Herrje! Da schrillen aber seit gestern mächtig die Sirenen bei der selbsternannten Party-Polizei. Keine Zeitung, keine Website kommt heute ohne einen Kommentar zur Feier der deutschen Nationalmannschaft aus. Warum eigentlich?

Auslöser ist der „Gaucho-Dance“, den einige Nationalspieler beim Empfang in Berlin auf der Bühne vor 400.000 Menschen zum Besten gegeben hatten.

„So geh’n die Gauchos“ hatten die Kicker gesungen und sich dabei vornüber gebeugt, um die Niedergeschlagenheit der Verlierer zu symbolisieren. „So geh’n die Deutschen“ hingegen aufgerichtet und teils hüpfend, um den Überschwang des Siegers zu versinnbildlichen. So weit, so harmlos – und neu ist die Nummer übrigens auch nicht.

Und dann schwärmten sie aus, die Sitten-Cops. Durch Facebook und Twitter schwappte eine Welle der Entrüstung. Der Tenor: Diese unfairen Deutschen, was für eine überhebliche Geste, wie kann man sich das als Deutscher nur erlauben – bei UNSERER Geschichte?

Auch so mancher Journalist hackte mit vor Wut bebender Unterlippe Kommentare in seine Tastatur. Die „taz“ spricht zum Beispiel von einer „kriegergleichen Überhöhung des eigenen Selbst“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat eine „üble Persiflage auf den Finalgegner“ gesehen und der „Tagesspiegel“ urteilt: „Ihre Freude genügt ihnen nicht, sie finden volle Genugtuung erst dann, wenn sie die trauernden Unterlegenen ein bisschen quälen.“

Kriegergleiche Überhöhung? Üble Persiflage? Trauernde Unterlegene? Was soll das?

Ich meine: Dass wir beim Thema Nationalismus in Deutschland früh hellhörig werden, ist gut und richtig! Aber das waren gestern keine glatzköpfigen Neonazis, die da auf der Bühne tanzten, keine sich selbst überhöhenden Krieger, sondern ganz einfach Fußballer im (Sieges-)Rausch! Mehr noch: Deutsche Fußballer, die während der gesamten Weltmeisterschaft durch Fairness und Respekt aufgefallen sind.

Man denke nur an Bastian Schweinsteiger, der nach jedem deutschen Sieg dabei gesehen wurde, wie er gegnerische Spieler in die Arme schloss. Oder Miroslav Klose, der nach der 7:1-Packung für Brasilien zum Trainer des Gegners ging, um mit ihm zu sprechen. Und das quasi in der Sekunde des Abpfiffs! Sieht es etwa so aus, wenn Sieger die Verlierer quälen, um Genugtuung zu erlangen?

Jetzt sind unsere fairen, deutschen Fußballer endlich Weltmeister. Wie kann es da sein, dass manche sich wegen einer ausgesprochenen Lappalie wie dem „Gaucho-Dance“ Luft zufächern müssen, hysterisch vor Empörung? Doch wohl nur, weil man unbedingt etwas Negatives finden will. Dagegen sein, um dagegen zu sein. Und mangels gröberer Fehltritte des deutschen Teams reicht dann offenbar auch schon ein alberner Tanz.

Und noch was: Wie kann ich auf der einen Seite behaupten, die deutsche Mannschaft habe keine Typen mehr, beim kleinsten Anflug von Typ-haftigkeit aber die Sitten-Handschellen klicken lassen?

Es ist vielleicht ganz gut, dass wie WM vorbei ist. Jetzt darf der Fußball wieder vom aufgepumpten Mega-Event zum dem schrumpfen, was er eigentlich ist: ein Spiel. Mit Verlierern und Gewinnern.

Lieber Bastian,...

Der Weltmeistertitel ist endlich zum vierten Mal in Deutschland! Comunioblog singt ein Loblied auf den Helden des WM-Endspiels 2014: Bastian Schweinsteiger.

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