Der TSV 1860 München steckt trotz hoher Ansprüche seit Jahren in der 2. Bundesliga fest. Dabei ist die Jugendausbildung in Deutschlands Spitzengruppe etabliert. Wie würde eine Löwen-Elf ohne Abgänge des Nachwuchses aussehen?  

Seit neun Jahren spielt die Bundesliga ohne den TSV 1860 München. Viele wünschen sich die Löwen zurück – zu viel Tradition hängt am Klub aus München-Giesing. Selbst viele Anhänger des FC Bayern haben Sehnsucht nach den Blau-Weißen. Derbyduelle san noch die besten Duelle.

Doch warum schafft es ein ambitionierter Verein wie 1860 nicht zurück ins deutsche Oberhaus? Den Münchnern steht sicher die ständige Unruhe im Weg: In den letzten Jahren machte der TSV häufig durch Possen und Machtkämpfen von sich reden.

Viel schwerer wiegt aber, dass die Verantwortlichen immer wieder hoch veranlagten Nachwuchs ziehen lassen mussten. In der Saison 2012/13 gehörten insgesamt 14 Spieler der Bundesliga an, die in der Talenteschmiede der Löwen ausgebildet wurden – Platz fünf im deutschlandweiten Vergleich.  Zur Einordnung: Der rote Nachbar stellte in der gleichen Spielzeit 18 im Verein angelernte Profis.

Comunioblog stellt einige der Spieler vor, die beim TSV das Einmaleins des Kickens lernten  – Achtung, Löwen-Fans: Es könnte wehtun!

Die Bender-Zwillinge: Wohl fast jeder Sportdirektor in Europa würde einen der beiden Benders mit Kusshand aufnehmen. Lars und Sven bestechen durch unglaubliche Spielintelligenz. Zudem sind beide taktisch bestens ausgebildet, was ihnen und dem jeweiligen Trainer Positionswechsel ohne merklichen Qualitätsverlust ermöglicht. Bei den Löwen spielten sie noch zusammen in der 2. Bundesliga, seit 2009 ist Lars Bender der jüngste TSV-Kapitän aller Zeiten (19 Jahre). Die Bender-Zwillinge wechselten im Jahr 2009 ins Oberhaus – der Verlust ist gemessen an deren Talent für die Löwen einfach nicht zu kompensieren. Auch Bundestrainer Joachim Löw schätzt die Stärken der defensiven Mittelfeldakteure. Zur Europameisterschaft wurde allerdings nur Lars Bender nominiert, sein Bruder Sven wurde vor der endgültigen Nominierung aus dem Kader gestrichen.

Die Youngster von Bayer 04 Leverkusen

Bayer 04 Leverkusen hat sich in der Bundesliga als dritte Kraft hinter Bayern München und Borussia Dortmund fest etabliert. Auch, weil die sportliche Leitung mit viel Weitsicht auf den Nachwuchs setzt.

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Kevin Volland: Zurzeit ist der 21-Jährige eine der positiven Überraschungen der laufenden Bundesliga-Spielzeit. Seit dem Wechsel von München nach Hoffenheim im Sommer 2012 hat sich Volland kontinuierlich entwickelt, mittlerweile ist er im System Marcus Gisdols eine feste Größe. Und auch beim DFB genießt der Offensivspieler Anerkennung. U-21-Coach Horst Hrubesch ernannte ihn kürzlich zum Kapitän. Grund zum Abheben bestehe aber nicht, versicherte Volland im Interview mit „Spox“:  „Ich bin 21 Jahre alt, stecke also noch voll in der Entwicklung. Alles andere wäre auch eine Katastrophe, ich habe ja den Anspruch, noch viel besser zu werden.“ Beim TSV  spielte er von 2010-2012 in der ersten Mannschaften und erzielte dabei in 42 Partien elf Treffer.

Moritz Leitner: Der gebürtige Münchner wurde wie Kevin Volland im Sommer 2010 vom Nachwuchs in den Profibereich des TSV hochgezogen. Borussia Dortmund sicherte sich seine Dienste im Januar 2011 – die Schwarz-Gelben wollten Leitner aber noch ein halbes Jahr in München „parken“. Der Deal platzte, die Löwen hatten nicht genug Geld für eine sechsmonatige Leihe. Über eine halbe Saison beim FC Augsburg ging es dann in den Ruhrpott. Die Konkurrenz im Mittelfeld war für Leitner allerdings schier übermächtig, die Entwicklung stagnierte – trotz der Rückendeckung von Jürgen Klopp. Mittlerweile ist Leitner wieder ausgeliehen: Beim VfB Stuttgart läuft es nach anfänglichen Schwierigkeiten aber besser als beim BVB.

Vier Spieler – alle entweder schon im europäischen Fußball etabliert oder am Anfang einer vielversprechenden Karriere  – und ehemals Spieler der Löwen. Werden Akteure wie Fabian Johnson, Marcel Schäfer, Christian Träsch und Peniel Mlapa noch dazu gerechnet, so ergibt sich ein schlagkräftiger Kern, der die Münchner womöglich goldene Zeiten beschert hätte. Doch das Schicksal, junge Talente an größere Vereine zu verlieren, hat  nicht nur der TSV 1860 München. Vielleicht blieben die jungen Wilden ja länger, wenn in München-Giesing bald wieder Bundesliga-Fußball gespielt wird.