Foto: © imago / ITAR-TASS
Die Sache mit den Elfmetern wird zum Kalauer, aber dass ein absoluter Weltstar sich absolut unwürdig um die Statistik verdient machen will, provoziert Redebedarf. Ganz ehrlich: Das kann doch einfach nicht Neymar sein!
Lieber Herr Neymar, wir müssen reden. Sie sind ein begnadeter Fußballer, ein unglaublich gut bezahlter Werbeträger, durch Ihre Wasserhähne fließt sicher vergoldetes Wasser und die Luft, die Sie atmen, ist vermutlich eine andere, als unsere. Sie haben sogar kurzfristig das mit Ihren Haaren in Ordnung gebracht – und dann wollen Sie derart hanebüchen einen Elfmeter schinden, in aussichtsreicher Position mit Ball am Fuß? Das ist das Gegenteil von Fußball, das ist Nicht-Fußball. Fußballverweigerung.
Und das Schlimme: Schiedsrichter Kuipers muss ein großer Bewunderer sein, Ihnen mindestens vertrauen, dass er sich von Ihnen so reinlegen lässt. Sie wollten in Ihrer Verzweiflung einen Elfmeter ergaunern und der Plan wäre fast aufgegangen. Ist das ein Symptom des übergroßen Drucks, der auf Ihren Schultern lastet? Das wäre sehr schade, aber eine annehmbare Erklärung. Solange wir nicht mehr wissen: Das war nix.
Elfmeterschießen: Es gab aber noch – natürlich – einen echten Elfmeter, den 12. des Turniers. Damit hat die Weltmeisterschaft 2018 ihren Vorgänger beinahe schon eingeholt – nach der Hälfte der Vorrunde.Und dafür brauchte es noch nichtmal Neymars Hilfe – vielen Dank!
Späte Ehrenrettung für die Bundesliga: In den ersten beiden siegreichen Teams des Tages stand kein einziger Akteur aus der Bundesliga auf dem Platz. Weder Nigerianer noch Brasilianer schenkten einem Spieler das Vertrauen, der in heimischen Gefilden unter Vertrag steht. Mit Douglas Costa und Roberto Firminho wechselte Trainer Tite für Brasilien zwei Spieler mit Bundesligaerfahrung ein, aber beide verdienen ihre Brötchen inzwischen bekanntlich woanders.
Die Schweiz dagegen setzte auf reichlich Bundesliga erprobtes Personal. Xhaka, Schär, Shaqiri, Rodriguez, Gavranovic, Seferovic und Behrami spielten alle schon in der Bundesliga, Sommer, Zuber, Akanji, Drmic und Embolo sind noch quer über die Liga verteilt aktiv. Lediglich Lichtsteiner und Dzemaili haben mit dem deutschen Profifußball noch nichts zu tun gehabt. Aber kann ja noch werden: Offensivmann Dzemaili spielte in seiner Laufbahn schon für neun verschiedene Vereine, durch zahlreiche Leihen wurde der 32-Jährige in den letzten elf Jahren satte 14-mal von A nach B verschoben.
Nix darf man: Wie der kicker recherchierte, dürfte morgen im Lager der Mexikaner die große Sorge umgehen, dass Nationalidol Rafa Marquez zu groß aufspielt und hernach zum „Player Of The Match“ gewählt. Hä? Das Problem ist, dass Marquez in der Heimat mit Geldwäschegeschäften im ganz großen Stil für einen der diversen Drogenbarone und Kartellchefs in Verbindung gebracht wird und deshalb auf einer „Schwarzen Liste“ der USA steht.US-Bürgern und Unternehmen ist jegliche Verbindung zum inzwischen fünffachen WM-Teilnehmer untersagt. Das führt dazu, dass der 36-Jährige mit eigenen Trainingsklamotten trainieren muss (auf der offiziellen Teamvariante prangt das Logo eines US-Getränkeherstellers), dass die Herstellerlogos von den Trinkflaschen abgefummelt werden müssen – und dass der ehemalige Barca-Spieler eben nicht zu gut spielen darf. Die offizielle Auszeichnung zum Man Of The Match wird vom US-Brauereiriesen Budweiser präsentiert. Sowas passiert, wenn organisierte Kriminalität auf eine durchkommerzialisierte Sportveranstaltung trifft. Böse Zungen behaupten, dass beides sonst ganz gut zusammen passt. Frechheit.
Bei den Schweden, heute Abend bekanntlich Gegner der deutschen Mannschaft, haben sich Magenprobleme eingeschlichen, drei Spieler haben den Flug in den Spielort Sotschi nicht mit angetreten. Ist es Angst? Ist es eine Finte? Oder ist es einfach Magen-Darm? Aber, aber: In diesen Tagen ist nichts einfach „einfach“. Also werten wir es als Finte, denn mit Mannschaften, die tatsächlich von Krankheit geschwächt sind, haben „wir“ ja traditionell bei dieser Weltmeisterschaft unsere Probleme. So berichtete Mexiko-Trainer Osorio nach dem Spiel von einer Grippewelle, die die Mannschaft erwischt habe, „fast alle“ Spieler der Startelf seien betroffen gewesen.