Für über 120 Millionen Euro kaufte Tottenham Hotspur vor der laufenden Spielzeit ein. Die Erwartungen waren groß in London. Doch nach 14 Spieltagen die Ernüchterung: Nur Platz sechs in der Tabelle, zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Arsenal. Trainer Andre Villas-Boas ist angezählt.
Nach einem souveränen fünften Tabellenplatz in der vergangenen Spielzeit wollte Tottenham Hotspur in der laufenden Saison richtig angreifen. Trainer Andre Villas-Boas durfte das Portemonnaie kräftig öffnen. Es wurde gekauft, gekauft, gekauft. Natürlich war das nötige Kleingeld nach dem Rekord-Transfer von Gareth Bale vorhanden. Aber dass die Spurs dann mit über 120 Millionen Euro (zehn Millionen Euro mehr als Manchester City) das meiste Geld in der Premier League überhaupt ausgeben, das war doch ein Statement.
Allen voran die Transfers von Erik Lamela (30 Millionen Euro von der AS Rom), Roberto Soldado (30 Millionen vom FC Valencia) und Paulinho (knapp 20 Millionen Euro von Corinthians Sao Paulo) ließen die höchste englische Spielklasse aufhorchen. Doch nach den ersten 14 Spieltagen muss man feststellen: Die Neueinkäufe sind noch nicht wirklich angekommen. Soldado zeigte in den ersten zwei Spieltagen tolle Leistungen und erzielte jeweils den Siegtreffer zum 1:0. Doch danach musste der Spanier fünf Spieltage auf den dritten Treffer warten. Vor allem der junge Lamela enttäuscht aber gänzlich. Erst sechs Einsätze und nur eine Vorlage sind für einen Rechtsaußen, der mit einer Empfehlung von 15 Treffern und fünf Vorlagen aus der Serie A kam, eindeutig zu wenig.
Erstaunliche Offensivschwäche kostet Punkte
Auch an der fehlende Schlagkräftigkeit von Soldado und Co. kann man die bislang enttäuschende Saison festmachen. Denn mit 15 Gegentreffern zeigt sich die Abwehr durchaus solide. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sechs dieser 15 Gegentore im Spiel gegen Manchester City kassiert wurden. Nimmt man noch die 0:3-Niederlage gegen West Ham dazu, sieht man, dass Tottenham lediglich zwei weitere Spiele unterlegen war (jeweils mit 0:1). Aber mit drei Unentschieden und vier Niederlagen auf dem Konto, kann man nicht ganz oben mithalten.
Das liegt allen voran an der Offensive: Erst 13 eigene Tore erzielte die Spurs-Offensive. Der Tabellenletzte AFC Sunderland hat sogar elf Treffer erzielt. Und zum Vergleich: Manchester United hat bei gleicher Spielzahl schon 40 Buden erzielt. Alleine Kun Aguero hat elf Tore auf dem Konto. Bei Tottenham ist der teure Neuzugang Soldado mit vier Treffern bester Torschütze.
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Doch Soldado ist nicht zwingend die Schwachstelle in der Offensive. Noch schafft es Andre Villas-Boas nicht, die einzelnen Bauteile zu einem Ganzen zu fügen. Es fehlt an Kreativität im Spurs-Mittelfeld. Somit muss sich Soldado oft zurückfallen lassen und sich die Bälle im Mittelfeld selbst holen. Dafür wurde der Spanier eigentlich nicht geholt. Der Abgang von Bale scheint doch schwerer zu wiegen als zunächst befürchtet.
Holtby kommt meistens nur von der Bank
Auch der Ex-Aachener und -Schalker, Lewis Holtby, hat noch keine richtige Rolle im Spurs-Spiel gefunden. 360 Minuten in neun Spielen stand der Deutsche in der Premier League auf dem Platz. Das sind im Schnitt nur 40 Minuten pro Spiel. Ein Marktwert von 320.000 Euro und gerade einmal 10 Punkte sagen ihr übriges. Immerhin konnte Holtby im letzten Spiel seinen ersten Premier-League-Treffer feiern. Der fulminante Fernschuss zum 2:1-Sieg könnte Holtby Auftrieb geben und ihm ein besseres Standing verleihen.
Denn durch seinen Siegtreffer rettete der 23-Jährige vermutlich Trainer Andre Villas-Boas den Job. Der Portugiese ist schon länger angezählt. Vor allem nach dem 0:6-Debakel gegen City schien AVB keine Zukunft mehr an der White Heart Lane zu haben. Bei englischen Buchmachern wurde der Portugiese sogar als nächster entlassener Trainer gehandelt. Basel-Trainer Murat Yakin wurde bereits als Nachfolger gehandelt.
Villas-Boas reagierte prompt: „Einige Leute beleidigen meine Integrität, meine menschlichen Werte und meine Professionalität. Meine Erfolge wurden beleidigt. Ich halte das nicht für fair. Ich finde, das ist ein Mangel an Respekt und eine Attacke auf die Integrität eines Menschen.“ Immerhin fand seine Mannschaft nach einem 2:2 gegen den amtierenden Champion Manchester United und eben dem knappen Sieg gegen Fulham wieder in die Spur. Der Abstand zum Spitzenreiter Arsenal beträgt jedoch schon zehn Punkte.
Hugo: ‚It was a good response after City and we need to keep going and have a great December month‘ #THFC pic.twitter.com/zLf7fIDZaF
— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) 6. Dezember 2013
Die Top Four sind das Ziel
Das erklärte Ziel im Norden Londons ist allerdings nicht die Meisterschaft. Aber unter die Top Four und damit mindestens in die Champions-League-Qualifikationsrunde wollte man nach großen Investitionen dann doch. Und nach vier Punkten aus zwei Spielen ist Platz vier wieder in Reichweite. Nur drei Zähler liegen die Reds vom FC Liverpool entfernt. Am Samstag soll der nächste Schritt gemacht werden. AVB und Co. müssen nach Sunderland zum Tabellenletzten. Alles andere als ein Sieg würde erneut die Diskussionen über den Trainerposten in Gang setzen.
Die Hoffnungen bei Tottenham Hotspur liegen vor allem im Mittelfeld. Eriksen (22 Punkte), der von Ajax Amsterdam an die Themse wechselte, wird in den kommenden Tagen zurück ins Training kommen und für deutlich mehr Kreativität sorgen. Auch Paulinho zeigte ansatzweise, zu was er im Stande ist (28 Zähler und damit zweittbester Mittelfeld-Spieler der Spurs). Immerhin weiß Ex-Hoffenheimer Sigurdsson als offensiver Mittelfeldspieler mit drei Toren (30 Punkte) zu überzeugen.
Sollte sich das Mittelfeld der Spurs steigern, dann werden davon auch Soldado (38 Punkte) und Townsend (37 Punkte) im Sturm profitieren. Außerdem kehrt der erfahrene Adebayor bald wieder zurück in die Mannschaft und stellt eine Alternative dar.