Nach kurzem Aufschwung unter van Marwijk versinkt der Hamburger SV wieder im Mittelmaß und muss sich mit dem Abstiegskampf befassen. Vor allem die Defensive bereitet Sorgen.

Die Situation: Wo der Hamburger SV wirklich steht, weiß wohl keiner so richtig – nicht einmal die Verantwortlichen des HSV. Nach schlechtem Saisonstart musste Fink gehen. Mit dem Niederländer Bert van Marwijk kam ein erfahrener Trainer, der vor allem die Defensive stärken wollte. Geändert hat sich allerdings nicht viel. Konnte Fink während seiner Amtszeit in der Hansestadt noch 1,28 Punkte im Schnitt holen (bei 68 Spielen), bringt es van Marwijk nur auf 1,25 Punkte pro Spiel (bei 12 Spielen). Zwar kam unter van Marwijk in den ersten Spiele eine Art Aufbruchstimmung hervor, man schielte sogar wieder leicht nach oben, denn man holte immerhin acht Punkte aus vier Spielen.

Allerdings verschleierte vor allem der 5:0-Kantersieg gegen den 1. FC Nürnberg die Lage. Spätestens als es gegen Borussia Mönchengladbach (0:2) und Bayer 04 Leverkusen (3:5) zu einer Standortbestimmung kam, war auch den größten Optimisten klar: Der Hamburger SV ist noch weit von einem Platz im gesicherten Mittelfeld oder gar von den internationalen Rängen entfernt.

Schlechteste Defensive der Liga

Vor allem die Defensive, die van Marwijk als Bondscoach während der WM 2010 bei den Niederländern enorm stabilisieren konnte, bröckelt. Mit 38 Gegentoren hat der HSV gemeinsam mit der TSG 1899 Hoffenheim die schlechteste Defensive der Liga und kassiert pro Spiel im Schnitt 2,2 Tore pro Spiel. Es ist wie so oft bei den Hamburgern: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt eine große Differenz. Immerhin verfügt man aber über eine konstante Achse in der Offensive, die Besserung verspricht. Mit Rafael van der Vaart, Hakan Calhanoglu und allen voran Pierre-Michel Lasogga verfügrt der HSV über drei starke Offensivkräfte, die im Vollbesitz ihrer Kräfte den Unterschied ausmachen können.

Für van Marwijk gilt es nun, diese Kräfte zu bündeln und vor allem, die Defensive zu stärken. Hatte man mit Heiko Westermann in der letzten Spielzeit noch einen soliden und starken Verteidiger, hingt „HW4“ derzeit seiner Form her. Das liegt auch daran, dass Westermann inzwischen als rechter Verteidiger gesetzt ist. Eine Position, die der nicht immer sprintstarke Defensivspieler nur ungern besetzt. Auch Johan Djourou zeigt zu schwankende Leistungen um als richtiger Abwehrchef zu fungieren. Einzig Marcell Jansen zeigt auf der linken Abwehrseite konstante Leistungen derzeit.

In Sachen Transfers hat sich auch noch nicht viel getan. Lediglich Artjoms Rudnevs verlässt bisher den Verein in Richtung Hannover. Für ihn will van Marwijk einen mindestens adäquaten Ersatz in der Offensive bekommen.

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Das sagten wir zu Saisonbeginn: „Große Ziele, kleines Portemonnaie“ war die Marschroute des HSV, die wir vor dem Saisonbeginn preis gaben. Bereits vor der 51. Bundesliga-Saison stellte Kollege Robbers fest, dass das Ziel „internationales Geschäft“ wahrlich ein kühnes sei. Mit 16 Punkten aus 17 Spielen hat der HSV derzeit gewiss andere Sorgen. Immerhin liegt man nur zwei Zähler vor dem Relegations- und fünf Zähler vor dem ersten direkten Abstiegsplatz.

Der Kader der Hamburger SV im Überblick

Wie groß die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist, zeigt die Aussage von Neu-Sportchef Kreuzer vor der Spielzeit: „Europa ist aber kein Muss.“ Für den HSV geht es in dieser Saison, wie bereits prognostiziert, nicht um Europa, sondern eher gegen den Abstieg. Dass dem HSV, der nur wenig Geld für Neuzugänge parat hatte und mit Son einen Leistungsträger abgeben musste, eine schwere Saison bevorstand, war klar. Nun gilt es, sich sicher über die Spielzeit zu bringen und die Liga zu halten.

Comunio-Player to watch: Marcell Jansen. Vor der Hinrunde hatten wir mit Milan Badelj einen durchaus guten Riecher, was den Comunio-Player to watch anging. Immerhin gehört der defensive Mittelfeldspieler mit 34 Zählern zu den besten HSV-Akteuren. Für die Rückrunde prognostizieren wir allerdings, dass Marcell Jansen in den Fokus rücken wird. Zwar zeigte Jansen mit insgesamt 33 Punkte eine solide, aber durchaus ausbaufähige Leistung in der Hinrunde. Dennoch: Jansen ist derzeit an einem beinahe schon rekordverdächtigen Marktwert-Tief angekommen (2,5 Millionen Euro) und damit zum echten Defensiv-Schnäppchen avanciert.

Durch seine offensive Ausrichtung als Linksverteidiger schaltet er sich immer gerne vorne mit ein und kann damit für Gefahr vor dem gegnerischen Tor sorgen. Außerdem dürfte die Aussicht auf eine WM-Teilnahme im Trikot mit dem Adler auf der Brust Anreiz genug sein für Jansen, sich in der Rückrunde nochmal mächtig zu steigern. Die Anlagen hat der Nationalspieler zweifelsfrei.

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Prognose: Im Grunde bringt der HSV alles mit, um die Saison zumindest sorgenfrei im Mittelfeld zu überstehen. Aber enorme Leistungsschwankungen nach oben und unten, lassen kein rechtes Bild über die Leistungsstärke der Hamburger zu. Allerdings gilt festzuhalten: Wenn van der Vaart, Lasogga und Calhanoglu verletzungsfrei bleiben, ist das Team mit der Raute in der Offensive gut aufgestellt. Dazu noch eine Verstärkung in der Offensive, die weitere Qualität auf den Rasen bringt, und Hamburg dürfte offensiv gerüstet sein.

Defensiv muss es van Marwijk schaffen, Westermann aus dem Formtief zu holen (und vielleicht wieder bei adäquatem Ersatz auf dem rechten Verteidigerposten) und in die Mitte zu stellen. Westermann und Djourou gehören nämlich auch nicht zum schlechtesten Innenverteidigerpaar in der Bundesliga. Zudem haben Badelj und der Ex-Aachener Arslan gezeigt, dass sie das defensive Mittelfeld ordnen und koordinieren können.

Aber insgesamt fehlt es dem HSV noch an der nötigen Abstimmung und Konstanz, um mit dem Abstiegskampf nichts zu tun zu bekommen. Diese Grundlagen sollten in der Winterpause aber gelegt werden. Ein Platz im Mittelfeld ist definitiv drin.

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