In rund zwei Wochen startet die Bundesliga in die Rückrunde. Comunioblog wirft einen Blick auf die Teams und schätzt zugleich die Vorrunde ein. Heute: Hannover 96.  

Die Situation: Von Europa träumt in Hannover niemand. Nicht mehr jedenfalls. Denn die Hinrunde ist den Niedersachsen gründlich missraten. Mit mageren 18 Zählern steht Hannover 96 auf Platz 13 der Bundesliga-Tabelle, vom SC Freiburg auf dem Relegationsplatz trennen Hannover gerade mal vier Punkte.

Da liegt es nah, dass der Blick der Hannoveraner in der Rückrunde vor allem auf die untere Tabellenhälfte gerichtet sein wird. Denn es gilt, sich so früh wie möglich aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, um am Ende nicht unnötig in Turbulenzen zu geraten.

Unnötig, weil Hannover 96 eigentlich in den Niederungen des Abstiegskampfes nichts zu suchen hat. Würden nur die Heimspiele gewertet, stünde der Verein auf Platz sechs, punktgleich mit Borussia Dortmund und mit besten Aussichten, das internationale Geschäft zu erreichen. Würden aber nur die Auswärtsspiele gewertet, wäre Hannover so gut wie abgestiegen. Das Problem: Aus acht Begegnungen auf fremdem Platz hat Hannover nicht einen einzigen Punkt mitgenommen. So auswärtsschwach war zuletzt Eintracht Frankfurt – vor 25 Jahren!

Cherundolo: „Zu wenig für unsere Ansprüche“

Als die Roten am 17. Spieltag ihr Gastspiel beim SC Freiburg mit 1:2 verloren hatten, sagte Torwart Ron-Robert Zieler: „Was wir auswärts zeigen, ist kein Erstliga-Niveau. Das ist peinlich!“ Bereits eine Woche vorher, nach Hannovers glücklichem 3:3 gegen Nürnberg, nannte Kapitän Steven Cherundolo das Kind beim Namen: „Das ist zu wenig für unsere Ansprüche.“

Also kam es, wie es im Profi-Fußball immer kommt, wenn es nicht läuft: Trainer Mirko Slomka musste gehen. Sportdirektor Dirk Dufner erklärte kurz vor Silvester: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber gemeinsam haben wir die Überzeugung, etwas verändern zu wollen.“ Slomkas Nachfolger ist Tayfun Korkut, eine „Risiko-Entscheidung“, wie Klubchef Martin Kind ehrlich zugab. Denn Korkut ist in Deutschland ein eher unbeschriebenes Blatt.

Und seine Aufgabe in Hannover ist alles andere als ein Anfänger-Job. In der Hinrunde konnte Slomka nicht ein einziges Mal die gleiche Startelf aufstellen – lediglich Ron-Robert Zieler und Leon Andreasen standen in allen 17 Spielen auf dem Feld. Zum Teil liegt das an Verletzungen – besonders schwer wiegt der Ausfall von Stürmer Didier Ya Konan -, zum Teil aber auch an der harten Gangart mancher Spieler: Mit 47 Karten allein in der Hinrunde führen die Hannoveraner die Treter-Tabelle der Bundesliga an.

Rudnevs kommt, Diouf wird wohl gehen

Eine wichtige Personalie ist außerdem Mame Diouf. Aktuell sieht es so aus, als würde der Stürmer Hannover noch im Januar verlassen. Sein Vertrag läuft zwar im Sommer aus, Martin Kind bestätigte aber zuletzt, dass man Diouf auch für einen Wechsel im Winter keine Steine in den Weg legen wolle: „Dioufs Signale sind so, dass er den Verein verlassen will, auch jetzt schon. Wir sind dafür offen.“ Sicherlich auch, um an einem Transfer noch ein wenig Geld zu verdienen. Als mögliche Käufer werden Stoke und Cardiff City, West Ham United und Trabzonspor gehandelt.

Auch, wenn Coach Korkut noch bemüht ist, Diouf zu halten, sorgt die Führungsetage bei Hannover 96 vor. So wurde mit Artjoms Rudnevs ein bulliger Stürmer geholt, er wechselt auf Leihbasis vom Hamburger SV nach Hannover. Zunächst wird nur eine Leihgebühr von einer halben Million Euro fällig, sollte Hannover anschließend von der Kaufoption Gebrauch machen, weitere zwei Millionen. Rudnevs war schon unter Ex-Trainer Mirko Slomka ins Visier der Hannoveraner geraten.

Außerdem ist Hannover noch an dem jungen Chilenen Nicolas Castillo dran. „Es ist nichts unterschrieben, aber wir sind deutlich an ihm interessiert“, bestätigte Martin Kind gegenüber der „Neue Presse“. Demnach gehe es nur noch „um Kleinigkeiten“. Angeblich würde Hannover für den Transfer des 20-jährigen Stürmers, der noch im Dienst des chilenischen Klubs CD Universidad Catolica steht, rund drei Millionen Euro locker machen.

Hamburger SV: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Nach kurzem Aufschwung unter van Marwijk versinkt der Hamburger SV wieder im Mittelmaß und muss sich mit dem Abstiegskampf befassen. Vor allem die Defensive bereitet Sorgen.

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Das sagten wir zu Saisonbeginn: „Ein Umbruch steht bevor“, kündigte der Kollege Habicht vor der Saison an. Wegen des Weggangs gestandener Spieler – darunter da Silva Pinto, Abdellaoue, Rausch und Chahed – vermuteten wir schon, dass den 96ern eine schwere Saison bevor stehen würde.

Man dürfe nicht zu viel erwarten, warnten wir weiter. Mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld müsse man daher schon zufrieden sein. Es ist zu vermuten, dass man diesen Mittelfeld-Platz in Hannover aus heutiger Sicht ungesehen kaufen würde.

Comunio-Player to watch: Szabolcs Huszti. Der Mittelfeld-Spieler ist nach der Hinrunde der beste Hannoveraner, 61 Comunio-Punkte gehen auf sein Konto. Sechs Tore erzielte er bisher selbst, drei davon nach Elfmetern, sechs weitere Treffer bereitete er vor.

Mit 5,6 Millionen Euro ist er aktuell der teuerste Hannoveraner – und durchaus eine Investition wert! Vor allem, wenn man voraussetzt, dass es für Hannover 96 in der Rückrunde etwas besser läuft als bisher.

Prognose: Klubchef Martin Kind sagte zuletzt, dass es doch schön wäre, wenn man am Ende der Saison auf Platz zehn stünde. Ein frommes Ziel – und kein bisschen zu hoch gegriffen. Denn Hannover war zu Hause bisher stark, von neun Spielen entschieden sie fünf für sich, dreimal stand es am Ende unentschieden und nur ein Spiel ging verloren.

Setzen die 96er das fort und gewinnen zusätzlich auch noch das eine oder andere Auswärtsspiel, dann werden sie mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben. Platz zehn ist machbar – und sollte auch als Ziel ausgegeben werden. Von Europa träumt in Hannover ja ohnehin niemand mehr.

Du bist noch kein Comunio-Manager? Das solltest Du ändern!