Awoniyi-Nachfolger? Siebatcheu kommt aus Bern

Foto: © imago images / Geisser
Awoniyi wechselt nach England. Bei Union Berlin hinterlässt das eine klaffende Lücke. Nun starten die Duelle um den frei gewordenen Stammplatz. Wer spielt kommende Saison an der alten Försterei neben dem gesetzten Sheraldo Becker?

Awoniyi-Abgang hinterlässt ein riesiges Loch

Bei seinem Wechsel zu Union Berlin war Taiwo Awoniyi kein Unbekannter. Seine erste Leihe ging zum FSV Frankfurt in die zweite Liga. Über den NEC Nijmegen, Royal Mouscron, KAA Gent und erneut Mouscron landete er schließlich in Mainz. Dort konnte er nicht vollends überzeugen. Bei Union Berlin reifte er zu einem Stürmer mit Top-Format – und zum Leistungsträger der Eisernen.

Nicht nur seine 34 Scorerpunkte (25 Tore, 9 Assists) in zwei Saisons werden dem Hauptstadtklub fehlen. Auch seine Spielanlage, als schneller, aber trotzdem physischer Spieler, ist nicht allzu häufig verbreitet. Er kann in die Tiefe starten, aber auch als Anspielstation dienen. Dieses wegfallende Element gilt es für Trainer Urs Fischer aufzufangen.

Neuzugang Siebatcheu – der logische Awoniyi-Nachfolger?

Pünktlich am 30.06, einen Tag vor Saisonwechsel und offiziellem Abgang Awoniyis, präsentierte man einen Neuzugang  Jordan Siebatcheu, in den USA auch unter Pefok – dem Mädchennamen seiner Mutter – bekannt, kommt vom Schweizer Top-Klub BSC Young Boys zu Union Berlin. In der Super League war er vergangene Saison mit 22 Toren der beste Torjäger der Liga.

Auf diese 22 Tore legte er noch vier Vorlagen drauf. Siebatcheu bringt zudem Champions League-Erfahrung in die Hauptstadt. In der Qualifikationsrunde sorgte er mit drei Toren und einer Vorlage für das Weiterkommen in die Gruppenphase zwei Mal – gegen Manchester United und Atalanta Bergamo. Ein echter Goalgetter also, wie man ihn in Taiwo Awoniyi verloren hatte?

Nicht ganz. Er ersetzt das physische Element vollumfänglich, bietet mit seinen 1,90m sogar ein Upgrade zum 1,83m-kleinen Awoniyi. Doch auch wenn er in Sachen Abschlussqualität mithalten kann, fehlt das Tempo-Element nahezu komplett. Tiefenläufe aus einem Defensivblock, der in der eigenen Hälfte verteidigt, sieht man von ihm eher selten. Auch im Strafraum ist er längst nicht so beweglich. Dadurch ist er auf präzisere Anspiele angewiesen und erläuft sich die Bälle nicht einfach selbst.

 

 
 
 
 
 
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Interne Lösungen: Michel und Behrens wollen sich anbieten

Genau beim Thema Geschwindigkeit und Beweglichkeit punktet Sven Michel. Der bereits 31-Jährige hat beides trotz seines Alters noch nicht verloren. Er ist schneller, beweglicher und daher näher am Umschalt-Fußball dran, den Union Berlin gerne spielt. Ein Ausrufezeichen setzte er auch im ersten Testspiel, bei dem er aus einer Mittelfeld-Position heraus noch zwei Tore erzielte. Eines davon sofort in der ersten Spielminute.

Dabei zeigte er vor allem ungewohnte Qualitäten: Beide Tore erzielte er per Kopf. Ähnlich wie Awoniyi ist Michel kein Riese (1,79m). Kann er das physische Element auffangen, ist er der komplettere Awoniyi-Ersatz. Und das aus den eigenen Reihen. Er brauchte etwas, um nach dem Wintertransfers in seine Torjäger-Laune aus der Hinrunde (21 Scorer in 19 Partien für den SC Paderborn) zurückzufinden, doch drei Tore und zwei Vorlagen in den letzten sechs Bundesliga-Partien ließen aufhorchen. Der Stammplatz-Anspruch steht.

Weniger erfolgreich lief es für Kevin Behrens. Der spielte mit wettbewerbsübergreifend fünf Toren und vier Vorlagen zwar eine ordentliche Hinrunde, kam in der Rückserie jedoch an der starken Konkurrenz nicht vorbei und stand teilweise gar nicht im Kader der Eisernen. Wenn er den freigewordenen Stammplatz angreifen will, müsste er enorm zulegen. Unwahrscheinlich, dass Behrens in Frage kommt.

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Michel oder Siebatcheu – wer folgt auf Awoniyi?

Eine detaillierte Prognose wird natürlich schwer. Es steht noch ein Monat Vorbereitung zwischen heute und dem Bundesliga-Start. Trotzdem dürfte Sven Michel derzeit die Nase vorn haben. Er ist zwar nicht der identische Spielertyp zu Awoniyi, bringt jedoch die meisten Elemente wieder ins Spiel und ist derzeit in überragender Form. Dazu kennt er den Verein, die Stadt und die Liga – die Eingewöhnungszeit ist rum.

Doch auch Jordan Siebatcheu wird seine Einsätze für Union Berlin bekommen. Nach einem starken fünften Tabellenplatz werden die Ansprüche an Union steigen und man wird mehr selbst agieren müssen, anstatt tiefstehend abzuwarten. In diesen Momenten glänzt Siebatcheu dann als Strafraumstürmer. Durch die Winter-WM und die Europa League-Teilnahme sind ohnehin genug Spielminuten zu verteilen.

Neben den beiden Stammplatz-Duellanten und Behrens gibt es mit Jamie Leweling und Andreas Voglsammer noch zwei weitere Herausforderer für den Platz neben Sheraldo Becker, der aktuell unangefochten sein dürfte. Doch beide sind eher Spielertyp Becker und in Flügel-orientierten Rollen daheim. Gut möglich, dass es für sie spannend wird, sollte Union – wie zuletzt im Testspiel – fest auf ein 4-3-3 umstellen. Dann wäre auch Michel eine Option für den Flügel und könnte zusammen mit Siebatcheu auflaufen.

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