RB Leipzig nimmt Kurs in Richtung 2. Liga und könnte so zum Prüfstein des deutschen Fußballs werden. Ein Aufstieg des Vereins in der heutigen Form wäre das Ende der 50+1-Regel.  

Es wird ernst.

Ernst für die Sportstadt Leipzig. Ernst für die DFL. Aber vor allem ernst für die Zukunft des deutschen Fußballs.

Denn trotz der überraschenden Heimniederlage gegen Wacker Burghausen zum Rückrundenauftakt ist RB Leipzig drauf und dran, in dieser Saison den sportlichen Aufstieg in die 2. Bundesliga zu schaffen.

Sollte es dazu kommen, könnte der sächsische Klub von Österreichs Gnaden zu dem Präzedenzfall werden, der der 50+1-Regel der DFL den letzten Sargnagel einschlägt.

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Regel auf tönernen Füßen

Schon seit Jahren steht die Regelung auf tönernen Füßen: Der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen wurden von vornherein als historisch gewachsene Ausnahmen geduldet. 1899 Hoffenheim wurde trotz erheblicher Bedenken zähneknirschend durchgewunken.

Sollte im Sommer auch RB Leipzig in der aktuellen Form das DFL-Lizenzverfahren für die 2. Bundesliga bestehen, wäre die im Prinzip sinnvolle Regel vollends ausgehöhlt.

Denn bei allen löblichen Entwicklungen, die der Klub mit sich bringt – sei es die bundesligataugliche Nachwuchsförderung oder ein familienfreundliches Erlebnis für Fußballfans in und um Leipzig – ist das Konstrukt RasenBallsport Leipzig nicht mehr als ein Marketingballon in einer Stadt, die lediglich aus strategischen Gründen zum Standort des Teams wurde.

Red Bull hat das Sagen

Das zeigt auch die undurchlässige Struktur des Vereins: Alle Entscheidungen gehen über den sogenannten Ehrenrat, der ausschließlich aus Red-Bull-Mitarbeitern besteht.

Eine Vereinsmitgliedschaft kostet jährlich 800 Euro, wobei Beitrittsanträge ohne Probleme abgelehnt werden können. Der Vereinsvorstand kann zudem sämtliche Mitgliederanträge ohne Begründung ablehnen.

DFL-Präsident Heidel sprach diese Punkte kritisch an. Die Mitwirkungsmöglichkeit des Mitgliedes dürfe nicht eingeschränkt werden.

Diesen Worten ihres Vorsitzenden sollte die DFL im kommenden Lizensierungsverfahren Taten folgen lassen. Allein, es fehlt der Glaube.

Too little, too late

DFB und DFL verpassten es, das heiße Eisen RB Leipzig bei seiner Gründung anzufassen und in eine Form zu schmieden, die den eigenen Statuten nicht zuwiderläuft, oder dem Projekt noch in der Planungsphase einen Riegel vorzuschieben.

Der Sächsische Fußballverband mäkelte lediglich am zu konzernnahen Vereinslogo, räumte aber nach sporadischen Änderungen die Bahn. Symbolpolitik im wahrsten Wortsinne bei einem Verein, der dereinst Aushängeschild des Landesverbandes werden könnte.

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RB ist etabliert

Diesen Sommer existiert RB Leipzig fünf Jahre. In Leipzig steht inzwischen ein vereinseigenes Nachwuchsleistungszentrum, die Zuschauerzahlen in der Red Bull Arena sind teilweise fünfstellig und der mittelfristige anstehende Aufstieg der Leipziger in die Bundesliga ist unter Fußballinteressierten inzwischen Common Sense.

So könnten die deutschen Fußballfunktionäre im Sommer ernten, was sie mit der von Anfang an halbherzigen Umsetzung der 50+1-Regel gesät haben: Beim Lizensierungsverfahren trifft die DFL dann auf einen Global Player, der nach seinen Investitionen eine Menge zu verlieren hat – und dafür wohl auch vor die Gerichte Europas ziehen würde.

Spätestens dann wird es ernst.