Dass Red Bull Geld in Fußballvereine pumpt, schmeckt nicht jedem. Zwei Studenten aus Hannover bringen mit „5gegen2“ einen alternativen Energydrink für Fußballromantiker auf den Markt – ohne selbst daran zu verdienen. Wir haben mit dem Mitinitiator Tobias Meyer gesprochen.

„5 gegen 2“ – da fragt man sich zunächst: Wer sind die fünf, wer die zwei?
Der Name ist von dem bekannten Aufwärmspielchen übernommen. Wir sehen uns als die zwei Innenspieler, die versuchen, dem vermeintlich übermächtigen Gegner den Ball abzujagen. Wie die Amateurfußballer unter uns wissen, gelingt das nur mit Einsatz und Intelligenz. Eine metaphorische Bedeutung, die uns sehr gefiel. Wer sich hinter den Fünfen versteckt, darf jeder für sich interpretieren.

Kämpft ihr in erster Linie gegen die Red-Bull-Vereine?
Generell kämpfen wir viel lieber für etwas. 5gegen2 ist ein Energiegetränk für Fan- und Fußballkultur. Da diese durch die zunehmende Kommerzialisierung in unserem Sport beeinträchtigt wird, involviert das aber auch den Kampf gegen aktuelle Entwicklungen im Fußball. Die von Ihnen angesprochenen „Vereine“ (lacht) stellen für uns eine Speerspitze auf diesem Feld dar.

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Wie sieht euer Plan genau aus? Was hofft ihr zu erreichen?
Erstmal möchten wir die erste Produktion des Getränkes realisieren und damit dann möglichst viele Amateurvereine und Fanprojekte unterstützen. Das nächste Spiel ist bekanntlich immer das Schwerste.

Die Idee, einen eigenen Energy-Drink zu brauen, ist nicht gerade alltäglich. Wie kam es dazu?
Es entstand an einem WG-Abend aus einer Bierlaune heraus. Wir wollten etwas erschaffen, was über die bloße Anklage hinausgeht. Das eigene Energiegetränk war ein Spontaneinfall. Am selben Abend haben wir uns aber noch die Hand darauf gegeben, das Ganze durchzuziehen.

In den letzten Wochen habt ihr viel Zustimmung und mediales Interesse geerntet. Überrascht es euch, dass das Projekt derart großen Anklang findet?
Durchaus. Es gibt keine schönere Bestätigung für seine Sichtweisen als Gleichgesinnte zu finden. Auch das mediale Interesse hat uns überrascht. Vor allem auch, weil wir uns darüber vorher keine Gedanken gemacht haben.

Gab es auch schon eine Reaktion von Red Bull?
Nein.

»Diese Entwicklungen sind für Fußballromantiker schwer zu verdauen«


Beim Zweitliga-Spiel zwischen Union Berlin und RB Leipzig protestierten die Union-Fans schwarzgekleidet und schweigend gegen Red Bull und das Aussterben der Fußballkultur. Wie fandet ihr diese Aktion?
Wir haben das mit Interesse verfolgt. Die Intention der Choreo gefiel uns natürlich. Das Spielergebnis übrigens auch. Einzig die 20.000 Plastiktüten, die für die Choreo verteilt wurden, sehen wir unter ökologischen Aspekten kritisch. Aber generell: Eindrucksvoll.

Für welchen Verein schlägt euer Herz?
Für den SV Werder und die Borussia aus Dortmund.

Neben Vereinen wie RB Leipzig sind auch sogenannte Scheich-Clubs wie Manchester City oder Paris Saint-Germain in Fankreisen unbeliebt. Wie steht ihr zu diesen Vereinen?
Immer wenn jemand kommt, einen Verein übernimmt und für seine Zwecke missbraucht, ist das mehr als bedenklich. Häufig bleiben neben kurzeitigem sportlichen Erfolgen nur Scherben, auch in Form von Überschuldung, zurück, von denen sich ein Verein nie wieder erholt.

Auch Teams wie Borussia Dortmund oder der Hamburger SV setzen vermehrt auf Investoren. Ist euch das ein Dorn im Auge?
Sicher sind auch diese Entwicklungen für jeden Fußballromantiker schwer zu verdauen. Dennoch ist eine Differenzierung von Fall zu Fall erforderlich. Solange eine Partnerschaft angestrebt ist, bei der der Verein das Zepter des Handelns behält, ist dies sicher nachhaltiger als Vereinsübernahmen oder die Kreation von eigenen Vereinen. Insgesamt bleibt natürlich trotzdem ein sehr fader Geschmack. Bei nahezu allen Bundesligisten handelt es sich zweifelsohne vorrangig um Wirtschaftsunternehmen.

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»Dann bräuchten wir uns in keinem Stadion mehr sehen lassen!«


Wie jede Initiative hat auch diese Kritiker auf den Plan gerufen. Wie antwortet ihr den Leuten, die euch Kommerzgeilheit und Doppelmoral vorwerfen?
Mit vollständiger Transparenz und Kostenübersicht. Wie sich der Preis einer Flasche zusammensetzt, wird auf unserer Website haarklein aufgedröselt. Wir denken, dass nur so eine für alle Seiten faire Lösung entstehen kann.

Pro verkaufte Flasche gehen 20 Cent an Fanprojekte und Amateurvereine – das heißt, der gesamte Gewinn wird gespendet. Ihr könntet euch doch zumindest die Hälfte in die eigene Tasche wirtschaften…
Könnten wir. Doch dann bräuchten wir uns sicher in keinem Stadion mehr sehen lassen. Und mal im Ernst: Über Geld haben wir nie gesprochen, bis die Frage durch Medien aufgekommen ist. Die Erfahrungen, die wir bislang gemacht haben, sind ohnehin eine deutlich schönere Bezahlung.

Das Projekt erfordert viel Zeit, die ihr neben Studium und Nebenjob aufbringen müsst. Der Verwaltungsaufwand wird mit Sicherheit weiter steigen. Wie bekommt ihr alles unter einen Hut?
Bislang können wir den zeitlichen Aufwand meistern. Auch weil hinter uns ein Kollektiv an weiteren Personen steht, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. Generell versuchen wir, Strukturen, Wege und Entscheidungsprozesse möglichst kurz und unbürokratisch zu gestalten. Dirk und mich trennt beispielsweise nur eine Wand. Allein das macht vieles einfacher.

Noch ist „5 gegen 2“ nicht gebraut. Wann kommt das tatsächliche Getränk auf den Markt?
Wir befinden uns gerade im Crowdfunding – das läuft bis zum 16. November. Die im Rahmen des Crowdfundings gekauften Flaschen werden noch vor Weihnachten ausgeliefert. Der reguläre Verkauf hingegen würde erst im nächsten Jahr starten – allerdings nur, wenn die Finanzierungssumme erreicht wird. Daher sind wir ungeheuer dankbar über jeden Unterstützer, der ein paar Euro für das Projekt geben möchte. Nur als starke Gemeinschaft lässt sich ein Projekt wie 5gegen2 realisieren.