huub stevens und der vfb stuttgart

Die wohl grausigste Figur der Rückrunde macht der VfB Stuttgart. Sechs Niederlagen und ein Unentschieden demonstrieren eindrucksvoll den Zusammenbruch der Schwaben unter Ex-Trainer Thomas Schneider. Mit der Installation des erfahrenen Huub Stevens soll nun die Katastrophe Abstieg abgewendet werden. Ersten Eindrücken zufolge, verbreitet die Ankunft des holländischen Routiniers Hoffnung im Schwabenland.

In gewisser Weise hofft man in Stuttgart auf den “Slomka-Effekt“. Ähnlich wie beim Hamburger SV, erwartet man in der Führungsebene eine Reaktion der Mannschaft, durch den vollzogenen Trainerwechsel. Der HSV gibt für eine derartig erhoffte Reaktion ein tolles Vorbild ab. Direkt nach der Installation von Mirko Slomka als Chefcoach der Hanseaten, gab es einen verdienten 3:0 Heimsieg gegen Borussia Dortmund. Dass der neue VfB-Coach Huub Stevens und Hamburgs Lieblingsschwiegersohn-Typ Mirko Slomka jedoch zwei völlig verschiedene Trainercharaktere sind, steht außer Frage. Nichtsdestotrotz ist man beim VfB zuversichtlich, dass Stevens genau der richtige Typ für die Kehrtwende ist und Franz Beckenbauer geht sogar noch einen Schritt weiter und befürwortet die Verpflichtung gegenüber dem TV-Sender “SKY“ mit folgenden Worten: “Wenn es einer schafft, die Stuttgarter da unten rauszubringen, dann ist es Stevens.“

Die Loser des Monats: Der VfB Stuttgart thront ganz oben

Gleich vier Spieltage gehen in die Wertung zum Loser des Monats ein. Vedad Ibisevic war nur zwei Spiele davon dabei - und ist trotzdem der Loser des Monats. Generell schneidet der VfB Stuttgart schlecht ab.

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Die Null muss stehen!

Für jeden neuen Trainer heißt die erste Aufgabe: Team und Umfeld kennenlernen und dann an der richtigen Stelle ansetzen! Beim VfB Stuttgart ist die Problemzone schnell erkannt: Man fängt zu viele Gegentreffer. Stolze 51 sind es bisher an der Zahl. Besonders entscheidend für die vielen Punkverluste in der Vergangenheit, sind die typischen Gegentreffer in den Schlussminuten. Wie beispielsweise im letzten Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig oder auch in der Partie zuvor gegen Eintracht Frankfurt. Beide Spiele hätte der VfB gewinnen können, wenn nicht sogar müssen! Angst und eine gewisse mentale Stärke fehlt den Stuttgartern in solchen Momenten und genau da will der holländische Routinier ansetzen.

Huub Stevens ist bekannt für seine “Die Null muss stehen Mentalität“. Taktisches Verschieben und Disziplin gehören zu seinen Tugenden und sind daher unabdingbar für ein erfolgreiches Defensivverhalten. Wie akribisch Stevens arbeitet wird schon bei seinen ersten Trainingseinheiten deutlich: schon beim Warmlaufen stellt er seine Spieler auf deren Positionen, so dass selbst beim Warmlaufen das Gefühl für das Mannschaftsgefüge in Fleisch und Blut übergeht.

Interessant wird sein zu sehen, wie Stevens seine Vierer-Abwehrreihe formiert. Unter Schneider wurde in den letzten Partien viel gemischt und ausprobiert. Daniel Schwaab beispielsweise fand sich wie Youngster Antonio Rüdiger mal auf den Außen, mal in der Innenverteidigung wieder. Die etatmäßigen Links- und Rechtsverteidiger Konstantin Rausch und Gotoku Sakai standen mal in der Anfangsformation, dann wieder nicht. Logische Konsequenz: es kam keine Ruhe und vor allem keine Eingespieltheit in die Defensive.

