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Mehdi Mahdavikia spielte viele Jahre für Bochum, den Hamburger SV und Eintracht Frankfurt in der Bundesliga. Im Interview spricht der heutige Co-Trainer der HSV U16 über seinen eigenen Fußballverein im Iran und die ersten Erfolge. Außerdem kritisiert er die Talenteförderung in seiner Heimat und bringt uns den iranischen Kader näher.
Comunioblog: Kommen wir auf den Iran bei der WM zu sprechen. Die Gruppe ist mit Marokko, Spanien und Portugal sehr schwer. Was ist drin für den Iran?
Mahdavikia: Das ist eine schwierige Gruppe, das stimmt. Portugal ist amtierender Europameister, die Spanier haben davor die EM und auch die WM gewonnen und Marokko ist im Moment auch richtig gut. Die spielen alle in Europa. Unsere Mannschaft ist aber auch nicht schlecht. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Wir haben in der Qualifikation sehr gut gespielt und bis zum letzten Spiel kein Gegentor bekommen. Wir sind defensiv richtig gut und vorne haben wir mit Alireza Jahanbakhsh und Karim Ansarifard zwei Jungs, die in Holland und Griechenland eine starke Saison gespielt haben. Das erste Spiel gegen Marokko wird sehr wichtig, wenn wir das gewinnen, ist alles offen. Aber gegen Portugal und Spanien wird es schwierig, so ehrlich müssen wir sein.
Comunioblog: Kapitän Askhan Dejagah hat aufgrund einer Knieverletzung seit Februar kein Spiel mehr absolviert, steht aber im Aufgebot. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?
Mahdavikia: Ashkan ist sehr wichtig. Trainer Carlos Queiroz wollte ihn unbedingt dabei haben, obwohl er zwei Jahre kaum gespielt hatte. Ich weiß nicht, wie fit er aktuell ist, aber er spielt eine wichtige Rolle in den Planungen.
Anmerkung d. Red.: Im Test am 28.5. gegen die Türkei wurde Dejagah eingewechselt und traf per Elfmeter
Comunioblog: Welche Spieler sind neben Dejagah die Stützen der Mannschaft?
Mahdavikia: Jahanbakhsh ist beim AZ Alkmaar Torschützenkönig geworden in Holland. Er ist ein richtig guter Rechtsaußen. Ansarifard hat bei Olympiakos Piräus viele Tore geschossen. Dazu kommen noch die anderen Legionäre, die in Holland und Griechenland spielen.Wir haben eine gute Mischung. Unser Vorteil ist unsere stabile und kompakte Defensive.
Comunioblog: Für viele Spieler ist das WM-Turnier auch ein Schaufenster, um den Sprung nach Europa zu schaffen. Wer könnte den Durchbruch schaffen?
Mahdavikia: Ich würde es allen unseren jungen Spielern gönnen, wenn sie den Sprung nach Europa schaffen sollten. Morteza Pouraliganji ist ein guter Innenverteidiger, der jetzt noch in Katar spielt. Im Sturm gibt es Mehdi Taremi, der aktuell ebenfalls noch in Katar spielt, aber es schaffen kann.
Comunioblog: Aufgrund der politischen Konflikte, die der Iran gerade mit den USA oder auch Saudi-Arabien hat, könnte die Welt ganz besonders auf die iranische Mannschaft schauen. Glauben Sie, dass das das Team beeinflussen kann?
Mahdavikia: Das ist jetzt unsere vierte Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Bislang sind wir immer in der Vorrunde ausgeschieden. Das Ziel ist es aber, die nächste Runde zu erreichen. Das hat der Trainer so auch formuliert. Natürlich ist das schwierig, aber das zu schaffen, wäre ein Wunder für unser Land. Darum geht es.
Comunioblog: Masoud Shojaei und Ehsan Haji Safi wurden eigentlich vom Verband lebenslang gesperrt, weil sie mit Panionis Athen in der Europa League gegen den israelischen Klub Maccabi Tel Aviv antraten. Nun stehen aber beide doch im vorläufigen Aufgebot. Wie kam es dazu?
Mahdavikia: Die Sache ist vorbei und beide sind nun wieder dabei. Jetzt geht es nur um Fußball. Wir sind Sportler und da sollte es auch nur um den Sport gehen. Ich hoffe, dass diese beiden Jungs gute Leistungen bringen und für unser Land kämpfen. Aus meiner Sicht ist es das, was zählt.