Sieg gegen Wolfsburg im 5-3-2, Klatsche gegen Chelsea im 4-2-3-1: Was ist das System der Zukunft des FC Schalke 04? Comunioblog wägt die möglichen Auswirkungen eines Formationswechsels ab.
Euphorie! 3:0 nach 25 Minuten! Mit der Umstellung auf eine Dreier- bzw. Fünferkette mit den Flügelverteidigern Atsuto Uchida und Christian Fuchs überraschte Roberto di Matteo die Wolfsburger eiskalt. Eine halbe Stunde lang war Schalke 04 im Spiel gegen den Tabellenzweiten klar überlegen, am Ende schaukelten die Gastgeber ein 3:2 nach Hause.
Nur drei Tage später herrscht nach dem bitteren 0:5 gegen den FC Chelsea Ernüchterung. Die Königsblauen präsentierten sich, diesmal wieder im 4-2-3-1-System, ungeordnet und fahrig, was der klare Tabellenführer der Premier League problemlos auszunutzen wusste. Wie geht es nun weiter, Signor di Matteo?
Viele Problemfelder im 4-2-3-1
Fakt ist, dass das System mit Viererkette, Doppelsechs, Spielmacher, Offensiv-Außen und Mittelstürmer zuletzt – auch schon unter Jens Keller – an einigen Punkten hakte. Das Hauptproblem der Schalker war das Aufbauspiel über das zentrale Mittelfeld, das mit der Besetzung Höger-Kirchhoff kaum Impulse nach vorne geben konnte und häufig sogar komplett verwaist war.
Resultierend aus dieser Lücke in der Schaltzentrale agierten die Königsblauen vor dem Wolfsburg-Spiel viel zu oft mit langen Bällen aus der Innenverteidigung. Bei der Partie in Leverkusen beherrschte die Werkself das Zentrum über die kompletten Spieldauer. Gegen Augsburg verhielt es sich ähnlich, was auch ein Grund für die scheinbare Abwesenheit von Spielmacher Max Meyer war.
Durch die Verletzungen der Stammspieler auf den Flügeln, Jefferson Farfan und Julian Draxler, fehlt es offensiv auf den Außenbahnen an Qualität. Sidney Sam konnte sein Potenzial seit der Hinrunde 2013/14 nicht mehr ausgraben, Chinedu Obasi ist nicht konstant genug für einen Champions-League-Aspiranten und Eric-Maxim Choupo-Moting fühlt sich als zweite Spitze wohler.
Gegen Chelsea spielten Choupo-Moting und Aogo auf den Flügeln und blieben weitestgehend völlig harmlos. Anders als im Wolfsburg-Spiel wurden wieder Höger und Kirchhoff auf der Sechs aufgeboten, wodurch sich die altbekannten Fehler im Aufbauspiel ergaben. Dazu kamen individuelle Fehler in der Abwehrkette. Ist eine Abkehr vom 4-2-3-1 die beste Lösung?
Das Potenzial des 5-3-2
Wir sagen: Vorerst schon. Das aktuell verfügbare Schalker Spielermaterial eignet sich für andere Systeme besser. Dass das 5-3-2 eine Option ist, wurde in der Partie gegen Wolfsburg deutlich. Durch die starke Besetzung des Zentrums mit Boateng als diagonal vorstoßende, unberechenbare spielerische Komponente sorgte Schalke für wesentlich mehr Gefahr als noch in den Spielen zuvor.
Auch im Aufbauspiel ergaben sich einige Veränderungen. Die sehr offensiv agierenden Außenverteidiger verschoben häufig auf Höhe der Mittelfeldspieler und wurden dann in Szene gesetzt, um den Ball schließlich den in Spielrichtung ausgerichteten Achtern, Höger und Boateng, zuzuspielen.
Vor allem Kevin-Prince Boateng ist ein Profiteur dieses Systems. Als Teil der Doppelsechs hatte er weniger Absicherung, als alleinige Zehn weniger Freiheiten in seinem Laufverhalten. Vor allem in der ersten Halbzeit konnte Boateng seine Stärken im Offensivspiel immer wieder zur Geltung bringen. Nach bisher schwachem Saisonverlauf sammelte der 27-Jährige am letzten Wochenende starke 8 Comunio-Punkte.
Gegen Wolfsburg stimmte in Schalkes neuem System jedoch längst noch nicht alles. Ein klassischer Schwachpunkt im 5-3-2 ist die Konteranfälligkeit über die Flügel. Sind die Außenverteidiger zu weit aufgerückt, ergeben sich bei schnellem Umschalten nach Ballgewinn des Gegners Freiräume auf der Seite.
VfL-Trainer Hecking erkannte die Schwäche der sehr offensiv spielenden Uchida und Fuchs und verstärkte seine Flügel durch die Verschiebung von de Bruyne und Vieirinha in der zweiten Halbzeit. Schon zuvor fiel das 1:3 über Schalkes rechte Abwehrseite. Nach der Pause kamen die Wölfe schließlich deutlich besser ins Spiel.
So geht es bei Comunio weiter
Dennoch ist insgesamt festzuhalten, dass das 5-3-2-System auf die Stärken des aktuell verfügbaren Kaders deutlich besser zugeschnitten ist als das 4-2-3-1. Insofern wäre ein Systemwechsel bis zur Rückkehr der starken Flügelspieler Farfan und Draxler ein logischer Schritt.
Ein wichtiger Baustein könnte dabei Joel Matip werden, da Felipe Santana die nötige Stabilität fehlt. Matip ist inzwischen wieder fit und wird sich seinem Trainer in den kommenden Wochen wieder aufdrängen. Bei Comunio macht den knapp 2 Millionen Euro teuren Verteidiger auch seine Vielseitigkeit zu einer möglicherweise lohnenden Anlage.
Auch Leon Goretzka könnte im Dezember, spätestens jedoch in der Rückrunde, wieder ins Geschehen eingreifen. Da es Schalke im zentralen Mittelfeld an Kreativität mangelt, wird der 19-Jährige systemunabhängig gute Chancen auf einen Stammplatz haben, wenn er an seine Leistungen aus der vergangenen Rückrunde anknüpfen kann.
Mit Einbindung der regenerierten Flügelpieler Farfan und Draxler könnte in Zukunft auch ein asynchrones 4-3-3 mit Matip und Höwedes in der Innenverteidigung, Neustädter auf seiner stärksten Position vor der Abwehr und den Impulsgebern Goretzka und Boateng in den Halbräumen im Mittelfeld zu einer Option werden. Das allerdings ist pure Spekulation und Zukunftsmusik.