Hier muss Stevens ansetzen, Vertrauen schenken und die Innenverteidigung stabilisieren. Antonio Rüdiger beispielsweise, der viel Potential besitzt und seine Qualitäten wie Robustheit und Kopfballstärke eindeutig in der Zentrale hat, sollte ein Routinier wie Karim Haggui an die Seite gestellt werden. Georg Niedermeier wäre sicher auch eine Option. Auf den Außen kann man beim VfB auf Schnelligkeit und Zug zum Tor bauen. Hierfür hat man mit Rausch und Sakai zwei optimale Lösungen. Auch der schussstarke Arthur Boka kommt hier zweifellos in Frage.

Ist Stuttgarts Bubi-Kurs unter Huub Stevens in Gefahr?

Es wurde viel gemunkelt, ob unter dem 60-jährigen Trainer der Jugend-Kurs des VfB Stuttgart abgestellt wird. Nachdem sich in den letzten Wochen der Eindruck aufgedrängt hat, dass Stuttgarts Youngster wie Antonio Rüdiger, Rani Khedira oder auch Supertalent Timo Werner, mit dem Druck im Abstiegskampf überfordert sind, gingen viele Experten davon aus, dass Neu-Coach Stevens wieder auf erfahrende Spieler setzt. Und mit Sicherheit hat es seine Vorteile, in einer solch druckvollen Phase, eine gewisse Ruhe in die oft ziemlich verunsichert erscheinende Mannschaft zu bringen. Doch auf der vorgestrigen Pressekonferenz stellte der Niederländer klar: “Bei mir geht es absolut nicht darum, ob ein Spieler alt oder jung, schwarz oder weiß ist. Ich habe lieber einen 18-Jährigen, der Leistung bringt, als einen 35-Jährigen. Denn der 18-Jährige hat Zukunft, beim 35-Jährigen muss man vielleicht mal an ein Karriereende denken.“ Stevens stellte sich damit demonstrativ hinter das Stuttgarter-Jugend-Konzept!

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Ob deine Saison erfolgreich verläuft, hängt stark davon ab welche Spieler in deinem Team sind. Doch hinter den Kulissen stellt sich dem Manager schon weitaus vorher eine Frage: Welche Formation spiele ich?

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Nichtsdestotrotz heißt der kurzfriste Fokus: Abstiegskampf und diesen wird Huub Stevens wohl nicht allein durch auf Youngster setzen erfolgreich bewältigen können. Stevens muss die Balance zwischen Jung und Alt finden. Überfordert wirkenden Spielern, wie einem Rani Khedira muss schon im Training ein wiedergenesener Christian Genter an die Seite gestellt werden. Hier muss Kommunikation fließen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufgebaut werden. Keine leichte Aufgabe für den neuen Trainer des VfB Stuttgart, vor allem wegen der fehlenden Zeit. Auch ein Timo Werner, der über herausragende Qualitäten verfügt, sollte nicht einfach durch einen erfahrenen Cacau ersetzt werden. Stattdessen muss viel mehr geredet und motiviert werden: Know-How der alten Hasen muss in die Köpfe der jungen Wilden!

Sehnlichst erwartet wird die Rückkehr von Vedad Ibisevic. Der Bosnier ist und bleibt die Lebensversicherung des VfB und das wird sich auch unter Huub Stevens nicht ändern! Was sich jedoch vielleicht ändern kann, ist der eigene Umgang  mit seinem Temperament. Derartig dumme und die ganze Mannschaft schwächende Rote Karten wie im Spiel gegen den FC Augsburg, dürfen nicht wieder vorkommen, besonders nicht im Abstiegskampf! Ein erfahrener Fußballlehrer, wie es Stevens einer ist, kann eventuell sogar einen Vedad Ibisevic zähmen und vor solchen Dummheiten schützen.