Voller Einsatz beim VfB: Christian Gentner gegen Serey Dié

Alexander Zorniger hat die Spielweise und den Auftritt des VfB Stuttgart nach nur wenigen Wochen bereits auf links gedreht. Seine Philosophie ist eine radikale, die den Spielern einiges abverlangt – wovon einige profitieren und andere wiederum nicht.

Das bisherige Training beschreiben nicht wenige Stuttgarter Profis als knochenhart. Der Überfallfußball, den Zorniger fordert, definiert sich über ständiges Pressing gegen den Ball sowie blitzschnelles Umschalten auf direktem Weg zum Tor. Grundvoraussetzung dafür ist eine optimale körperliche Fitness des Teams.

Doch nicht nur physisch muss alles abgerufen werden, die grundlegende taktische Veränderung bringt auch die Synapsen der Spieler zum Glühen. “Wir haben absolutes Neuland betreten“, gab Martin Harnik kürzlich in der “Stuttgarter Zeitung“ zu: “So etwas haben wir noch nie erlebt.“ Mit dem neuen Trainer wurde vieles zunächst genullt, wovon nicht wenige Spieler profitieren, während andere durchs Raster fallen.

Zorniger hält nicht viel vom am Ende der letzten Saison so erfolgreichen Flügelspiel, der VfB agiert künftig im 4-4-2, statt dem bisherigen 4-2-3-1. Der 47-Jährige bevorzugt das schnelle Spiel durch die Mitte. Neben Daniel Ginczek, der fest eingeplant ist, rückt Harnik wohl ins Zentrum. Weil der Österreicher aber auch rechts eingesetzt werden kann, haben sich auch die Einsatzchancen von Timo Werner erhöht.

Keine Perspektive haben dagegen Mohammed Abdellaoue und Topverdiener Vedad Ibisevic. Beide sollen nach Möglichkeit den Verein verlassen. Während der Norweger mit einer Rückkehr in die Heimat liebäugelt, könnte es Ibisevic nach Bremen ziehen.

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Umstellung für Kostic und Didavi

Eine der größten Umstellungen hat Filip Kostic vor sich. Der Serbe war mit seinen Turbo-Dribblings oft der entscheidende Faktor in engen Partien (4,3 Comunio-Punkte pro Spiel), nun holt ihn Zorniger weg von der Außenlinie, will seinen Drang zum Tor verstärken. Ob dieser Plan aufgeht, muss abgewartet werden, Kostic scheint jedoch gesetzt.

Genauso wie Daniel Didavi, der seit langer Zeit wieder eine komplette Vorbereitung absolviert und in dieser Verfassung ein fester Bestandteil ist. Der bisherige Zehner findet sich als Pendant zu Kostic allerdings ebenfalls in einer neuen Rolle wieder. Sein erster Backup ist Alexandru Maxim, der den Verein nun doch nicht verlassen soll.

Im defensiven Mittelfeld hat sich derweil personell nichts geändert. Neben dem alten und neuen VfB-Kapitän Christian Gentner entwickelt sich Geoffrey Serey Dié mehr und mehr zum Publikumsliebling. Auch innerhalb des Teams und beim Trainer hat der Ivorer aufgrund seiner aufopferungsvollen Spielweise einen Stein im Brett. Carlos Gruezo wartet dagegen auch unter dem neuen Übungsleiter weiter vergeblich auf eine echte Chance.

Chance für Rupp und Lob für ein Juwel

Nah dran an der ersten Elf ist dagegen Lukas Rupp, der ablösefrei vom SC Paderborn kam. Er überzeugte den Trainer bis dato mit großer Flexibilität und dem, was sich Zorniger auf die Fahnen geschrieben hat: Sofortiges Umschalten auf direktem Weg in die Spitze.

Eine Qualität, für die auch der 17-Jährige Arianit Ferati beste Anlagen mitbringt. Der nur 1,69 Meter große Hochgeschwindigkeitsdribbler hat Eindruck hinterlassen. “ Ari hat vieles, was ich gerne bei einem Mittelfeldspieler sehe“, sagte Zorniger den “Stuttgarter Nachrichten“ und zeigte sich optimistisch: “ Er wird ein richtig guter Bundesligaspieler, davon bin ich überzeugt.“

Überraschung neben „Fixpunkt“ Baumgartl

Bei aller Euphorie über das neue Spektakel im Spiel der Schwaben, hat man in Stuttgart immer noch mit einer großen Baustelle zu kämpfen. Die in der abgelaufenen Spielzeit ohnehin schon für Fehler anfällige Defensive ist aufgrund des hohen Risikoanteils der neuen Philosophie jetzt noch mehr gefordert.

Da ist es nicht gerade förderlich, dass mit Antonio Rüdiger der konstanteste VfB-Abwehrspieler einen Großteil der Vorbereitung verpasst. Durch das Hickhack um einen geplanten Abschied ist der 22-Jährige bei Trainer Zorniger aber ohnehin bereits in Ungnade gefallen.

Profitiert hat dadurch vor allem einer: Stephen Sama, der von seiner Spielanlage her an Rüdiger erinnert, mausert sich immer mehr zur echten Alternative im Abwehrzentrum. Damit streitet er sich momentan mit Georg Niedermeier um den Platz neben Timo Baumgartl, der für Zorniger ein “Fixpunkt“ ist.

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Neue Rangordnung auf links und im Tor

Einen weiteren Innenverteidiger würde Stuttgart gerne noch verpflichten, auf der linken Defensivseite wurde dagegen bereits aufgerüstet. Emiliano Insua hat im Duell der Neuzugänge mit Philip Heise die Nase vorn. Adam Hlousek, letzte Saison trotz Fehlern gesetzt, ist dagegen der große Verlierer.

Grundlegende Veränderungen gab es auch zwischen den Pfosten, wo Przemyslaw Tyton und Mitchell Langerak gemeinsam das Erbe von Sven Ulreich antraten. Mittlerweile hat Ersterer die deutlich besseren Karten, da Langerak mit einem Muskelbündelriss voraussichtliche den Bundesligastart verpassen wird.

Die Stammformation des VfB wird sich trotz aller Tendenzen wohl erst im Laufe der Saison endgültig finden, dennoch hat Alexander Zorniger eine klare Vorstellung davon, welches Bild sein Team auf dem Rasen abgeben soll. “Man soll unseren Fußball nicht nur sehen, sondern bestenfalls auch spüren“, stellte er klar. Nur wer in dieses Raster passt, hat auch die Chance Teil dieses Fußballs zu sein.

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