Foto: © imago images / Sven Simon
Union Berlin hat sich mit Loris Karius einen prominenten Torhüter gesichert, der in den letzten Jahren aber nicht nur mit tollen Torwartleistungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Kann er noch einmal ein Top-Torhüter der Bundesliga werden?

Position

Torhüter, wissen wir alle. Die Stärken von Loris Karius liegen dabei vor allem auf der Linie und beim Eins-gegen-Eins. In seiner Karriere wurde dem heute 27-Jährigen von seinen Vorgesetzten aber auch immer wieder nachgesagt, mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache zu sein. Aber der Reihe nach.

Bisherige Karriere

Wir kennen Karius natürlich noch bestens aus Mainzer Zeiten, wo er zwischen 2013 und 2016 der jüngste Stammtorhüter der Bundesliga war und insgesamt 91 Ligaspiele bestritt. Vor allem in der Saison 2015/16 zählte er durch teilweise spektakuläre Paraden zu den besten Bundesliga-Torhütern, war auf bestem Wege in die Nationalelf und holte bei Comunio saftige 136 Punkte.

Der Weg dorthin war aber schon etwas steinig gewesen: Mit großem Selbstvertrauen und einigen U-Länderspielen für den DFB im Gepäck war der junge Karius von Manchester City 2011 zu den Mainzern gekommen und meldete schnell Ansprüche an. 2013 degradierte ihn Thomas Tuchel aufgrund schwacher Trainingsleistungen dann in die U23. Christian Heidel nagelte ihn öffentlich an die Wand („das Profi-Training müssen sich junge Spieler durch Leistung verdienen. Da hat Loris viel Luft nach oben)“ und Torwart-Trainer Stephan Kuhnert erzählte später, dass er den durchaus talentierten Keeper öfter zu seinem Glück habe zwingen müssen.

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Das alles nahm Karius zum Anlass, um hart an sich zu arbeiten und sich nur ein Jahr später von der Mainzer Nummer 3 zur Nummer 1 hochzuarbeiten, zu der ihn ebenfalls Thomas Tuchel machte. Nach drei Jahren holte ihn Jürgen Klopp zum FC Liverpool. Ein, wie wir alle wissen, sehr düsteres Kapitel in der Vita Karius‘.

Ein ständiges Wechselspiel mit Simon Mignolet prägten die ersten zwei Jahre. Und gerade als sich Karius wieder als Nummer eins etabliert hatte und vor allem in der Champions League 2017/18 mit vielen Spielen ohne Gegentreffer ein Garant für den Einzug ins Finale war, kam der große Tiefpunkt. Zwei schwere Patzer gegen Real Madrid machten ihn zur dramatischen Figur an diesem Finalabend und kosteten Liverpool ohne Zweifel den Titel. Dass Karius an diesem Abend nach einem Check von Sergio Ramos mit einer Gehirnerschütterung spielte, die auch eine Sehbeeinträchtigung zur Folge hatte, interessierte später kaum noch jemanden. Es war beschlossene Sache, dass er keine Zukunft mehr bei den „Reds“ haben sollte.

Die letzten zwei Jahre verbrachte Karius dann leihweise bei Besiktas Istanbul. Dort war er zwar jederzeit die Nummer eins, es lief aber längst nicht ohne Störgeräusche ab. Nach einem schlechten Spiel Anfang 2019 urteilte sein damaliger Coach Senol Günes harsch: „Etwas stimmt nicht mit seiner Spannung, seiner Motivation, seiner Begeisterung für das Spiel.“ Karius konnte sich zwar stabilisieren, dennoch zog Besiktas die Kaufoption nicht und Karius kündigte schließlich im Mai dieses Jahres aufgrund ausgebliebener Gehaltszahlungen.

Einstiegsmarktwert

Mit 2,5 Millionen reiht sich Karius im Ranking der teuersten Torhüter zwischen Freiburgs Florian Müller und dem Mainzer Robin Zentner auf Platz 13 ein. 

Situation

Dass Union auf der Torhüter-Position noch einmal nachlegt, ist überraschend, schließlich hat Andreas Luthe seinen Job bisher recht gut gemacht. In einer möglicherweise sehr schwierigen Saison will man aber in jedem Falle einen Schlussman von großem Format, der Karius trotz allem nunmal ist. 

Logisch, dass der gebürtige Biberacher die neue Nummer 1 bei Union wird. Er hat international viel gesehen, stand 13 Mal in der Champions League im Tor und zwölf Mal in der Europa League. In der Premier League kassierte er in 29 Einsätzen nur 26 Gegentore. 

Mit Karius holt sich Union aber auch einen Torwart, der eine Angriffsfläche bietet. Auch wenn sich der 26-Jährige privat nie was hat zu Schulden kommen lassen, ist er alleine schon aufgrund seiner Beziehung zu Sophia Thomalla ein ständiger Bestandteil der Regenbogenpresse. Und mit der Inszenierung seiner eigenen Marke schießt Karius bisweilen auch schon mal über das Ziel hinaus. 

Würde Karius auch bei Union des Öfteren patzen, stünde mit Luthe direkt ein Ersatz parat. Das Leihgeschäft ist für Union ohnehin ohne Risiko. Sollte Karius nicht überzeugen, ist er im nächsten Jahr ohne finanzielles Risiko weg. Dass der 27-Jährige aber immer noch das Potenzial hat, sich unter den fünf besten Bundesliga-Torhütern einzureihen, ist ebenso ein Fakt.

Marktwertentwicklung

Ein wenig Spielraum nach oben gibt es noch. Maximal bis zum mittleren dreistelligen Millionenbereich wird Karius noch zulegen können, dann ist er aber auch schon an der Spitze der Torhüter angelangt. Spielt Karius eine gute Saison, wird er einen Marktwert rund um die drei Millionen auch dauerhaft halten können. Punktemäßig ist ihm einiges zuzutrauen, weil er mutmaßlich viel auf die Hütte bekommt und auf der Linie schon immer gut war. Als Kapitalanlage taugt er hingegen nicht. 

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