Gaudino, Kurt, Kimmich – und vielleicht auch Ödegaard? Der FC Bayern bereitet sich auf die Zeit nach Lahm und Co. vor. Eines ist sicher: Für Comunios Manager sind Talente und der FC Bayern ein schwieriges Thema.

Der FC Bayern hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Benchmark im europäischen Spitzenfußball entwickelt.

Drei Endspiele in der Champions League, viele Titel und nicht zuletzt die Verpflichtung des begehrtesten Trainers der Welt sorgten dafür, dass der deutsche Rekordmeister zurzeit mit Real Madrid, Chelsea und dem FC Barcelona zu den absoluten Top-Klubs des Kontinents gehört.

Doch trotz der steilen Entwicklung: Ein großes Problem scheint die Verantwortlichen des Klubs herumzutreiben  – die Stagnation des Nachwuchsbereichs. Seit Jahren gab es keine Titel mehr, die zweite Mannschaft versucht bislang vergeblich, in die 3. Liga aufzusteigen.

Ein Umstand, den Sportvorstand Matthias Sammer natürlich nicht tolerieren kann. Stillstand definiert er als Rückstand.

Reschke als X-Faktor?

Nicht zuletzt deshalb verpflichtete der FC Bayern im letzten Sommer Michael Reschke, dem nach drei  Jahrzehnten in Leverkusen der Ruf eines exzellenten Kaderplaners und Scouts vorauseilt.

Mit ihm haben die Münchner vor allem in Deutschland ein klares Zeichen gesetzt: Auch auf dem Transfermarkt für Talente wollen die Bayern ihre Muskeln spielen lassen.

Die Verpflichtungen von Sinan Kurt, Joshua Kimmich und auch das Interesse am als Wunderkind angepriesenen Martin Ödegaard zeigen deutlich auf, dass der FC Bayern es ernst meint.  Zudem plant der Klub den Bau eines Nachwuchsleistungszentrums im Norden Münchens bis zum Jahr 2017. Ein Gelände, das in Europa nach seinesgleichen suchen soll.

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Kritik an Nachwuchspolitik

Zugegeben: Dutzende Vereine zeigen, dass auch mit weit weniger Investitionen Strukturen aufgebaut, Talente rekrutiert und ausgebildet werden können. Doch der FC Bayern hat den Anspruch an sich selbst, auf jedem Gebiet die unangefochtene Nummer eins zu sein –koste es, was es wolle.

Nicht wenige sehen den neuerlichen Weg des FC Bayern aber kritisch. Bereits im Sommer, als Sinan Kurt seinen Wechsel von Gladbach in Richtung München erzwang, echauffierte sich Fohlen-Sportdirektor Max Eberl über die aggressive Politik des Abwerbens.

„Wenn man die Talente erntet, bevor sie reif sind, weiß ich nicht, ob das dem deutschen Fußball gut tut“, sagte Eberl der „Rheinischen Post“. „Die jungen Spieler können sich auch anderswo ihre Sporen verdienen und dann zu den Bayern gehen.“

Doch nicht nur die Manager der Bundesliga horchen ob es neuen Weges der Münchner auf. Auch für Comunios Kaderplaner könnte es Konsequenzen geben. Oder etwa nicht?

Die Ausgangslage: Ein Blick auf das Durchschnittsalter des bayerischen Kaders zeigt auf, dass es in den nächsten Jahren zwangsläufig zu Umstrukturierungen kommen muss. 27,0 Jahre hat ein Akteur der Münchner im Mittel auf den Buckel. Zum Vergleich: Das von Borussia Dortmund beträgt 25,7.

Zudem kommt für den FC Bayern erschwerend hinzu, dass in den drei, vier oder fünf  Jahren die beiden Gallionsfiguren Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen.

Sofern sie in dieser Zeit noch in der Lage sind, im luxuriösen Kaders auch mit Mitte 30 noch einen echten Mehrwert darzustellen. Auch Arjen Robben und Franck Ribery haben „nur“ noch zwei, vielleicht drei Jahre auf höchstem Niveau.

Das Problem: Noch sind alle oben genannten Spieler auf Weltklasseniveau – und im System Pep Guardiolas feste und eigentlich auch unumstößliche Größen.

Deshalb werden Comunios Manager natürlich einen Teufel tun, so viel Klasse nicht aufzustellen und auf junges Fleisch zu setzen.

Doch genau darin liegt auch das Problem mit Blick auf die angestrebte Umstrukturierung. Welches vielleicht auch unerfahrene Talent will denn einen Arjen Robben in dieser Form ernsthafte Konkurrenz machen?

Schon Xherdan Shaqiri, der als Nachfolger für die beiden Außen angedacht war, kam nicht in die Nähe eines Stammplatzes. Die Konsequenz? Die Flucht zu Inter.

Sinan Kurt hat nach einem halben Jahr noch nicht eine Partie für die Profis absolviert. Immerhin: Sein Marktwert liegt trotzdem bei 750.000 Euro. Wieso eigentlich?

Und was passiert mit Joshua Kimmich, den die Münchner angeblich für sieben Millionen Euro verpflichtet haben? Im defensiven Mittelfeld gibt es mit Schweinsteiger, Lahm, Martinez, Rode, Alonso, Alaba mehr als namhafte Konkurrenz – über mehrere Spielzeiten.

Lohnt in diesem Fall überhaupt eine Verpflichtung? Es scheint, als mache beim FC Bayern ein Talentekauf auf blauen Dunst nicht so richtig Sinn. Der Kader ist einfach so vollgepackt mit absoluter Weltklasse, dass es für junge und talentierte Spieler nicht einfach ist, regelmäßig Minuten zu erhaschen.

Doch dieses Faktum kann auch nicht nur als Problem für die Manager Comunios gelten. Selbst für den FC Bayern ist dieser Umstand nicht einfach zu bewältigen.

Eine gute Möglichkeit gibt es dennoch: Die Talente ausleihen  – wie bei Pierre-Emil Höjbjerg erst in dieser Woche gesehen. Wer ihn sich bei Bayern geholt, könnte ein gutes Geschäft machen. Immerhin kostet er beim FC Augsburg schon weit über 4 Millionen Euro. Geht doch, oder?

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