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Die sechs deutschen Vertreter auf europäischer Bühne haben in ihren Wettbewerben die Vorrunde hinter sich gebracht und dabei deutlich mehr Frust als Lust produziert. Wir werfen einen Blick darauf, wie schnell die Europa-Reisenden jeweils wieder in den Bundesligaalltag zurück gefunden haben.
FC Bayern München (3 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage)
Dass der Rekordmeister eine gar nicht mal so großartige Runde spielt, lässt sich auch an seiner „Post-Europa-Bilanz“ ablesen: Zwar konnten die Bayern dreimal nach einem Europa-Ausflug gewinnen, zweimal aber eben nicht. Zuletzt gab es beim 1:2 in Gladbach dabei die erste Niederlage unter Jupp Heynckes. Gegen das Milliarden-Ensemble aus Paris dürfte man sich jetzt ordentlich „Mia san Mia“ angekickt haben, was man die Eintracht aus Frankfurt spüren lassen möchte. Tendenz: Die Bilanz wird wieder etwas aufgehübscht werden, denn langsam kommt man in München so richtig in Schwung.
RB Leipzig (4 Siege, 1 Unentschieden)
In Leipzig lässt man sich von den ersten Ausflügen in die große, weite Welt der Champions League nicht von der Pflicht in der heimischen Bundesliga ablenken: Vier Siege bei nur einem Unentschieden deuten nicht darauf hin, dass man mit den Gedanken auch nur eine Sekunde länger als nötig in europäischen Gefilden verweilen würde – und das, obwohl man dort durchaus Federn lassen musste. Man erinnere sich nur an das Besiktas-Hinspiel, in dem Torjäger Timo Werner mit Kreislaufproblemen vom Platz musste und in der Folge ausfiel. Am Samstag werden nun taumelnde Mainzer in Leipzig vorstellig, um die bemerkenswerte Serie zu vermiesen. Alleine: Schaffen werden sie es nicht, zu stabil präsentiert sich das Team von Ralph Hasenhüttel in der Bundesliga, selbst nach bisweilen etwas wild und anfällig wirkenden Europa-Auftritten.Tendenz: Nach dem Aus in der Champions League gibt´s für RB daheim wieder etwas zu feiern.
Borussia Dortmund (2 Siege, 2 Unentschieden, 1 Niederlage)
Wer weiß aus dem Stehgreif, wie groß der Abstand des BVB zu einem Champions League-Platz ist? Na? Es sind: 2 Punkte! Und damit gefühlt zehn weniger, als die Stimmung rund um die Schwarz-Gelben vermuten lässt. Zugegeben, nachdem es noch Mitte Oktober so aussah, was wäre man auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft, folgten desaströse Wochen, in denen man absolut alles verspielte – bis auf die Champions League-Qualifikation für die kommende Saison. Langsam sollte man aber auch da den Umkehrschwung einleiten – am besten schon morgen den SV Werder Bremen. Ein Blick auf die Statistik lässt keine klaren Aussagen zu, ob es gelingt: Nach-europäisch stehen jeweils zwei Siege und zwei Unentschieden in der Statistik. Aus Madrid hat man allerdings zwar mal wieder keine Punkte mitgebracht, aber scheinbar ein bisschen frische Moral. Und die braucht das Team von Peter Bosz auch. Fast so dringend wie Punkte für die Trendwende.
TSG Hoffenheim (1 Sieg, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen)
Wechselhaft läuft die Saison für die TSG Hoffenheim, einem rauschhaften Erfolg wie dem jüngsten 4:0 über RB Leipzig ging ein 0:3-Debakel gegen den HSV(!) voraus. Ein Spiegel dieser unsteten Hinrunde ist die Nach-Europa-Bilanz der TSG: Ein Sieg, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen sprangen jeweils nach der Rückkehr von der großen Bühne raus. Aus der Europa League ist man inzwischen (und schon vor dem letzten Vorrundenspieltag) sang- und klanglos ausgeschieden. Vielleicht haben sie in Sinsheim jetzt die Muße, Stetigkeit in ihre Vorstellungen zu bringen? Vielleicht startet schon am Sonntag in Hannover eine neue Serie.
1.FC Köln (1 Unentschieden, 4 Niederlagen)
In Köln bezahlen sie in dieser Runde einen verdammt hohen Preis für die so rauschhaft verlaufene Vorsaison: Der Toptorjäger ist für ungeheuer viel Geld gen Fernost entschwunden, der Nachfolger ließ sich noch nicht gewinnbringend ins System integrieren und ist überdies immer wieder angeschlagen und was im letzten Jahr noch spielerisch gelang, gelingt jetzt eben nicht mehr. Und so ist man schon gefühlt auf Abschiedstour, auch wenn man imer wieder auf dem Feld oder daneben mal wieder ein Lebenszeichen sendet. Und wer in 14 Spielen nur drei Unentschieden holt, hat natürlich auch eine desaströse Post-Europa-Bilanz: Vier Niederlagen und ein Unentschieden sammelten Kölner unter Peter Stöger ein. Ob Nachfolger Stefan Ruthenbeck da nochmal was drehen kann? Gegen wen, wenn nicht gegen den SC Freiburg, den man vom Geißbockheim aus immerhin noch mit dem Fernglas auf dem Relegationsrang verschwommen ausmachen kann?
Hertha BSC (1 Sieg, 4 Unentschieden)
Gute Nachrichten für den FC Augsburg: Glaubt man der Statistik, dann ist dem Team von Manuel Baum am Sonntag im Heimspiel gegen Hertha BSC ein Punkt schon sicher. Viermal gestalteten die Berliner den ersten nationalen Auftritt nach Europapokal-Abenden unentschieden, dazu gelang ein Sieg. Und das war gegen den 1.FC Köln, was in dieser Runde durchaus als Messungenauigkeit betrachtet werden kann und die Statistik nicht verfälschen sollte. Also: Tendenz remis. Oder geht doch ein bisschen mehr für den Gastgeber? Die Form stimmt und nach dem trostlosen Ausscheiden der Hertha aus der Europa League, sind die Augsburger – aktuell auf Rang sieben notiert – seit heute offiziell deutlich näher an Europa dran, als die Alte Dame.