dazustehen. Wirst Du ertappt, leugnest Du, dass das Gespräch jemals stattgefunden hat.
Ausrede 2: „Der braucht nur den richtigen Trainer!“
Du stellst dich schützend vor deinen Spieler und behauptest felsenfest: Mit dem richtigen Trainer an der Seitenlinie wäre der Junge ein Superstar! Aber dieser Hochstapler dort auf der Bank, der macht nun mal alles falsch: Aufstellung Quatsch, Taktik Quatsch, Training Quatsch. Du fabulierst ausschweifend darüber, wie man mit einem Spieler dieses Formats umzugehen hat, und stellst heraus, dass ein Guardiola oder ein Mourinho – Männer also, die es so grade mit deinem Fußball-Sachverstand aufnehmen können – schon wüssten, was sie an einem solchen Talent hätten. Zum Schluss folgerst Du, dass die Bundesliga ganz einfach noch nicht so weit ist.
Am Samstagnachmittag schaust Du mit den anderen Mitgliedern deiner Community die Bundesliga-Konferenz. Natürlich bewertet ihr jedes Spiel und jede Situation ausschließlich durch die Comunio-Brille. In einem Spiel macht der offensive Mittelfeldspieler, den Du im Kader hast, drei Tore selbst, ein viertes bereitet er vor, nach einer Ecke rettet er auf der Linie – ein Bombenspiel, eine glatte Eins! Deine Freunde nicken dir anerkennend zu, nur einer grinst bis über beide Ohren und streckt dir sein Smartphone entgegen. Du siehst deine Aufstellung und erkennst: Du hast den Matchwinner nicht aufgestellt! Was nun?
Ausrede 1: „Den hätte man auf jeden Fall schonen müssen.“
Du lässt deine Freunde wissen, dass Du den Spieler mit voller Absicht nicht aufgestellt hast, weil Du annahmst, dass er heute nur auf der Bank sitzen würde. Schließlich stehe in der kommenden Woche das wichtige Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale auf dem Programm, dafür müsse man so einen Mann auch mal schonen. Fahrlässig, ihn heute aufzustellen, Hattrick hin oder her. Du hast wieder mal mitgedacht, betonst Du nachdrücklich, ganz im Gegensatz zu diesem Quacksalber, der sich Trainer nennt!
Ausrede 2: „Ne, war schon extra. Gegen die war der letztes Jahr total schwach“
Auch in diesem Fall bietet sich der Comunio-Professor-Move an. Also gibst Du vor, Du hättest dir beim Aufstellen deiner Mannschaft genau angesehen, wie der Spieler beim letzten Mal gegen diesen Gegner drauf war. Du erzählst, damals habe er die Note 5,5 bekommen, er sei vom Trainer ein- und wieder ausgewechselt worden, Höchststrafe! Stimmen muss das Ganze nicht, es muss nur überzeugend inszeniert werden – überprüfen wird es schon niemand. Bis zum Abpfiff gehst Du weiteren Gesprächen mit deinen Freunden sicherheitshalber aus dem Weg.
Innerhalb deiner Community lässt Du den Fußball-Experten raushängen: Du weißt über alles Bescheid, kein Transfer entgeht dir, keine Verletzungspause bleibt dir verborgen, in deiner Freizeit trainierst Du die D-Jugend deines Dorfvereins – mit tuchelscher Versessenheit. Und trotzdem: Bei Comunio stehst Du auf dem vorletzten Platz, am letzten Spieltag der Saison überholt dich auch noch der Typ, der sich seit sieben Monaten nicht mehr eingeloggt hat. Was nun?
Ausrede 1: „Meine Spieler sind halt krass underrated.“
Du weist jede Verantwortung von dir. Deine Spieler waren die richtigen, die Transfers während der Saison saßen ausnahmslos, Fehler bei der Aufstellung sind dir nicht unterlaufen. Wer etwas anderes behauptet, der lügt. Deine „Jungs“, behauptest Du, seien halt keine Lewandowskis und Aubameyangs, mit denen könne ja jeder Depp gewinnen. Stattdessen hättest Du es mit Spielern versucht, die total vielversprechend seien, was man als Laie aber nicht unbedingt erkenne – und die von Comunio auf jeden Fall „krass underrated“ würden.
Ausrede 2: „Ich hatte echt total viel zu tun“
Hättest Du nur mehr Zeit gehabt, Du hättest definitiv oben mitspielen können. Aber da ist ja auch noch dieses echte Leben: Arbeit, Termine, die D-Jugend des Dorfvereins – es hat halt nicht jeder die Zeit, ständig bei Comunio eingeloggt zu sein! Auf diese Weise versuchst Du, dich aus der Affäre zu ziehen und gleichzeitig den anderen ein schlechtes Gewissen einzureden. Muss ja keiner wissen, dass Du während des gesamten Jahres mindestens zweimal täglich den Transfermarkt gecheckt hast und trotzdem Letzter geworden bist…