Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schießt scharf gegen den FC Bayern München – zu Recht? Auf keinen Fall, findet Comunioblog-Redakteur Sebastian Schramm. Ein Kommentar.
Hans-Joachim Watzke ist ein intelligenter Mann. Seit Jahren steht er in der Öffentlichkeit und weiß daher nur zu gut, wie die riesige Medienmaschinerie Bundesliga funktioniert.
Jede Aussage wird dort auf die Goldwaage gelegt, jeder noch so kleine Satz birgt Explosionsgefahr. In diesem Zusammenhang erscheinen die Worte, die Watzke bei einem öffentlichen Termin in Berlin losgelassen hat, schon ein wenig merkwürdig.
Ohne, dass aus München der Anlass dazu gegeben wurde, kritisierte der 54-Jährige die Führungsetage des FC Bayern auf Schärfste.
Watzke: „Sie wollen uns zerstören“
Angesprochen auf den schon jetzt exorbitanten Vorsprung der Münchner und die Entwicklung, die der aktuelle Triple-Sieger in den letzten zwei Jahren durchlaufen hat, sagte Watzke: „Jetzt schlagen sie zurück. Sie wollen uns zerstören.“
Er schränkt zwar ein, dass der FC Bayern die Dortmunder natürlich nicht auf menschlicher Ebene kaputt machen wolle.
Jedoch sieht er in den Transfers von Mario Götze und Robert Lewandowski die bayerische Absicht, den BVB auf Jahre hin so zu schwächen, dass er kein ernstzunehmender Konkurrent mehr werden könne.
Bayern handelt in erster Linie für sich
Eine gewagte These. Ein Verein wie der FC Bayern, mit seiner Strahlkraft, mit seiner Stellung im Weltfußball, hat zu jeder Zeit die Pflicht, sich so aufzustellen, dass in den nächsten Jahren kein signifikanter Einbruch zu befürchten ist.
Wenn also die Verpflichtung eines begnadeten deutschen Nationalspielers wie Mario Götze im Bereich des Möglichen ist, dann hat sich der größte deutsche Verein damit zu beschäftigen. Dass Götze eine Klausel im Vertrag hatte, die ihm den Weggang erst ermöglichte, ist sicherlich nicht die Schuld des FC Bayern.
Ähnlich verhält sich der Abgang Robert Lewandowskis. Der Pole ist zurzeit einer der besten Angreifer im europäischen Spitzenfußball. Auch hier ist es aus Münchner Sicht völlig legitim, sich damit zu beschäftigen, ob ein Transfer den Kader noch verbessern würde. Egal, ob Lewandowski in Augsburg, Manchester oder Dortmund spielt.
Watzkes Doppelmoral
Zudem entbehren die Aussagen Watzkes nicht einer gewissen Doppelmoral. Auch Dortmund bedient sich bei direkten Konkurrenten und verpflichtete im Sommer 2012 beispielsweise Marco Reus von Borussia Mönchengladbach per Ausstiegsklausel für rund 17 Millionen Euro.
Eines steht fest: Auf den Transfermärkten dieser Welt gilt das Gesetz des Stärkeren – das mag für viele Fußball-Romantiker kein schöner Aspekt sein, doch wer am Ende der Nahrungskette sitzt, kriegt eben das dickste Essen. Mal profitiert Dortmund davon, mal der FC Bayern.
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