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Ein Wechsel in der Innenverteidigung mit Negativ-Effekt, Edeltalente auf der Ersatzbank: Viele Entscheidungen der Bundesliga-Trainer erscheinen auf den ersten Blick unverständlich. Wer hat recht? Der Comunio-Check!
Die ärmste Sau in Wolfsburg
Deja vu beim VfL! Wer erinnert sich an Timm Klose, den Mann, der Robin Knoche im Frühjahr 2015 auf die Bank verdrängte und Wolfsburg mit starken Leistungen zum Pokalsieg führte? Klose war Stammspieler, bis Wolfsburg kurz vor Transferschluss im letzten Sommer Dante verpflichtete. Die Folgen: Dieter Hecking setzte Dante sofort vor Kloses Nase, der Schweizer ging im Winter, der Brasilianer nach schwachen Leistungen im Sommer.
In dieser Zeit war Robin Knoche Innenverteidiger Nummer vier – auch verletzungsbedingt. Zuvor galt der inzwischen 24-Jährige als eines der größten Abwehrtalente im deutschen Fußball. Zwischen 2013 und 2015 sammelte Knoche an Naldos Seite hervorragende 187 Comunio-Punkte. Nachdem die Innenverteidigung letzten Sommer umgestaltet wurde, war das Wolfsburger Eigengewächs auf einem guten Weg zurück.
Dann wiederholte sich die Geschichte des letzten Jahres. Der VfL verstärkte sich am Deadline Day mit Philipp Wollscheid, den Hecking aus Nürnberger Zeit kennt. Obwohl Knoche zum Saisonstart überzeugte, wurde er vom Neuzugang sofort verdrängt. Wollscheids Ausbeute bislang: -2 Punkte in drei Spielen. Dennoch scheint der Weg zurück für Knoche so schwierig wie für Klose letztes Jahr. Hecking wiederholt seinen Fehler.
Causa Dahoud – geschlossen?
Diese Personalie trieb nicht nur Gladbach-Fans in den Wahnsinn. Vier Spiele ohne Mahmoud Dahoud in der Startaufstellung! Dabei ist der junge Stratege einer der Senkrechtstarter der Borussia, die Entdeckung der letzten Saison. Aus taktischen Gründen bevorzugte „Fohlen“-Trainer Andre Schubert zu Saisonbeginn die Doppelsechs Kramer-Strobl.
Die Leistungen der beiden Neuzugänge ließen sich durchaus sehen, beide sind Punktehamster des Saisonstarts. Am 4. Spieltag zog sich Strobl jedoch einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu, was Dahoud wenige Tage später zu seinem Startelf-Debüt verhalf. Wie am Mittwoch in der Champions League gegen Barcelona, nutzte Dahoud seine Chance eindrucksvoll. Er befindet sich in einer Verfassung, in der er schwer aus Gladbachs erster Elf wegzudenken ist.
Keine Chance für den Standardspezialisten
Vor einem Jahr wechselte Johannes Geis mit großen Hoffnungen von Mainz 05 zum FC Schalke 04 – mit 129 Comunio-Punkten im Gepäck. Seine erste Saison im königsblauen Dress verlief durchaus zufriedenstellend, von einer Roten Karte abgesehen. Ohne diese hätte Geis erneut die 100-Punkte-Marke geknackt.
Bis kurz vor Transferschluss galt Geis auch für die neue Spielzeit als gesetzt. Als S04-Manager Christian Heidel Benjamin Stambouli und Nabil Bentaleb aus dem Hut zauberte, wurde es plötzlich eng für den Deutschen. Trainer Markus Weinzierl pflanzte die Neuen gleich vor Geis‘ Nase, der Standardspezialist erhielt seitdem nur noch eine Chance von Beginn an, die er nicht nutzte. Genau wie seine beiden Konkurrenten steht Geis bei 0 Punkten. Weinzierl sucht weiter nach seiner Erfolgself.
Labbadia vs. Halilovic – Duell entschieden
Spätestens nach seinem Traumtor im Pokal war Alen Halilovic der neue Liebling der HSV-Fans. Der aus Barcelona verpflichtete Zauberfuß hat die Qualität, durch seine Dribblings und seinen feinen Fuß Spiele zu entscheiden und dem HSV etwas wie ein ansehnliches Offensivspiel zu schenken. Aufgrund seiner defensiven Schwächen wurde der Neuzugang bislang jedoch nur eingewechselt.
Viermal kam Halilovic von der Bank, ohne Großartiges bewegen zu können. Im Spiel gegen den FC Bayern stand er nicht einmal im Kader. Mit nur einem Punkt aus fünf Spielen hat der HSV nun die Reißleine gezogen und Trainer Labbadia freigestellt. Dadurch werden Halilovics Einsatzchancen dramatisch erhöht. Ob Labbadia mit dem Verzicht auf Halilovic einen Fehler gemacht hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Punktehamster in Nöten
Als absoluter Leistungsträger kam Benjamin Hübner vom FC Ingolstadt zu 1899 Hoffenheim. Ob er auf einen Abgang von Niklas Süle spekulierte oder den Konkurrenzkampf mit Ermin Bicakcic und Fabian Schär gewinnen wollte, aufgegangen ist Hübners Plan bislang nicht. Als Innenverteidiger Nummer vier steht er derzeit nicht einmal im Kader.
Hoffnung auf Einsätze macht TSG-Coach Julian Nagelsmann seinem Neuzugang in absehbarer Zeit nicht. „Er hat sehr, sehr große Konkurrenz auf seiner Position und zu Beginn der Vorbereitung relativ lang gebraucht, um sich an den Trainingsreiz bei uns zu gewöhnen“, wird Nagelsmann vom „kicker“ zitiert. Nach „sehr, sehr großer Konkurrenz“ klingen Bicakcic (4 Punkte) und Schär (0 Punkte) aus Comunio-Sicht eigentlich nicht.