Bayerns großer Präsident wird vor allem von den Münchner Anhängern verehrt. Doch was machte ihn so besonders? Comunioblog mit einem Ausflug in die Geschichte Kurt Landauers.

Der Begriff „Ultra“ wird in Deutschland seit jeher kritisch betrachtet. Doch warum eigentlich? Ist es die Unwissenheit über die Fangruppierungen, die sich voll und ganz ihrem Verein verschreiben und alles auf sich nehmen, um ihn zu unterstützen?

Liegt es vielleicht daran, dass der „Duden“ den Begriff damit definiert, es handle sich bei einem Ultra um einen „[rechtsradikalen] Hooligan“?

Oder liegt es vielleicht an dem ungefilterten Ausstoß großer Medien, die es ihren Moderatoren schon mal erlauben, Ultras als „Taliban der Fans“ zu beschimpfen?

Nur, damit wir uns richtig verstehen: Auch innerhalb der Ultra-Szene gibt es schwarze Schafe, doch bringt es in der oft boulevardesk geführten Diskussion ob der Gewalt im Fußball nichts, Gruppierungen oder auch Ansichten zu vermischen und damit Stimmung zu machen.

Julius-Hirsch-Preis für die Schickeria

In diesem Zusammenhang mutet es ein wenig irritierend an, dass das Gros der Öffentlichkeit kaum über die Auszeichnung der Münchner Ultras Schickeria berichtete. Diese erhielt am Dienstag den renommierten Julius-Hirsch-Preis des Deutschen-Fußball Bundes für ihr Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball.

Mit großen Aktionen wie Choreographien in der Allianz Arena oder Fußball-Turnieren machte und macht die Schickeria auf den jüdischen Bayern-Präsidenten Kurt Landauer aufmerksam, der dem Verein mehrmals vorstand und ihn nach der nationalsozialistischen Diktatur wieder aufrichtete.

Doch wer der Mann, der 2013 posthum zum Ehrenpräsidenten des Rekordmeisters ernannt wurde und warum nimmt er so eine besondere Stellung ein?

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Wer war Kurt Landauer?

Landauer wurde am 28. Juli 1884 als Sohn jüdischer Eltern in Planegg bei München geboren. Sie waren Kaufleute, verdienten ihr Geld mit einem Bekleidungsgeschäft. Die Landauers waren gut situiert – ein Umstand, der in der Zeit Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts lächerliche Klischees bediente.

Bereits 1901, nur ein Jahr nach der Gründung des FC Bayern, trat Kurt Landauer dem Verein bei. Seine Wahl war wohl bedacht: Der FC Bayern galt als Schmelztiegel, eine Art Auffangbecken. Ausländer, Zugezogene und Intellektuelle prägten das Bild des Klubs. 1913 wählten ihn die Mitglieder erstmals zum Präsidenten.

Doch lange währte seine Amtszeit nicht. Landauer meldete sich freiwillig zum Armeedienst und zog für das Deutsche Reich in den Ersten Weltkrieg. Doch genauso pflichtbewusst, wie er sein Land verteidigte, so pflichtbewusst war er nach Beendigung des Krieges.

Weltoffen und tolerant

Wieder wurde er Präsident und war federführend daran beteiligt, den FC Bayern als weltoffenen und von Vorurteilen befreiten Verein in der noch jungen deutschen Fußballlandschaft zu integrieren.

Turniere oder Spiele gegen ausländische Mannschaften machten die Münchner weit über die Landesgrenzen bekannt. Zum Leidwesen vieler verkrusteter Turn- und Sportvereine, die den Multi-Kulti-Verein als Bedrohung ihrer Werte ansahen.

Der Erfolg aber gab Landauer Recht. 1932 holte sich der FC Bayern erstmals die deutsche Meisterschaft. 2:0 über Eintracht Frankfurt. Jubel in München, Tausende säumten die Straßen und winkten ihren Helden zu.

„Säuberung“ durch Nazis

Der Trubel war leider nicht von langer Dauer: Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten veränderte das Bild des Vereins nachhaltig – Landauer trat zurück.

Die Begründung des DFB steht für sich: „Der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes und der Vorstand der Deutschen Sport Behörde halten Angehörige der jüdischen Rasse … in führenden Stellungen der Landesverbände nicht für tragbar.“

Im November 1938 wurde Landauer nach Dachau deportiert. Aufgrund seiner Dienste für Deutschland durfte er das Konzentrationslager bereits nach knapp einem Monat verlassen. Er floh in die Schweiz. Vier seiner fünf Geschwister kamen wegen des Holocausts ums Leben.

Wiederaufbau des FC Bayern

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Alter von 63 Jahren, plante Landauer, seinen Lebensabend in den USA zu verbringen. In München schaute er 1947 nur vorbei, um sich das Visum zu besorgen. Die Geschichte aber hatte anderes mit ihm vor.

Aus einem geplanten Kurzbesuch bei der Jahreshauptversammlung wurde eine erneute Präsidentschaft. Landauer schaffte es, eine Spiellizenz für den Verein zu erwirken, auch das zerstörte Stadion wurde unter seiner Führung wieder spielfähig gemacht.

1951 endete seine letzte Amtszeit als Präsident. Auch danach blieb er dem Verein verbunden, half ihm sogar 1955 mit 10.000 D-Mark aus der Klemme. Kurt Landauer starb am 21. Dezember 1961 – nur vier Jahre vor der ersten Saison des FC Bayern in der neu eingeführten Bundesliga.

Doch was während seines Lebens galt, gilt auch nach seinem Tod: „Der FC Bayern und ich gehören nun einmal zusammen und sind untrennbar voneinander.“

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