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Der Kader von Bayern München ist absichtlich klein gehalten. Trotz Dreifachbelastung soll gewährleistet sein, dass alle Stars ausreichend Spielpraxis erhalten. Doch stimmt das auch? Vor den richtungsweisenden Wochen in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal hat sich Comunioblog mal den Kader des Rekordmeisters vorgenommen.
23 Spieler stehen aktuell im Profikader der Münchner. Dazu gehören mit Fabian Benko und Niklas Dorsch zwei Youngster, die praktisch ohne Einsatzchance sind, und Gute-Laune-Onkel und dritter Keeper Tom Starke. Vergleicht man das mit anderen Teams, die das Ziel haben, lange in drei Wettbewerben mitzumischen, ist das nicht gerade üppig. Aber gewollt.
Jeder der hochdekorierten Stars soll die Chance auf Einsatzminuten haben und somit auch Unzufriedenheit, die schon häufiger die Stimmung im Bayern-Kader verhagelte, gar nicht erst aufkommen. Auch wenn ihnen die gnadenlose Dominanz der Vorjahre abhanden gekommen ist, geht der Plan bislang auf. Das ändert nichts daran, dass es dennoch eine klare Hierarchie im Kader gibt.
Tor
Das ist nirgendwo deutlicher als im Kasten und deswegen müssen wir auch nicht viele Worte darüber verlieren. Manuel Neuer, anerkannt bester Torhüter der Welt, ist die klare Nummer 1 und wird im Fall der Fälle von Sven Ulreich vertreten – zumindest noch in dieser Saison, denn der Ex-Stuttgarter hat durchklingen lassen, dass er ab der kommenden Spielzeit wieder spielen möchte. Starke ist die Nummer 3.
Abwehr
Auch nur noch bis zum Sommer wird Philipp Lahm seine Schuhe für den FC Bayern schnüren. Der Kapitän hat unlängst sein Karriereende angekündigt und wird eine große Lücke auf der rechten Abwehrseite hinterlassen. Zumindest dürfte sich die Schonung, die Trainer Carlo Ancelotti Fipsi gerne mal verordnete, jetzt abnehmen. Schließlich kann er seinen Routinier nun „verheizen“.
Den grundsoliden Backup gibt weiterhin Rafinha. Der Brasilianer bewegt sich zwar nicht ganz auf dem Vorjahresniveau (bislang sieben bewertete Einsätze), was allerdings daran liegt, dass er weniger Einsatzzeit bekommt, aber wenn er spielen darf, macht er es ordentlich. Unter Pep Guardiola durfte Rafinha häufiger rechts hinten ran, weil der Coach Lahm im Mittelfeld aufstellte. Die Zeiten sind vorbei.
Die Innenverteidigung stellt sich aktuell von selbst auf. Mats Hummels und Javi Martinez sind hier gesetzt. Jerome Boateng dürfte aber in der kommenden Woche wieder komplett ins Training einsteigen und dann kann die Dreierrotation wieder von vorne beginnen. Sollte mehr als einer der Innenverteidiger ausfallen, stehen Linksverteidiger David Alaba und Sechser Joshua Kimmich bereit. Allerdings zog Ancelotti Alaba Kimmich in der Regel vor.
Links sind die Rollen auch klar verteilt. Alaba ist gesetzt und fällt äußerst selten der Rotation zum Opfer (16 bewertete Einsätze). Wenn er dann doch mal auf der Bank Platz nehmen muss, wird er ordentlich von Juan Bernat vertreten. Der Spanier hat aber weiterhin Probleme, an seine Leistungen aus der Premierensaison (107 Punkte) anzuknüpfen.
Mittelfeld
Defensiv vor der Abwehr sind Xabi Alonso (17 Bewertungen) und Arturo Vidal (15 Bewertungen) die bevorzugte Formation. Fällt einer der beiden aus, ist Kimmich zumeist die erste Alternative. Auch Martinez hat bewiesen, dass er dort wertvoll sein kann. Europameister Renato Sanches hat noch große Probleme mit der Umstellung auf die Bundesliga. Seit November kommt er gerade mal auf 48 Minuten Einsatzzeit. Das ist auch ein Grund, warum auch Thiago dort seine Einsätze erhält, auch wenn er in offensiverer Position wertvoller für die Bayern und auch für Comunio ist.
Dort hat sich der Spanier aktuell gegen Thomas Müller durchgesetzt. Thiago steht jetzt schon bei 98 Punkten und wird seinen Saisonrekord von 104 Punkten spielend leicht übertreffen. Dagegen kommt Müller im Ancelotti-System gar nicht zurecht. Mit nur einem Saisontor und gerade mal 35 Zählern gehört er zu den größten Enttäuschungen der Saison.
Egal ob in der Mitte oder auf dem Flügel, Müller findet einfach nicht rein. Der Raumsucher hat sich verlaufen und sitzt daher immer häufiger auf der Bank. Vor allem wenn die bewährten Flügelwaffen Franck Ribery und Arjen Robben gemeinsam fit sind. Das passiert zugegebenermaßen nicht so häufig, aber trotz des fortgeschrittenen Alters und ihrer hohen Verletzungsanfälligkeit sind sie immer noch die Spieler, die den Unterschied ausmachen.
Und so verwundert es auch nicht, dass beide in den Top 10 bei den Punkten pro Spiel liegen. Robben ist mit 7,36 Punkten pro Spiel sogar auf dem ersten Platz, Ribery folgt mit 6 Zählern im Schnitt auf dem zehnten Platz. Von der Verletzungsanfälligkeit profitiert in erster Linie Douglas Costa. Der Brasilianer, der mit seiner Rolle dennoch nicht zufrieden ist, hat mehr Einsätze als die beiden Platzhirsche und ist mit 68 Punkten in 14 Einsätzen ebenfalls eine lohnenswerte Comunio-Investition.
Auch Müller würde wohl ohne die häufigen Pausen der Flügelspieler weniger auf dem Platz stehen. Dagegen konnte Kingsley Coman keinen Nutzen daraus ziehen. Aufgrund einer Kapselverletzung fehlte er mehrere Wochen und kam so etwas ins Hintertreffen.
Sturm
Im Sturm gibt es Robert Lewandowski und sonst nichts. Der Pole ist ohne Konkurrenz und nicht rotierbar. Das bedeutet aber auch, dass Lewa besser nicht ausfallen sollte. Einen richtigen Stürmer gibt es sonst nicht mehr im Kader. Müller ist da noch die beste Lösung.
Solange die Bayern ohne größere Verletzungen durch die Saison kommen, reicht eben auch ein 20-Mann-Kader. Das macht es auch für Comunio leichter, denn so krasse Rotationen wie unter Guardiola gibt es nicht mehr. In Richtung Frühling könnte sich das aber etwas verschieben. Der Münchner Vorsprung in der Liga wächst, das Hauptaugenmerk wird sich zwangsläufig etwas in Richtung Champions League verschieben – sofern man die Hürde Arsenal meistert.