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Trotz der Superstars Modric und Rakitic war der internationale Erfolg Kroatiens in der Vergangenheit sehr überschaubar. Zum ersten Mal seit 20 Jahren soll die Gruppenphase wieder überstanden werden. Kann das gelingen? Und lohnen sich kroatische Spieler bei Comunio?
Qualifikation:
Dass die Kroaten in der WM-Qualifikation zum Nachsitzen in die Playoffs mussten, stellte sicherlich eine Überraschung dar. Nach einem starken Start in die Qualifikation drohte die Auswahl die eigene WM-Teilnahme durch ein katastrophales Abschneiden im Sommer 2017 mit einem Unentschieden gegen Finnland sowie Niederlagen gegen Island und die Türkei wieder zu verspielen. Nur zwei Tage vor dem entscheidenden Spiel gegen die Ukraine wurde Trainer Ante Carcic entlassen, Zlatko Dalic übernahm. Mit einem 2:0 über die Ukraine sowie einem souveränen Auftreten in den Playoffs gegen Griechenland (4:1, 0:0) tütete Kroatien die WM-Endrunde dann doch ein.
Die Weltstars im Team stechen unübersehbar hervor. Mit jeweils rund 7 Mio. sind Ivan Rakitic und Luka Modric zusammen fast genau so viel Wert wie der Rest der prognostizierten kroatischen Startelf. Trotz eines drohenden Reservistendaseins kommt auch Ex-Bayern-Star Mario Mandzukic mit 4,5 Mio. immer noch auf einen sehr respektablen Markwert. Die Bundesliga ist bei den Kroaten stark vertreten: Mit Tin Jedvaj, Andrej Kramaric, Marko Pjaca und Ante Rebic sind immerhin vier Kicker mit dabei, die in der vergangenen Saison in der höchsten deutschen Spielklasse aktiv waren.
Player to watch:
Nikola Kalinic. Mit fünf Treffern war Mario Mandzukic Kroatiens klar gefährlichster Torjäger der WM-Qualifikation, unter Neu-Trainer Dalic ist der Angreifer allerdings nicht mehr gesetzt. Beste Karten im Kampf um die Position des Mittelstürmers scheint aktuell Nikola Kalinic zu haben. Der 30-Jährige hat eine eher durchwachsene Saison mit dem AC Mailand hinter sich (6 Tore in 31 Spielen), wurde nach seiner Leihe aber dennoch fest verpflichtet. Darf er von Beginn an ran, könnte er mit nicht mal 2 Mio. ein Schnäppchen werden.
Youngster to watch:
Dalic baut vor allem auf Erfahrung, Youngster sind im kroatischen Team rar gesät. In den zwei Playoff-Spielen kamen Spieler, die jünger als 24 Jahre alt sind, zusammen auf ganze 25 Minuten Einsatzzeit. Am ehesten zu nennen ist hier Ante Rebic. Der 24-Jährige spielte mit der Eintracht eine starke Saison, nun sollen internationale Spitzenklubs ein Auge auf den variablen Angreifer geworfen haben. Die WM könnte die große Bühne sein, um sich weiter zu empfehlen. Allerdings: Mit Ivan Perisic, Andrej Kramaric, Mario Mandzukic und Marko Pjaca ist die Konkurrenz auf den Flügelpositionen enorm.
WM-Vorschau: Nigeria (folgt)
Trainer:
Zlatko Dalic übernahm die Mannschaft erst im vergangenen Oktober – unter verrückten Umständen. Während am 6. Oktober noch Ante Cacic gegen Finnland auf der Bank saß, hatte nur drei Tage später Dalic das Heft in der Hand. Der Erfolg gibt ihm bislang jedoch Recht. Der 51-Jährige, der zuvor beim FC Al-Ain in der Gulf League trainierte, stabilisierte seine Mannschaft schnell und tütete die Qualifikation ein. Das System bleibt das bewährte 4-2-3-1, größte Veränderung scheint die kleinere Rolle von Angreifer Mario Mandzukic zu sein.
Erfolge:
Die „goldene Generation“ mit den internationalen Superstars Luka Modric, Ivan Rakitic und (mit Abstrichen) Mario Mandzukic droht ohne größeren Turniererfolg zu bleiben. Bei der WM 2012 und der WM 2014 schied die Mannschaft bereits in der Gruppenphase aus, 2016 schied man bei der EM in Frankreich sehr unglücklich in der Verlängerung gegen den späteren Turniersieger Portugal aus. Der größte Erfolg der Nation bleibt zweifelsohne der dritte Platz bei der WM 1998.
Kuriositäten:
Die kroatische Mannschaft droht ihren Zenit langsam aber sicher zu überschreiten. Im Freundschaftsspiel gegen Peru bot Dalic mit einem Durchschnittsalter von 30,1 Jahren die älteste kroatische Mannschaft seit fast 20 Jahren auf. Womöglich ist dies allerdings auch ein gutes Omen: Die älteste kroatische Startelf aller Zeiten lief 1998 auf (Durchschnittsalter: 30,4 Jahre): Kroatien gewann damals mit 2:1 gegen die Niederlande – im Spiel um Platz 3 der Weltmeisterschaft.
Prognose:
„Zunächst einmal ist es unser Ziel, die Gruppenphase zu überstehen“, erklärte Dalic gegenüber „Goal“. Angesichts der Gruppengegner Island, Nigeria und Argentinien scheint dies möglich, ist aber alles andere als ein Selbstläufer. Hinter Island landeten die Kroaten bereits in der Qualifikation, Nigeria gilt für viele Beobachter als die stärkste afrikanische Mannschaft. Kroatien darf sich keine Aussetzer leisten. Gelingt ihnen das, sollte Platz zwei hinter Argentinien allerdings zu erreichen sein.