Chelsea lässt die Muskeln spielen und will bei Andre Schürrle Nägel mit Köpfen machen. Im Gegenzug könnte Kevin de Bruyne nach Leverkusen wechseln. Ein gutes Geschäft?  

Die Karriere des Andre Schürrle kannte bisher nur eine Richtung: Weiter, immer weiter! Nach der deutschen A-Jugend-Meisterschaft 2009 schaffte er den Sprung in die erste Mannschaft des FSV Mainz 05, wo er schon in seiner ersten Saison zum Stammspieler avancierte.

Sein erstes Bundesligaspiel absolvierte Schürrle dabei ausgerechnet gegen Bayer Leverkusen – der Verein, zu dem er 2011 wechselte, der ihn zum Nationalspieler machte und dem er nun im Sommer einen aufsehenerregenden Transfer bescheren könnte: Wie diverse Medien berichteten, sei der FC Chelsea bereit, 12 bis 15 Millionen Euro für den heute 22-Jährigen auf den Tisch zu legen, plus den Belgier Kevin de Bruyne, der derzeit an Werder Bremen ausgeliehen ist.

Für Schürrle wäre es der konsequente nächste Schritt. Bayer Leverkusen fehlen die Mittel, um eine Mannschaft zusammenzustellen, die Bayern und dem BVB im Titelkampf ernsthaft gefährden könnte. Rang drei dürfte für die Leverkusener in den nächsten Jahren das höchste der Gefühle bleiben. Dass es international mit dem aktuellen Kader nicht zum Durchbruch langt, haben das blamable Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen den FC Barcelona in der vergangenen (1:3 und 1:7) sowie das Europa-League-Ausscheiden nach zwei Niederlagen gegen Benfica Lissabon in dieser Saison gezeigt.

Chelsea schon 2012 interessiert

Chelsea wäre, trotz der missglückten Saison 2012/2013, für Schürrle die Flucht aus der Stagnation. Schon im letzten Sommer hätte es zu einem Wechsel kommen können, doch wie Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler bestätigte, wäre der Verlust einer Stammkraft zu kurzfristig gekommen, um von den kolportierten 25 Millionen Euro Ablösesumme einen adäquaten Ersatz zu verpflichten.

Den bietet Chelsea nun gleich mit an. In Kevin de Bruyne stünde ein Kandidat bereit, der ein halbes Jahr jünger ist als Schürrle, der bei Werder Bremen in dieser Saison gerade einmal vier Bundesligaminuten verpasst hat und der trotz der enttäuschenden Saison seines Vereins auf dem Platz eine gute Figur machte.

Wie auch Schürrle war de Bruyne, der mit dem KRC Genk belgischer Meister wurde, ehe Chelsea ihn Anfang 2012 für acht Millionen Euro verpflichtete, in dieser Saison an bisher 14 Treffern beteiligt (sechs Tore, acht Vorlagen, Schürrle: neun Tore, fünf Vorlagen). In Sachen Comunio-Punkte hat der Belgier sogar knapp die Nase vorn (128:117).

De Bruyne als Top-Ersatz

Während Schürrle in der Regel als Außenstürmer den Weg ins Zentrum und dank seiner guten Schusstechnik den Abschluss sucht, ist die Chelsea-Leihgabe eher Typ Vorbereiter mit dem Füßchen für den tödlichen Pass. Bei den Bremern startete er in der Regel als offensiver Mittelfeldspieler, doch ebenso wie in der belgischen Nationalmannschaft begann der 21-Jährige auch schon als Außenstürmer – und das auf beiden Seiten. In Sachen Flexibilität wäre de Bruyne für Bayer also eher ein Zugewinn.

Wie wichtig der Mittelfeldregisseur für die Bremer ist, zeigen die Bemühungen von Sportdirektor Thomas Eichin: „Wir sind da, wenn wir eine Chance bekommen, ihn erneut auszuleihen. Für Kevin ist bei uns immer ein Platz frei. Wenn er weiter für uns spielen würde, wäre das wunderbar.“

Große Chancen auf einen Verbleib haben die Bremer gleichwohl nicht. De Bruyne selbst hat bereits seinen Abgang angekündigt, und selbst wenn der Schürrle/de Bruyne-Tausch nicht zustande kommt, würde der FC Chelsea eine Leihe an einen Klub, der international vertreten ist, bevorzugen.

Leverkusen als Sprungbrett?

Für fast alle Parteien wäre der Deal ein echter Gewinn: Andre Schürrle könnte den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gehen. Das Schicksal eines Marko Marin als ewiger Bankdrücker bei den Blues sollte Schürrle angesichts seines Status‘ als international erfahrenen Stammspielers und seiner stärkeren Physis trotz der harten Konkurrenz verwehrt bleiben.

Chelsea bekäme nach längerem Buhlen den erhofften Wunschspieler, und das angesichts der kolportierten Ablösemodalitäten zu einem günstigeren Preis als noch im Sommer 2012.

Kevin de Bruyne könnte in der nächsten Saison mit großer Wahrscheinlichkeit Champions League spielen – wahrscheinlich als Stammspieler bei einem Verein, der traditionell ein gutes Sprungbrett für den finalen Durchbruch bei einem Top-Klub hergibt, wie etwa zuletzt für Arturo Vidal.

Tausch (fast) ohne Verlierer

Und nicht zuletzt wäre es ein Gewinn für Bayer Leverkusen, das adäquaten Ersatz für Schürrle gefunden hätte und dazu eine wohl zweistellige Ablösesumme erhalten würde, die zusammen mit einer sicheren Champions-League-Teilnahme bei Platz drei in der Liga weitere gezielte Verstärkungen ermöglichen würde.

So gäbe es bei dem Deal nur zwei Verlierer: Zum einen Werder Bremen, das für die kommende Saison wieder einmal einen Umbruch in der Mannschaft angekündigt hat. Die Hansestädter hätten mit de Bruyne als Tauschmasse für Chelsea kein Argument mehr für eine weitere Ausleihe des Leistungsträgers.

Und zum anderen die Comunio-Manager, denn  mit Schürrle würde ein Top-20-Spieler die Bundesliga verlassen. Doch wer ihn zu sehr vermisst, kann dem Nationalspieler notfalls in die Premier League folgen.

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