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Während des Sommers musste man kurzzeitig Angst um den VfL Wolfsburg haben, droht doch der vollkommene Ausverkauf. Letztlich verließen etablierte Kräfte die Autostadt, aber mit Mario Gomez und Co. bekamen die Wölfe nochmal ein ordentliches Upgrade verpasst. Europa sollte drin sein – mindestens.
Das Ende der Europameisterschaft war sozusagen der Startschuss für Klaus Allofs und den VfL Wolfsburg für tägliche Transferdebatten und Gerüchte. Zunächst machte der BVB bei Andre Schürrle Ernst und verpflichtete den Weltmeister für 35 Millionen Euro, dann kam Werder Bremen und bot 8 Millionen für den in Ungnade gefallenen Max Kruse.
Kurz darauf erklärte Julian Draxler via Presse, dass er den Verein verlassen werde, egal was komme. Dumm nur, dass der 22-Jährige im Sommer zuvor einen Fünfjahresvertrag in Wolfsburg unterschrieben hat und die Ausstiegsklausel erst 2017 greift.
Im Draxler’sche Donnerwetter kokettierten zudem Ricardo Rodriguez, Luiz Gustavo und Bas Dost sehr offen mit einem Wechsel. Letztlich durfte nur der Niederländer Dost zu Sporting gehen, weil die Wölfe einen mehr als adäquaten Ersatz verpflichtet hatten.
Außerdem verließ die komplette Innenverteidigung der Wölfe den Verein. Naldo zog es nach Schalke und Dante folgte seinem alten Förderer Lucien Favre nach Nizza. Immerhin: Rodriguez und Gustavo konnte gehalten werden, auch Draxler bekam ein Wechselverbot und muss oder darf noch mindestens ein halbes Jahr für die Niedersachsen auflaufen.
Keine Depression, sondern Aufschwung
Allerdings blieb der VfL auch nicht untätig auf dem Transfermarkt, ganz im Gegenteil. Allofs stellte trotz der vielen Abgänge einen ordentlichen Kader auf die Beine, der sich durchaus sehen lassen kann.
Mit Jakub Blaszczykowski verpflichtete man quasi im Tausch einen Schürrle-Ersatz, der zudem bereits bewiesen hat, dass er in der Bundesliga für Furore sorgen kann, zudem Erfahrungen in der Champions League vorzuweisen hat und 84 Länderspiele für Polen absolviert hat.
Außerdem wurde mit Stürmer Borja Mayoral ein Talent von Real ausgeliehen, dass bei den Königlichen einen ausgezeichneten Ruf besitzt. Für die Abwehrzentrale kamen Jeffrey Bruma und kurz vor Toreschluss Philipp Wollscheid.
Der Königstransfer ist aber Mario Gomez. Der Stürmer spielte sich mit einem starken Jahr bei Besiktas und einer ansprechenden EM wieder in den Fokus der Spitzenklubs. So waren den FC Barcelona und Borussia Dortmund an Gomez dran, doch der zog es vor, Stammspieler zu sein und entschied sich für die Wölfe.
Mit Daniel Didavi, Daniel Caligiuri, Kuba, Draxler und Gomez hat man eine Offensive, die sich in der Bundesliga definitiv nicht verstecken muss. Vor allem Didavi könnte nun bei einem größeren Klub nochmal einen Schritt nach vorne machen.
Fast alles Nationalspieler
Auch Draxler könnte in dieser Saison explodieren, könnte er sich doch für den kommenden Sommer wieder in den Fokus der Big Fives in Europa spielen. Dort könnte dann seine Ausstiegsklausel greifen (75 Millionen).
Mit Vieirinha (derzeit noch verletzt) hat der VfL zudem einen Europameister im Kader, mit Rodriguez einen der besten Linksverteidiger der Liga und Luiz Gustavo ist festen Mitglied der Selecao. Zudem befinden sich mit Maxi Arnold und Yannik Gerhardt zwei weitere talentierte Youngsters in der Mannschaft.
Auf der Torhüter-Position gab es bereits schon einen Generationenwechsel. Koen Casteels ersetzt dort Kapitän Diego Benaglio, womit die Top-Elf des VfL Wolfsburg etwa so aussehen könnte: Casteels – Vieirinha, Bruma, Wollscheid (Knoche), Rodriguez – Gustavo, Arnold (Gebhardt) – Blaszczykowski (Caligiuri), Didavi, Draxler – Gomez.
Mit dieser Elf sollte die Europa League mindestens drin sein, wenn alle fit bleiben und Hecking es schafft, aus der geballten individuellen Klasse eine Einheit zu formen, könnte tatsächlich am Ende sogar die Königsklasse winken.
Allerdings: Bereits in der vergangenen Saison besaß Wolfsburg viel Qualität, am Ende sprang aber nur Platz 8. Dennoch sind Spieler des VfL Wolfsburg durchaus eine Kaufempfehlung.