125 Millionen Euro erhielt Tottenham Hotspur im Sommer 2013 für Gareth Bale & co., 120 davon reinvestierten sie direkt. Dennoch blieb sportliche Verbesserung aus. Wo sind die Bale-Millionen?

In der letzten Saison verpasste Tottenham Hotspur mit einer Rekordpunktzahl die Champions League denkbar knapp. Superstar Gareth Bale wurde für 91 Millionen Euro nach Madrid transferiert, sieben Neuzugänge für 120 Millionen an die Lane geholt, um den Kader quantitativ, aber auch qualitativ zu stärken – vor allem in der Offensive.

Die ernüchternde Bilanz nach 27 Spieltagen: Nur 1,33 Tore pro Spiel, ein Trainerwechsel, hohe Niederlagen gegen direkte Konkurrenten, wieder Platz 5 – jedoch sieben Punkte Rückstand auf das viertplatzierte Manchester City. Zudem haben die Citizens noch ein Spiel mehr zu bestreiten.

In der Europa League sind die Spurs noch dabei, konnten eine Blamage gegen Dnipro Dnipropetrowsk nur knapp abwenden – aufgrund der Tätlichkeit eines Dnipro-Spielers absolvierte Tottenham weite Teile der zweiten Halbzeit in Überzahl und konnte das Duell mit drei Toren noch drehen.

Die Top Vier waren nach den hohen Investitionen das Mindestziel, doch davon ist man weit entfernt; eine wichtige Ursache für die sportliche Unzufriedenheit sind die Transferflops des Sommers. Welche Neuzugänge floppten, welche haben noch Potenzial?

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Mega-Flops in der Offensive

Der Königstransfer der Londoner war Mittelstürmer Roberto Soldado, für den 30 Millionen Euro nach Valencia überwiesen wurden. Der spanische Nationalspieler galt als Hoffnungsträger im zuvor selten überzeugenden Angriff, doch seine Quote ist ernüchternd. Vier seiner fünf Saisontore waren verwandelte Elfmeter; das einzige Liga-Tor aus dem Spiel heraus erzielte der 28-jährige im Oktober. Bezeichnend, dass der von den Fans bereits abgeschrieben gewesene Emmanuel Adebayor mit acht Toren bester Torschütze ist – bei 10 Spielen weniger als Soldado. Trotz seiner schwachen Statistiken kommt die Nummer 9 der Spurs immer noch häufig zum Zug.

Ein noch größerer Flop ist Erik Lamela. Den Flügelstürmer lockten die Spurs für eine Ablösesumme von ebenfalls rund 30 Millionen Euro vom AS Rom an die Lane, doch der Argentinier fasste in der Premier League nicht Fuß und liebäugelte schon in der Winterpause mit einer Rückkehr in die Serie A. Lediglich dreimal spielte Lamela von Beginn an, sechsmal wurde er eingewechselt; ein Tor gelang ihm in der Liga nicht. Derzeit arbeiten die Spurs an einer Offerte für Milans Mario Balotelli – Lamela soll im Paket enthalten sein und Balotelli wäre der Ersatz für den ersten Flop: Soldado. Selbst wenn der Deal nicht zustande kommt, soll Lamela gehen, doch die hohe Ablöse wird Tottenham nicht wieder bekommen.

Auch Nacer Chadli, der für 8 Millionen Euro von Twente Enschede kam, weiß bislang nicht zu überzeugen. Da der Belgier zu Saisonbeginn keine guten Leistungen zeigte, kommt er inzwischen nicht mehr über Joker-Einsätze hinaus. Bei comunio.co.uk ist Chadli nur noch 170.000 wert. Lediglich Christian Eriksen (13 Millionen, Ajax Amsterdam) hat sich nach schwachem Start gefangen und stellt inzwischen eine wichtige Anspielstation im offensiv ausgerichteten 4-4-2, manchmal 4-2-3-1, des neuen Trainers Tim Sherwood dar.

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Auch den Defensiven fehlt Konstanz

Der große Hoffnungsträger für das zentrale Mittelfeld war Confed-Cup-Star Paulinho, doch dem 20 Millionen Euro schweren Brasilianer fehlt die Konstanz. Zwar ist der 25-jährige gesetzt, doch vor allem in den Spielen gegen direkte Konkurrenten kein Faktor für Stabilität, wie er es letzten Sommer für die brasilianische Nationalmannschaft war. Im Gegenteil: Beim 0:6 gegen Manchester City wurde er früh ausgewechselt, gegen Liverpool (0:5) sah er glatt rot. Alles in allem enttäuscht Paulinho bislang, doch im Gegensatz zu Lamela ist bei ihm noch das Potenzial da, in England den Durchbruch zu schaffen.

Pech hatte 11-Millionen-Mann Etienne Capoue, der nach einer Knöchelverletzung den gesamten Herbst nicht im Kader stand. Der französische Abräumer fand zuletzt unter Tim Sherwood immer besser in die Spur, ist nun jedoch erneut am Bein verletzt und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Eine Saison zum Vergessen, doch nach der WM wird Capoue von neuem angreifen und sich möglicherweise einen Stammplatz sichern.

Bleibt noch Vlad Chiriches, der bei den Spurs-Fans beliebt ist. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten war der rumänische Innenverteidiger sowohl unter Villas-Boas als auch unter Sherwood gesetzt; derzeit fällt er mit Rückenproblemen aus. Neben Eriksen ist der 24-jährige wohl der Neuzugang, der sich am besten ins Team integriert hat – und bei einer Ablösesumme von 9,5 Millionen noch einer der billigeren. Zudem hat Chiriches noch Luft nach oben.

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Neue Transferperiode, gleiche Fehler?

Tottenham wird die Champions League aller Voraussicht nach erneut verpassen. Im Sommer stehen die Transfers besonders auf dem Prüfstand. Flops wie Soldado und Lamela, für die 60 Millionen Euro – hart formuliert – verbrannt wurden, darf man sich nicht mehr erlauben. Der Deal mit Lamela und Balotelli klingt sinnvoll, wird aber wohl kaum zu realisieren sein, da der Milan-Stürmer auch bei absoluten Top-Clubs auf dem Zettel steht.

Spurs-Präsident Daniel Levy muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit den Bale-Millionen unbedacht um sich geworfen zu haben. Dass die meisten Transfers floppten, ist kein Pech, sondern die Folge unüberlegten Handelns. Dennoch ist anzunehmen, dass Tottenham angesichts der nicht erreichten Ziele erneut eine große Menge Geld für Neuzugänge in die Hand nehmen wird. Für die Fans bleibt zu hoffen, dass diesmal vorher abgewägt wird, welche Spieler sinnvolle Ergänzungen sind.