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Der Wechsel von Neven Subotic von Borussia Dortmund nach Köln kam überraschend und sorgte in beiden Fanlagern für reichlich Gesprächsstoff. Was dem einen ein unverständlicher Wechsel ist, könnte für den anderen eine perfekte Ergänzung sein. Wir nehmen den Wechsel auch aus Comunio-Sicht mal genauer unter die Lupe.
Die beiden Dortmunder Meisterschaften 2011 und 2012 waren für Subotic sicherlich die schönsten Jahre seiner Karriere. Als Innenverteidiger, damals noch zusammen mit seinem kongenialen Partner Mats Hummels, gab es in der Bundesliga kein annähernd vergleichbares Innenverteidiger Duo. Die Meisterschaften wurden nicht nur durch Tore errungen, sondern, wie fast immer, über die Abwehr ermöglicht.
Danach ging es für Subotic sogar noch ein Stück weiter nach oben. Eine erneute Meisterschaft konnte Borussia Dortmund zwar nicht feiern, aber das Champions League Finale, zwar ohne Happy End für Schwarzgelb, war der bislang größte Erfolg des 28-jährigen Serben. In diesem Spiel rettet er für seinen bereits geschlagenen Keeper Roman Weidenfeller und sollte doch nicht als Sieger vom Platz gehen.
Danach ging es für Subotic bergab. Ein Kreuzbandriss am zwölften Spieltag gegen den VfL Wolfsburg bedeutet für ihn das Hinrundenaus. Zuvor war er als IVer nahzu unumstritten, auch wenn er zweimal nicht im Kader des BVB stand. In allen anderen Spielen gehörte er zur Stammelf und spielte über die volle Distanz.
In der Saison 2014/15, Klopps letzter Spielzeit als Trainer bei Borussia Dortmund, war Neven Subotic weiterhin fester Bestandteil der Abwehrzentrale. Lediglich Adduktorenprobleme und ein Bandscheibenvorfall zwangen in zu kurzen Pausen. Insgesamt stand er in Klopps letzte Saison 2.271 Minuten von 3.240 möglichen Bundesligaminuten auf dem Platz.
Mit Tuchel kam die Wende
Thomas Tuchel übernahm im Sommer 2015 das Erbe seines Vorgängers und schlug eine etwas andere Umgangsart in einer zuvor väterlichen Beziehung zwischen Trainer und Spieler an, ohne dabei weniger erfolgreich zu sein als Jürgen Klopp.
Für Subotic bedeutet dies vorerst keine Änderung in Bezug auf seine Spielzeit, doch eine nächste „Seuchensaison“ kündigte sich an. Mit Rückenproblemen fiel er in der Hinrunde in fünf Spielen aus und verlor damit seinen Stammplatz an Sokratis, der seine Sache dauerhaft gut machte.
In vier Spielen vertrat er Sokratis, der wegen eines Muskelfaserrisses im Adduktiorenbereich vorübergehend ausfiel. Danach war auch für Subotic wieder Schluss. Sokratis kam zurück und erhielt sofort wieder seinen Stammplatz. Zusätzlich zwang eine Armverletzungen Subotic in eine erneute Pause, die nach einem operativen Eingriff (Entfernen einer Rippe) im vergangenen Sommer und anschließenden Knieproblemen bis heute anhielt.
Köln holt Subotic aus dem Krankenstand
Subotics Leistungen in der Vergangenheit haben Kölns Manager Jörg Schmadtke sicher auch dazu bewogen den Spieler nach Köln zu holen, denn einem Spieler, der fast ein Jahr ohne Spielpraxis ist, vertraut man nicht von heute auf morgen einen Stammplatz in der Abwehrzentrale an. So wird es auch nicht kommen. Zumindest nicht gegen Darmstadt. Denn dann ist Subotic noch nicht im Kader. Ab wann er auf der Bank sitzen wird, steht noch nicht fest. Gut möglich, dass dies schon gegen den VfL Wolfsburg am 19. Spieltag der Fall ist.
Seine Kopfballstärke könnte ein Bereicherung in der ansonsten torarmen Hintermannschaft des 1. FC Köln sein. Zwar sind Dominic Maroh und auch Dominique Heintz immer wieder mal für ein Tor gut, doch darauf zählen können die Kölner bisher nicht. Dafür ist allein Anthony Modest zuständig.
Auch wenn es noch etwas dauert bis das Saisonfinale erreicht ist, könnte die Verpflichtung Neven Subotics auch eine mit Perspektive sein. Zwar verzichteten die Verantwortlichen beider Vereine darauf, eine Kaufoption in den Leihmodalitäten für Subotic zu erwähnen, doch wäre die Erfahrung des Serben im Internationalen Geschäft – wenn es denn wirklich soweit käme – für die Kölner Gold wert.
Auf internationale Erfahrung kann bisher noch kein Spieler in der Kölner Mannschaft verweisen. Dennoch ist der Hauptgrund dieser Verpflichtung darauf zurückzuführen, dass den Kölnern nach dem Verkauf Mergim Mavrajs zum Hamburger SV ein Innenverteidiger fehlt. Vor allem dann, wenn man auch gerne mal drei IV gleichzeitig aufs Feld schickt. Nach der gelben Karte für Sörensen im Spiel gegen Mainz sind nun zwei Spieler unmittelbar durch eine Gelbsperre gefährdet (Heintz und Sörensen haben jeweils viermal gelb gesehen).
Ein Umstand, der schon gegen Darmstadt zum worst case führen könnte. Sicherlich auch deshalb wurde Subotic geholt. Eine bezahlbare Alternative war laut Schmadtke noch vor einer Woche nicht auf dem Markt zu finden.
Nichtsdestotrotz, mit Neven Subotic erhalten die Kölner einen erfahrenen Innenverteidiger mit Format, der auch die Nähe zu den Fans nicht scheut. Er wird die Mannschaft in der Abwehr sehr gut ergänzen und vermutlich früher als erwartet auf den Platz zurückkehren. Mit einem Marktwert von aktuell 1.550.000 liegt er in einem akzeptablen Preisniveau. Man sollte nicht zweimal überlegen, wenn noch Platz in der Abwehrreihe ist.