Ernüchterung bei Bayer 04

Vor wenigen Wochen wurde die Werkself noch für ihren mitreißenden Power-Fußball gefeiert. Nach zwei Siegen zum Bundesligastart und dem hochverdienten 3:0-Erfolg im Rückspiel der Champions-League-Qualifikation gegen Lazio Rom wähnte man sich unterm Bayer-Kreuz schon in höheren Sphären. Auch die überraschende Chicharito-Verpflichtung trug dazu bei.

Doch die Euphorie von vor wenigen Wochen ist mittlerweile großer Ernüchterung gewichen. Die letzten drei Bundesligaspiele wurden allesamt verloren, das Torverhältnis von 0:7 aus diesen Partien erinnert an das eines Abstiegskandidaten. Insgesamt brachten es die Leverkusener in den bisherigen fünf Spielen auf gerade einmal drei Tore – in Anbetracht des enormen Offensivpotenzials eine miserable Bilanz. Was sind die Gründe für die Leverkusener Krise?

Auf der Suche nach der Balance

Augenscheinlich ist, dass das von Roger Schmidt eingeführte Pressing nicht mehr so funktioniert, wie über weite Strecken der vergangenen Spielzeit. Das frühe Attackieren führte zuletzt immer seltener zu Ballgewinnen tief in der gegnerischen Hälfte, dementsprechend konnten weniger klare Möglichkeiten kreiert werden. Darüber hinaus zeigten die Leverkusener Gegner in den letzten Spielen die Schwächen des Bayer-Systems deutlich auf.

Ist der erste Pressing-Block der Werkself erst einmal überspielt, bieten sich dem Gegner oft hervorragende Überzahlsituationen. Gerade gegen nationale Spitzenmannschaften wie den FC Bayern oder Borussia Dortmund, die eine hohe individuelle Qualität auszeichnet, scheint das System von Roger Schmidt an seine Grenzen zu stoßen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass momentan kein einziger Leverkusener Abwehrspieler mehr als acht Punkte auf seinem Comunio-Konto hat.

Neben der fehlenden Balance zwischen Offensive und Defensive ist die mangelhafte Chancenverwertung das bislang größte Manko der Werkself. Im Schnitt brauchte Bayer 14,33 Schüsse für einen ihrer drei Treffer, das ist nach Borussia Mönchengladbach (16,0) der zweitschlechteste Wert der Liga. Das Auslassen klarster Möglichkeiten kann aber kaum auf das Spielsystem zurückgeführt werden, vielmehr ist es der Ausdruck mangelnder Qualität und Konzentration.

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Schlüsselspieler außer Form

Deutlich bemerkbar machte sich in den letzten Wochen die Tatsache, dass einige Offensivakteure ihrer Form weit hinterherlaufen. Stellvertretend für diesen Zustand kann die Situation von Karim Bellarabi stehen. Der Shooting-Star der vergangenen Saison konnte seine unbestrittenen Fähigkeiten zuletzt kaum gewinnbringend einsetzen.

Der 25-Jährige, der mit seiner Schnelligkeit und technischen Finesse zum Leverkusener Spielsystem passt wie die Faust aufs Auge, verhedderte sich in den letzten Wochen zu oft in seinen Dribblings und agierte in vielen Situationen zu eigensinnig. Die Folge: Der Nationalspieler hat keine Torbeteiligung vorzuweisen und mickrige vier Punkte auf seinem Comunio-Konto. Auch Stefan Kießling befindet sich in einer unglücklichen Situation.

Mit Chicharito wurde dem Leverkusener Publikumsliebling ein Spieler von internationalem Format vor die Nase gesetzt, der dafür sorgen wird, dass Kießling langfristig immer häufiger auf der ungeliebten Ersatzbank Platz nehmen muss. Zudem konnte der 31-Jährige während der Einsatzzeit, die er zuletzt bekam, kaum Werbung in eigener Sache betreiben. Vier Minuspunkte aus den letzten drei Partien sprechen eine deutliche Sprache. In ihrer jetzigen Form sollten Comunio-Manager daher lieber die Finger lassen von Bellarabi und Kießling.

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Schwache Comunio-Bilanz

Insgesamt ist die Bilanz des hochveranlagten und 67 Millionen Euro teuren Bayer-Kaders bei Comunio verheerend. Gerade einmal 100 Punkte stehen nach fünf Spielen zu Buche, damit steht die Werkself in der Comunio-Tabelle auf Rang 14 – also noch einen Platz schlechter als in der Realität. Ein Beleg für die momentane Leverkusener Schwäche ist zudem die Tatsache, dass die 100 Zähler noch aus den ersten beiden, siegreich gestalteten Spielen gegen Hoffenheim (2:1) und Hannover (1:0) stammen.

Noch schlechter stehen die Leverkusener bei den Gegnerpunkten da. 233 Zähler konnten die Bayer-Gegner bislang sammeln. In Anbetracht dieser Statistiken sollten Comunio-Manager von der Verpflichtung eines Bayer-Akteurs momentan lieber Abstand nehmen – es sei denn, Roger Schmidt und sein Team kratzen die Kurve und sorgen alsbald wieder für positive Schlagzeilen.

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