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Julian Draxler und der VfL Wolfsburg – das war eigentlich von Beginn an ein Missverständnis. Die 36 Millionen, die die Wölfe für den Youngster 2015 zahlten, rentierten sich in keiner Weise. Lediglich 92 Punkte holte er in anderthalb Jahren. Die Ehe war demnach für beide Parteien ein Verlustgeschäft. Wie geht’s nun für Draxler weiter?

Im schnelllebigen Fußballgeschäft verliert man relativ rasch den Bezug zum Alter. Mario Götze beispielsweise, der für nicht wenige Leute schon gescheitert ist, befindet sich gerade in seinem 25. Lebensjahr. Früher begann eine große Karriere erst in diesem Alter.

Ähnlich ist es bei Julian Draxler, der mit 17 Jahren und 117 Tagen sein Debüt bei den Profis des FC Schalke 04 gab – das ist nun jetzt sechs Jahre her. Vielleicht ist der frühe Karrierestart auch ein Problem, dass man von den Hochbegabten immer wieder neue Topleistungen erwartet und oftmals vergisst, dass die Jungs erst vor kurzem erwachsen geworden sind.

Im Fall Draxler allerdings muss man konstatieren, dass dem inzwischen 23-Jährigen auch nach seinem Wechsel weg von der heimischen Coach (Schalke) und hin zur neuen Herausforderung (Wolfsburg) der Durchbruch noch nicht gelungen ist. Wirklich überragend agierte Draxler letztmals 2012/13, als er 120 Zähler holte und das erste und bislang einzige Mal dreistellig punktete.

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Dass der Youngster im Sommer 2015 Gelsenkirchen verließ, konnte man damals durchaus verstehen. Er wurde mit 19 als das neue Gesicht der Knappen hochstilisiert und kam letztlich mit der Erwartungshaltung nicht mehr klar. Dass er allerdings ausgerechnet nach Wolfsburg ging, lag eher am Verhandlungsgeschick oder -ungeschick von Horst Heldt. Denn auch Juventus war an Draxler dran, die Alte Dame wollte allerdings nicht die geforderte Ablöse zahlen.

Turnier in Frankreich als Sprungbrett

Also ging es für Draxler nach Wolfsburg, wo er eine solide, aber keine überragende Saison spielte (88 Punkte, sechs Tore, sechs Vorlagen). Bei der EM im Sommer profitierte er von der Reus-Verletzung, erkämpfte sich einen Stammplatz in der Löw-Elf und spielte sich mit starken Leistungen (vor allem im Achtelfinale gegen die Slowakei) in die Notizblöcke der großen Klubs. So soll der FC Arsenal sehr um Draxler gebuhlt haben, doch Wolfsburg war nicht bereit, sein Tafelsilber nach nur einer Saison zu verkaufen.

Aus der heutigen Sicht würde Wolfsburg-Manager Klaus Allofs eine andere Entscheidung fällen, wie er zuletzt zugab, denn es entwickelte sich eine Grundatzdiskussion um Draxler und dessen Wechselwunsch. Letztlich musste Draxler bleiben und spielt nun – wen überrascht’s – eine mehr als durchwachsene Saison.

In elf Spielen war er an keinem Treffer direkt beteiligt, überschaubare vier Punkte hat er anzubieten. Als er am vergangenen Wochenende in der 78. Minute eingewechselt wurde, empfingen ihn die VfL-Fans mit einem gellenden Pfeifkonzert. Das Tischtuch zwischen Draxler und dem VfL Wolfsburg ist spätestens seit diesem Zeitpunkt endgültig zerschnitten. Doch die Frage ist: Wie geht es nun für Draxler weiter?

Was bietet sich nun für Draxler an?

Dass der Nationalspieler den VfL Wolfsburg im Winter verlassen darf, gilt als sicher. Doch unter 25 Millionen dürfte ihn Allofs nicht ziehen lassen. Wohin also? Auf die Insel nach England? Bislang ist noch nichts zu hören von einem abermaligen Interesse der Gunners (zumal Wenger kein Freund von Wintertransfers ist), auch aus Turin gab es noch keine Stimmen in Bezug auf einen möglichen Transfer.

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Aus der Bundesliga wird keiner die geforderte Summe bezahlen können oder wollen. Ein Wechsel zum BVB ist kategorisch ausgeschlossen und der FC Bayern hat tendenziell keinen Bedarf. Einzig ein Leihgeschäft innerhalb der Bundesliga könnte sich anbieten. Vielleicht ja gar eine Rückkehr zum FC Schalke? Es darf zumindest darüber spekuliert werden.

Wichtig ist jetzt nur, dass alle Beteiligten in Wolfsburg die Sache anständig über die Bühne bringen. Dass die Pfiffe Draxler natürlich verletzt haben, ist klar. Womöglich wird Valerien Ismael daher am Wochenende schon auf ihn verzichten, um den Wölfen, die sich im Abstiegskampf und Teamfindungsprozess befinden, jegliche Alibis zu nehmen.

Insofern hat Draxler von nun an vermutlich bis zum 31. Januar Zeit, einen passenden Verein zu finden, bei dem er endlich den so sehnlichst erwarteten nächsten Schritt machen kann. Bei der EM in Frankreich deutete er an, dass er das Potenzial hat, ein Big Player zu werden. Ob ihm das gelingt, wird das Jahr 2017 zeigen. Auch, wenn er dann erst 24 ist.

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