Mexikos Keeper lässt die Selecao verzweifeln, Neymar fängt schon vor der Partie an zu weinen. Und: In Belo Horizonte wurde ein Kampfschwein gesichtet!
Ochoa hext: Ein 0:0 kann für einen Zuschauer eine echte Bestrafung sein. Doch was Mexiko und Gastgeber Brasilien im schwül-heißen Nordosten des Landes auf das Parkett packten, war Unterhaltung pur.
Beide Mannschaften führten eine unglaublich intensive Partie, hinzu kam eine verdammt gute Stimmung. Trotzdem stiel ein Mann allen die Show. Mexikos Keeper Guillermo Ochoa, der haufenweise hochkarätige Chancen zunichte machte.
El Tris Coach Miguel Herrera war nach dem Spiel aus dem Häuschen: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Torwart bei einer WM schon mal dasselbe in einem Spiel geleistet hat wie Ochoa gegen Brasilien.“
Absolute Weltklasse waren Ochoas Reaktionen bei den Kopfbällen von Thiago Silva und Neymar. Letzterer scheiterte zudem aus sieben Metern mit einem satten Schuss am Hexer aus Mexiko.
Den Ritterschlag für den Schlussmann gab es dann nach der Partie. Oliver Kahn sprach bei der Analyse im „ZDF“ „von der besten Torhüterleistung des bisherigen Turniers.“ Nuff said.
Neymar weint: Zu jedem Turnier entwickelt sich in Deutschland eine Diskussion ob des Mitsingens der Nationalhymne. Einige Politiker nutzen den Gesprächsstoff in dilettantischer Weise aus, um sich auf dem Rücken unserer Jungs zu profilieren.
Zugegeben: Es hat wohl noch keinem geschadet, das „Lied der Deutschen“ mitzusingen, sofern man Deutschland in der Welt repräsentiert. Doch sollten jene, die zu jeder Zeit von Toleranz und Respekt reden, auch diejenigen in Ruhe lassen, die die Hynme nicht mitsingen möchten. Immerhin herrscht in unserem Land Meinungsfreiheit.
Wie schön und mächtig eine solche Hymne allerdings sein kann, haben die Brasilianer in Fortaleza vor der Partie gegen Mexiko mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Team und die Zuschauer schmettern seit dem Confederations Cup aus Solidarität zu ihren demonstrierenden Mitmenschen nach der Musik einfach weiter.
Es entsteht ein Chor, der voller Inbrunst dem ein oder anderen eine schöne Gänsehaut verpasst. Superstar Neymar nahm die Performance so mit, dass am Ende des Liedes Tränen über sein Gesicht liefen. Fußball. Emotionen und so.
Wilmots ist gallig: Nicht wenige hätten erwartet, dass Belgien Kontrahent Algerien mit seiner Offensivpower aus dem Stadion in Belo Horizonte schießt.
Doch die Wüstenfüchse verteidigten clever und leidenschaftlich, zudem schenkten die roten Teufel einen Elfmeter. Verpackt und mit Schleife drum.
Der frühe Rückstand und die erschreckende Uninspiriertheit hinterließen vor allem bei Coach Marc Wilmots Spuren. Eine deftige Halbzeitansprache, garniert mit einem kleinen Motivationsplakat („Die Bank gewinnt das Spiel“) riss die Belgier dann aber aus dem Tiefschlaf.
Die eingewechselten Marouane Fellaini und Dries Mertens drehten die Partie und bescherten der Mannschaft eine gute Ausgangsposition innerhalb der Gruppe H. Grund genug für Wilmots, ein bisschen verbal rumzugrätschen.
Angesprochen auf die augenscheinliche Probleme seiner hoch veranlagten Truppe fuhr er Journalisten im Kampfschweinmodus an. Die Organisation seiner Mannschaft sei perfekt gewesen. Und die Offensive? „Wir hatten sechs Chancen, Algerien eine. Punkt!“
Halbwegs Entwarnung: Am Dienstag ließen sich die angeschlagenen Mats Hummels und Jerome Boateng per Helikopter ins Krankenhaus fliegen, um sich nach ihren im Spiel gegen Portugal erlittenen Blessuren checken zu lassen.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Nochmal Glück gehabt. Boateng riss sich eine Sehne im Daumen und wird während der Partien dieser Weltmeisterschaft mit einer Schiene auflaufen müssen, die der jeweilige Schiedsrichter im Vorfeld abnehmen muss.
Der Dortmunder Hummels erlitt eine Prellung am Oberschenkel mit einer Einblutung in die Muskulatur. Laienhaft ausgedrückt wahrscheinlich einen schmerzhaften Pferdekuss. Ob der 25 Jahre alte Innenverteidiger gegen Ghana auflaufen kann, steht noch nicht fest. Langsam soll das Training erhöht werden, dann fällt die Entscheidung.
Zum Glück ist Löw aber in einer Situation, die es ihm erlauben würde, auch ein Spiel auf Hummels zu warten, um eine längere Pause zu verhindern.
Spanien vor dem Aus?: Nach der deftigen 1:5-Pleite gegen die Niederlande geht es für den Titelverteidiger schon um alles. Im Maracana trifft die Seleccion um 21 Uhr auf Chile, das sein Auftaktmatch gegen Australien mit 3:1 gewann.
Wie wird Spanien auf die Pleite reagieren? Ist das Ende einer Ära eingeläutet oder hat sich der Prozess seit einger Zeit unterschwellig bis ins Innere des Mannschaftskerns gefressen? Nun – die Antwort liegt auf’m Platz!
Allerdings wäre es törricht, den Weltmeister bereits nach einer Partie abzuschreiben. Kein anderes Team hat jemals zuvor den Weltfußball derart dominiert und die Dominanz zur gleichen Zeit auch noch in Zählbares umgemünzt.
Noch immer sind die Iberer in der Lage, jede, aber auch wirklich jede Mannschaft der Welt auseinander zu nehmen. Ein Faustpfand in der entscheidenden Partie gegen Chile könnte die Ruhe und Erfahrung der Furia Roja sein.
Die Spieler sind durch diverse Titel und Schlachten gestählt – bereits 2010 standen sie nach der Auftaktniederlage gegen die Schweiz mit dem Rücken zur Wand. Damals ging es im letzten Gruppenspiel übrigens auch um das Weiterkommen. Der Gegner: Chile.