Nach einer enttäuschenden U21-EM in Israel musste Rainer Adrion seinen Posten beim DFB räumen. Sein Nachfolger ist auch sein Vorgänger: Horst Hrubesch soll die neue U21-Generation formen und führen – am besten zum Titel. Der Start in der EM-Quali verlief nach Maß.

Der U21-Kader des DFB-Teams für die Qualifikationsspiele gegen die Färöer-Inseln und Irland:

Tor: Bernd Leno (Bayer 04 Leverkusen), Marc-Andre ter Stegen (Borussia Mönchengladbach), Timo Horn (1. FC Köln)

Abwehr: Erik Durm (Borussia Dortmund), Matthias Ginter (SC Freiburg), Robin Knoche (VfL Wolfsburg), Shkodran Mustafi (Sampdoria Genua), Marvin Plattenhardt (1. FC Nürnberg), Antonio Rüdiger (VfB Stuttgart), Danny Vieira da Costa (FC Ingolstadt), Michael Vitzthum (Karlsruher SC)

Mittelfeld: Leonardo Bittencourt (Hannover 96), Leon Goretzka (FC Schalke 04), Jonas Hofmann (Borussia Dortmund), Moritz Leitner (VfB Stuttgart), Nico Schulz (Hertha BSC), Özkan Yildirim (Werder Bremen), Amin Younes (Borussia Mönchengladbach)

Sturm: Philipp Hofmann (FC Ingolstadt), Kevin Volland (1899 Hoffenheim)

Comunio-Marktwert der Startelf gegen die Färöer: 19,14 Millionen Euro (exklusive Mustafi)

Comunio-Marktwert der letzten Top Elf des Spieltages: 60,78 Millionen Euro


Mit altem Trainer auf neuen Wegen
Das Auftreten der deutschen U21-Nationalmannschaft bei der EM in Israel war mitunter sehr enttäuschend.  Nach zwei Niederlagen gegen die Niederlande und Spanien war man bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Das einstige Aushängeschild der deutschen Jugendarbeit trat eher mit einem B-Kader an. Trainer Rainer Adrion stand ebenso in der Kritik wie Bundestrainer Joachim Löw, der nicht viel davon hält, bereits in der A-Mannschaft eingesetzte U21-Spieler bei einem Junioren-Turnieren auflaufen zu lassen.

Nach dem Turnier musste Adrion also gehen. Sein Nachfolger ist zugleich sein Vorgänger: Horst Hrubesch. Unter dem ehemaligen Kopfballungeheuer wurde Deutschland 2008 U19-Europameister und ein Jahr später U21-Europameister. Hrubesch weiß, wie man mit jungen Spielern umgehen muss. Wie man sie formt und führt. „Entscheidend ist doch, dass die Spieler bei der U21 erstmals selbst Verantwortung übernehmen können und nicht nur dabei sind“, sagt der gebürtige Hammer. Seine offene und ehrliche Art kommt bei den jungen Spielern gut an. Das war schon damals bei Mesut Özil, Sami Khedira und Manuel Neuer so, der sich an seinen U21-Trainer erinnert: „Hrubesch war nicht nur ein Trainer für uns, sondern ein Freund. Das hat er uns von der ersten Minute an gesagt und gezeigt.“ Einhergehend mit dem Trainerwechsel geht auch ein Mentalitätswechsel bei Löw. Ab sofort sollen für die U21, wie schon beim Gewinn des bisher einzigen EM-Titels, die besten deutschen Spieler auflaufen.

Von diesen Spielern fordert Hrubesch Einsatz, Willen und die berühmte Siegermentalität. Seine Spieler sollen „Dreck fressen“.  Im ersten EM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer-Inseln zeigte „seine“ neue U21-Generation, dass sie gewillt ist, das umzusetzen, was Hrubesch ihnen vorgibt. Auf dem Weg zur EM 2015 ist es noch ein langer Weg. Doch spätestens zum ersten Gruppenspiel soll seine Mannschaft dominant agieren. Beim 3:0-Sieg gegen die Färöer war davon bereits einiges zu sehen. Lediglich bei der Chancenauswertung haperte es noch. Natürlich sind die Färöer kein Maßstab, aber es war ein Auftakt nach Maß in eine neue Ära.

