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Argentinien ist gespickt mit Weltstars, gerade in der Offensive. Doch die Mannschaft von Jorge Sampaoli tut sich dafür ungewöhnlich schwer. Dank Leo Messi ist die Albiceleste dennoch ein Titelfavorit.
Qualifikation: Eine äußerst zähe Angelegenheit, die beinahe krachend gescheitert wäre. Als nominell bestes Team in die gewiss nicht einfache Südamerika-Quali gegangen, stand Argentinien einen Spieltag vor Schluss noch auf Platz 6, was nicht einmal für die Playoffs gereicht hätte. Nur sieben der 18 Spiele konnten Messi und Co gewinnen. So gab es etwa keinen Sieg gegen den Gruppenletzten Venezuela, dazu krachende Niederlagen gegen Brasilien und Bolivien. Erst am letzten Spieltag wurde in der engen Gruppe dann doch mit einem Sieg in Ecuador die direkte Qualifikation klar gemacht, weil Chile parallel gegen Brasilien verlor.
Comunio2018-Kader: Unter den Top-25 Stürmern befinden sich mit Leo Messi, Sergio Agüero, Gonzalo Higuain und Paulo Dybala gleich vier Argentinier. So viel gibt es bei keiner anderen Nation. Und natürlich ist Messi mit 5 Mio. an der Marktwertspitze zu finden. Je mehr man jedoch in Richtung Defensive blickt, umso günstiger werden auch die Marktwerte, was letztlich ein klares Indiz dafür ist, dass die Schwächen der Argentinier in der Hintermannschaft zu finden sind, klammert man einmal Manchester Citys Nicolas Otamendi aus.
Player to watch: Über Messi brauchen wir uns nicht zu unterhalten, jeder weiß, welche Qualitäten er besitzt. Diese WM könnte aber der große Durchbruch von Paulo Dybala sein, der inzwischen auch ins Visier des FC Bayern geraten ist. Dybala war bei Juventus in dieser Saison mit 22 Saisontoren drittbester Schütze in Italien und ist mit 2.5 Mio. bei Comunio verhältnismäßig preiswert angesetzt. Er kann im offensiven Mittelfeld rechts wie links und im Sturm agieren. Allerdings spielte Dybala bei der Nationalmannschaft bislang meist nur die zweite Geige. Das könnte sich jetzt aber ändern.
Youngster to watch: Die Mannschaft ist relativ alt, für einige Stars wird es wohl die letzte WM sein. Einer, der sich aber zuletzt enorm entwickelt hat, ist der 22-Jährige Giovani Lo Celso, der sich im zentralen Mittelfeld bei Paris St. Germain inzwischen einen Stammplatz erkämpft hat, Champions-League-Erfahrung mitbringt und auch weiß, wo das Tor steht. Er debütierte erst unter dem aktuellen Trainer Jorge Sampaoli.
Trainer: Erst im letzten Sommer übernahm der 58-Jährige die Nationalmannschaft, nachdem die Mannschaft unter Vorgänger Edgardo Bauza, der jetzt Saudi-Arbaien trainiert, in der Qualifikation zu scheitern drohte. Der schwer tätowierte Sampaoli wurde einer breiteren Öffentlichkeit erst als Nationaltrainer Chiles bekannt, mit der er 2015 die Copa America gewann. Anschließend trainierte er den FC Sevilla, wo er 2017 vom argentinischen Fußballverband mit einer Ablöse herausgekauft wurde. Sein Glück: Er kann ruhig arbeiten, denn selbst wenn Argentinien in der Vorrunde scheitern sollte, hat er laut Verband einen sicheren Arbeitsplatz bis 2022.
Erfolge: Der Pokalschrank ist mit zwei Weltmeister-Titeln (1978 und 1986), 14 Copa America Trophäen und dem Confed-Cup Pokal reichlich gefüllt. Drei Mal stand Argentinien indes in einem WM-Finale und ging als Verlierer vom Platz. Zuletzt 2014 gegen Deutschland. Kurz: Es handelt sich hierbei um einen WM-Dauerfavoriten.
Kuriositäten: Leo Messi hat so ziemlich jeden Titel, den es individuell wie auf Vereinsebene gibt, gewonnen. 9 Meistertitel etwa in Spanien, vier Mal den Henkelpott, 16 Mal wurde er alleine in der Liga oder in einem Pokalwettbewerb Torschützenkönig. Doch die Karriere des wohl besten Fußballers seiner Zeit, der alleine auf Vereinsebene 552 Pflichtspieltore erzielt hat, wird für immer unvollendet bleiben ohne WM-Titel. Nur dann wird er in seiner Heimat aus dem massiven Schatten Maradonas befreien können. In vier Jahren in Katar steht er kurz vor seinem 35. Geburtstag. Es dürfte deshalb in Russland die letzte Chance für ihn sein.
Prognose: Viele Stars – aber keine Mannschaft. Argentinien zählt gerade wegen der schwachen Qualifikation und den jüngsten Testspieleindrücken (1:6-Klatsche gegen Spanien) nicht zum engsten Favoritenkreis. Zwar ist die Mannschaft in Gruppe D der nominelle Favorit, die Gegner Kroatien, Nigeria und Island sind aber alles andere als Kanonenfutter und allesamt perfekt als Stolperstein geeignet. Ist die Gruppenphase aber erst einmal überstanden, ist gerade wegen Leo Messi, der jederzeit den Unterschied ausmachen kann, alles möglich.