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Bayer 04 Leverkusen ist die Enttäuschung der Saison – und aktuell so schlecht wie nie. Teure Stars sitzen auf der Bank, die anderen machen es nicht besser. Verbrannte Erde, auch bei Comunio. Die Korkut-Bilanz.
Roger Schmidt entlassen – okay. Vielleicht zu spät, vielleicht zu früh, insgesamt war diese Entscheidung seitens der Leverkusener Vereinsführung nach dem 2:6 gegen Borussia Dortmund nachvollziehbar. Die Werkself stand mit 30 Punkten auf Platz zehn, fünf Punkte hinter Platz sechs, drei hinter Platz sieben. Selbst der Einzug in die Europa League war in Gefahr, also musste Sportdirektor Rudi Völler reagieren.
Dass mit Tayfun Korkut ein Trainer verpflichtet wurde, dessen Karriere im deutschen Fußball bisher von wenig Erfolg gekrönt war, stieß in weiten Teilen Fußballdeutschlands auf Irritation – freundlich gesagt. Neun Spiele später ist die Bilanz vernichtend.
Seit dem Trainerwechsel hat Leverkusen nur ein Spiel gewonnen, nur sieben Punkte gesammelt – 0,78 im Schnitt – und befindet sich im Abstiegskampf statt im Rennen um die internationalen Plätze. Der Rest von Spielkultur, der unter Schmidt noch geblieben war, scheint komplett dahin. Unpopuläre Personalentscheidungen des Trainers runden das Bild ab.
Die Top-Elf des 32. Spieltags
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209 Comunio-Punkte – mehr als die Hälfte durch ein Trio
In der Korkut-Tabelle steht Bayer auf dem Relegationsplatz, nach Comunio-Punkten immerhin auf Rang 13. 209 Punkte in neun Spielen entsprechen 23,2 im Durchschnitt. Unter Schmidt waren es 31,7. Die Gegnerpunkte stiegen unter Korkut dagegen von 36,3 auf 42,2 an.
Für mehr als die Hälfte der Punkte unter Korkut sind drei Spieler verantwortlich. Keeper Bernd Leno (38) bekommt mehr Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Youngster Kai Havertz (36) rettete seiner Mannschaft in Ingolstadt einen Punkt und ist das einzige echte positive Erscheinungsbild unter Korkut. Es sei denn, man zählt Kevin Volland (30) dazu, der vier Tore erzielte, jedoch keine Konstanz in sein Spiel bringt.
Im zentralen Mittelfeld konnte sich Julian Baumgartlinger (22) festspielen, davon abgesehen steht nur Karim Bellarabi (21) noch unter den Top 100 der letzten neun Spieltage. Mit Bellarabi beginnt jedoch ein großes Problem, das Comunio-Manager mit der Werkself vorfinden.
Teure Spieler auf der Bank
Bellarabi saß in drei der letzten vier Spieltage auf der Bank, zweimal sogar über volle 90 Minuten. Der Schmidt-Liebling ist bei Korkut offensichtlich nicht allzu beliebt – und trotz seiner Qualität eine Comunio-Trademine. Dasselbe gilt für zwei weitere neue Bankdrücker: Kevin Kampl und Chicharito.
Kampl musste in Ingolstadt erstmals lange zuschauen, obwohl er selbst während des Negativlaufs immer zu den besten Leverkusenern gehörte und kein Konkurrent sich sportlich mehr empfahl. Chicharito wäre wohl mit 50 Prozent Leistungsfähigkeit noch der effektivste Offensivmann der Werkself, wird nach dieser unschönen Zeit jedoch wohl im Sommer seine Koffer packen.
Korkuts Maßnahmen ohne Erfolg
Nun kann man Kampl, Bellarabi und Chicharito auf die Bank setzen mit der Begründung, man brauche im Saisonendspurt alle Spieler und nehme keine Rücksicht auf große Namen. Es ist ein Risiko, vor allem, weil Korkut mit diesen Maßnahmen nicht gerade auf das Verständnis der Fans stößt. Funktioniert es, bekommt der Trainer den Respekt, den er verdient.
Angesichts der Ergebnisse der letzten Wochen muss man jedoch konstatieren: Korkuts Entscheidungen haben die Mannschaft sogar noch verschlechtert. An den Champions-League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen erinnert der Blick auf Spiele der Werkself überhaupt nicht mehr. Zerfahren, ideenlos, ohne Durchschlagskraft, das Bild eines Abstiegskandidaten.
Bei Comunio sind lohnenswerte Anlagen zur Ausnahme geworden. Wenig spricht dafür, dass sich in den letzten beiden Spielen noch etwas verbessern wird. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass Korkut das aussortierte Start-Trio wieder reinwirft und nochmal kurzfristigen Erfolg hat, muss Rudi Völler nach Saisonende den Resetknopf drücken und einen echten Neustart initiieren.