Wertvollster Spieler als Kapitän
Anführer dieser neuen Generation soll Kevin Volland (Comunio-Marktwert: 6,3 Millionen Euro, Comunio-Punkte: 33) von der TSG 1899 Hoffenheim sein. Dabei wurde Volland nicht vom Trainer als Kapitän bestimmt, sondern von der Mannschaft vorgeschlagen. Der Hoffenheimer Stürmer ist nicht nur mit einem Comunio-Marktwert von 6,3 Millionen Euro der wertvollste Spieler im gesamten Kader. Er ist auch gemeinsam mit Bernd Leno und Moritz Leitner der erfahrenste Spieler im Trikot des DFB.

Diese drei Spieler sollen auch die Achse im Team von Hrubesch bilden. Sie gehören sicher zu den Spielern, die bereits am konstantesten spielen. Aber: „Die U21 soll auch Spielern helfen, sich zu stabilisieren. Der lange Weg geht nicht immer nur bergauf“, beschreibt Hrubesch. Rückschläge werden kommen. Spieler aus dem Aufgebot verschwinden, andere dazukommen. Das übergeordnete Ziel ist der EM-Titel und vor allem, die Spieler optimal auf den nächsten Schritt, die A-Nationalmannschaft vorzubereiten.

Dass der neue Kader der U21 viel Potential hat, steht außer Frage. Mit Matthias Ginter, Robin Knoche und Shkodran Mustafi stehen gleich drei große Innenverteidiger-Talente im Kader. Im Mittelfeld dürfte neben Volland allen voran Leon Goretzka für Aufsehen sorgen. Der junge Schalker ist einer der großen Hoffnungen für die Zukunft. Er könnte neben Volland zum Leader dieser Truppe werden.  Lediglich im Sturm ist die Elf von Hrubesch nicht gerade rosig besetzt. Gegen die Färöer starteten Moritz Leitner als hängender Stürmer und Philipp Hofmann vom FC Ingolstadt als Sturmspitze. Der von Schalke an Ingolstadt ausgeliehene Stürmer wusste bisher allerdings auch in der 2. Bundesliga durch Tore zu überzeugen (vier Spiele, zwei Treffer). Für ihn ist die U21 sicherlich eine wichtige Bühne, um sich auch international zu präsentieren.

Volland als Captain: „Ein schönes Gefühl“
Zum Dreh- und Angelpunkt ist allerdings Volland geworden. Gegen die Färöer lief der Hoffenheimer noch im Mittelfeld auf und leitete beinahe jede gefährliche Aktion ein. Gegen Irland soll Volland allerdings wieder dort spielen, wo er am liebsten aufläuft: Im Angriff. Dort will der 21-Jährige erneut überzeugen. Über seine neue Rolle als Kapitän und Anführer einer ganzen Fußballer-Generation freut er sich: „Das ist für mich ein schönes Gefühl und eine neue Aufgabe, in die ich zwar erst noch hineinwachsen muss, aber ich nehme sie gerne an.“

Diese „Bürde“ hilft dem gebürtigen Marktoberdorfer dabei, als Spieler und Persönlichkeit weiter zu wachsen, sich zu einem richtigen Bundesliga-Spitzenspieler zu entwickeln. So wie es bei Lewis Holtby seinerzeit war.

Marc-Andre ter Stegen wird gegen Iralnd für Bernd Leno beginnen. Der Gladbacher kennt auch die „alte“ generation und vergleicht: „Es ist natürlich eine komplett andere Truppe als vor einem Jahr. Wir haben zahlreiche Spieler dabei, die einem aus der Bundesliga ein Begriff sind und die Spiele entscheiden können.“ Über seinen neuen Trainer verliert der Torwart nur positive Worte. „Der Trainer hat ganz klare Vorstellungen und macht keinen Hehl daraus, was er von uns erwartet. Wir haben ja immer Druck, das ist klar. Aber für jeden Spieler ist es auch angenehm zu wissen, was er erwartet. Das ist wichtig für uns als junge Spieler“, so ter Stegen. Gegen Irland wird die Truppe von Hrubesch jedenfalls ein ganz anderes Kaliber erwarten als noch gegen die Färöer-Inseln. Aber auch in Sligo will die neue U21-Generation gewinnen. Und damit den nächsten Schritt auf einem steinigen Weg in eine bessere Zukunft machen.