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Mesut Özil wird nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen und tritt böse gegen die Medien und vor allem DFB-Präsident Reinhard Grindel nach. Sein Schritt ist nachvollziehbar, allerdings hat auch Özil selbst eine Chance verpasst. Auch wenn der DFB alle Rassismus-Vorwürfe bestreitet – am Ende gibt es nur Verlierer.
Die Lehren der Woche: Mesut Özil tritt nach 92 Länderspielen und im Alter von 29 Jahren aus der Nationalmannschaft zurück. Das ist – nach der Dynamik, die diese Personalie in den letzten Wochen genommen hat – zwar ein Hammer, aber kein überraschender Schritt.
Dass der DFB mit dem Thema „Erdogate“ in den vergangenen Wochen katastrophal umgegangen ist, das wurde zu genüge debattiert. Nun gibt’s also die Konsequenz. Özil wird vermutlich nie mehr das Trikot mit dem Adler auf der Brust tragen.
Seine Entscheidung durchaus nachvollziehbar, auch wenn in Özils Stellungnahme das Wort „Entschuldigung“ durchaus auch noch seinen Platz verdient gehabt hätte. Entschuldigung vor allem an seine Teamkameraden, die durch das Foto mit Recep Tayyip Erdogan ebenfalls belastet wurden. Ein wenig mehr Selbstkritik hätte gut getan.
Nichtsdestotrotz ist es eine Katastrophe, dass ein deutscher Nationalspieler wegen Rassismus zurücktritt. Ein Nationalspieler, der in Deutschland geboren wurde und türkische Wurzeln hat, möchte nicht mehr das Trikot tragen, weil er rassistisch angegangen wurde. Von Fans – und vermeintlich auch Offiziellen.
Was ist nur los in diesem Land?
Vermeintliche Experten prügeln auf einen Fußballer ein, dessen Körpersprache seit jeher nicht die eines deutschen Elitesoldaten entspricht. Ebenso meinen vermeintliche Experten zu wissen, dass sich eben dieser Fußballer in dem Trikot mit dem Adler auf der Brust nicht wohlzufühlen scheint. Was fällt denen denn bitte ein?!
Mesut Özil ist ein feiner Fußballer, vermutlich einer der besten Kicker, die wir je in unsere Nationalmannschaft hatten. Solche Art von Spieler ist immer besonders sensibel – siehe am Beispiel Mario Götze.
Woher kommt denn dieser Hass? Dieser Neid? Warum sollen denn alle deutschen Nationalspieler heißen wie Thomas Müller und aussehen wie Toni Kroos? Nochmal: Es kann doch nicht sein, dass ein Nationalspieler aus dem DFB-Team zurücktritt, weil er rassistisch beleidigt wurde.
Zumal Özil in seiner dreiseitigen Abrechnung (und nichts anderes ist das) erklärt, warum er das Foto mit Erdogan gemacht hat – nämlich aus Respekt vor seinen Wurzeln. Dass das natürlich völlig daneben ist, wenn man dadurch Wahlkampf für einen Despoten macht, darüber braucht man nicht zu diskutieren.
Der DFB hat durch diesen WM-Sommer komplett Schiffbruch erlitten. Der strahlende Weltmeister, der ein Vorbild an Integration zu sein schien, hat nicht nur sportlich in Russland versagt – er vor allem auch moralisch versagt und es verpasst, nicht nur auf mit einer aufgestylten Marketing-Kampagne ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
Die ganze Özil-Debatte (von Gündogan spricht keiner mehr) lässt tief blicken in ein Land, das aktuell an einem Scheideweg steht. Man kann nur hoffen, dass es den richtigen Weg geht.
Tweet der Woche:
https://twitter.com/MesutOzil1088/status/1020984884431638528
https://twitter.com/MesutOzil1088/status/1021017944745226242
https://twitter.com/MesutOzil1088/status/1021093637411700741
Story der Woche: Um auch endlich mal einen sportlichen Rahmen zu finden: Die Vorbereitung läuft aktuell ein wenig unter dem Aspekt der Comeback-Kids.
Mario Götze, von BVB-Boss -Watzke auch in die Pflicht genommen, führt den Borussia Dortmund als Kapitän und Torschütze gegen Manchester City zum Sieg.
Renato Sanches ballert den FC Bayern zum Erfolg über Thomas Tuchels PSG. Was ist denn da los? Wollen die eigentlich schon abgeschriebenen Jungs es etwa nochmal wissen?
Dass Götze 26 Jahre und Sanches lediglich 20 Jahre jung ist, vergisst man in der heutigen Fußball-Welt ganz gerne. Aber offenbar geht es in eben dieser gar nicht mehr allzu sehr ums runde Leder.
In jedem Fall ist es schön zu sehen, dass beide unter den neuen Trainern bislang gut zurechtkommen. Das darf gerne so weiter gehen.
WM 2018: Tops und Flops
Diego Maradona: So wunderbar es war, Diego auf dem Platz zu sehen umso furchtbarer ist es, ihn auf der Tribüne zu sehen. Völlig apathisch und zeitgleich fast wie im Wahn verfolgte Maradona die Spieler seiner Albiceleste. Ob die am Ende wohl nur in solch einem Zustand zu ertragen waren, lassen wir einmal dahingestellt.
Diashow der Woche: Die Saison 2016/17 ist nun gefühlt drei Jahre her, aber da Vintage tatsächlich inzwischen wieder großgeschrieben wird, gibt’s hier die Top-Elf der Saison.
Frage der Woche: Die beantwortet wie gewohnt Kollege Karol Hermann. Heute geht’s um BVB-Youngster Jadon Sancho und dessen möglicher Durchbruch.
Gerücht der Woche: Noch gut einen Monat ist der Transfermarkt offen. Die heißesten Gerüchte der letzten Tage erfahrt ihr hier.
Die Testspiele der Woche: Am Wochenende mal wieder zu viel gefeiert und nix mitbekommen? Eine Zusammenfassung der Testkicks gibt’s hier.
Marktwert der Woche:
Teuerster Spieler: Robert Lewandowski (FC Bayern München, 16.010.000)
Teuerste Mannschaft: FC Bayern München (162.060.000)
Teuersten Spieler nach Position: Manuel Neuer (FC Bayern München, 3.470.000), Joshua Kimmich (FC Bayern, 9.690.000), James Rodriguez (FC Bayern München, 12.040.000), Robert Lewandowski (FC Bayern München, 16.010.000)