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Gladbachs Rückrundenbilanz bei Comunio lässt einem die Glieder schlottern. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge – zumindest für Manager, die auf die etablierten Leistungsträger setzen.
Geschichte wiederholt sich. Hin und wieder zumindest. In Gladbach droht sich derzeit zu wiederholen, woran Fohlenfans nur mit Grauen zurückdenken.
Rückblende: 10. August 2015. Zum Auftakt der Bundesligasaison 2015/16 müssen die Gladbacher nach Dortmund. Borussia gegen Borussia. Im Spitzenspiel werden die Fohlen vom BVB dermaßen zerpflückt, dass die Spieler nach der 0:4-Klatsche nicht mehr wissen, wo oben und unten ist.
Hinrunde zwischen Hölle und Himmel
Die nächsten fünf Spiele gehen allesamt verloren, teils haarsträubend wie beim 0:3 gegen den Hamburger SV. Mit sage und schreibe -29 Punkten (als Team!) ist die Mannschaft nach dem fünften Spieltag eine der schlechtesten, die es jemals bei Comunio gegeben hat.
Der langjährige Erfolgstrainer Lucien Favre hat schließlich genug gesehen und kommt zu der Überzeugung, seiner Mannschaft als Trainer nicht weiter dienlich zu sein. André Schubert übernimmt. Und das Fohlenmärchen beginnt.
Vom letzten Tabellenplatz führt Schubert die Borussia zurück in die Champions-League-Ränge, dank neun Siegen aus den restlichen zwölf Hinrundenspielen. Der Turnarround bleibt auch auf Comunio nicht verborgen, wo die Truppe mit 633 Punkten seit Schuberts Ankunft zweitbeste Mannschaft der Liga wurde.
Rückrunde zwischen Hölle und Himmel?
Zurück ins Hier und Jetzt: 23. Januar 2016. Rückrundenauftakt. Wieder heißt der Gegner Dortmund – und wieder bekommen die Gladbacher auf die Mütze. Nicht ganz so deutlich wie im Hinspiel, doch auch bei der 1:3-Pleite war die Fohlenelf dem BVB in allen Belangen hoffnungslos unterlegen. Pessimistische Fans ahnen Böses.
Eine Woche später wird in Mainz gespielt. Die perfekte Gelegenheit, um jegliche Sorgen und schlechte Erinnerungen im Keim zu ersticken. Doch trotz etlicher Torchancen sind es nicht die Gladbacher die treffen, sondern der FSV. Endergebnis: 1:0 für die Mainzer.
Zwei Spiele, zwei Niederlagen. Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen: Die Borussia steht kurz davor, eine ähnliche Geschichte zu schreiben wie zu Beginn der Hinrunde – auch bei Comunio.
21 Punkte – als Team
In unserem Manager wurden die schwachen Leistungen mit einer besorgniserregend schwachen Punkteausbeute quittiert. In den Spieltagen 18 und 19 kommt Borussia Mönchengladbach als Team auf gerade einmal 21 Punkte. In Worten: Einundzwanzig. Als Team! Eine solche Ausbeute erreicht ein Pierre-Emerick Aubameyang auch schon mal an einem Spieltag, alleine.
Mit ihren 21 Punkten sind die Fohlen in der Rückrunde die zweitschlechteste Mannschaft der gesamten Liga, nur Hoffenheim (6 Punkte) agiert auf einem noch ärmeren Niveau. In Sachen Gegnerpunkte dagegen sind nicht einmal die Kraichgauer so schlecht wie die Borussia.
Unglaubliche 144 Zähler erlaubten die Gladbacher ihren Kontrahenten in den letzten beiden Partien. Das ist mit großem Abstand der schlechteste Wert der Liga und ein Beleg dafür, dass in Gladbach bald der Baum brennt, sollte es so weitergehen.
Leistungsträger liefern dennoch ab
Das Interessante und der große Unterschied zur Hinrunde ist die Tatsache, dass die wichtigsten Akteure ihr Niveau trotz der erbärmlichen Teamleistung einigermaßen beibehalten konnten. Ein Raffael beispielweise, bei dem man vor einigen Monaten noch Zweifel an der Erstligatauglichkeit bekommen konnte, liegt mit neun Punkten aus zwei Spielen absolut im Soll.
Selbiges gilt für Lars Stindl, der in Mainz zwar einige Torchancen liegenließ, aber dennoch einer der besten Gladbacher war (6 Punkte). Auch die Rückrundenleistungen von Keeper Yann Sommer oder Abwehrkonstante Christensen sind bislang tadellos, wen auch nicht herausragend (beide 6 Punkte).
Es sind viel mehr die Stammkräfte aus der „zweite Reihe“, wie Ibrahima Traoré, Fabian Johnson (jeweils -4 Punkte) oder Mo Dahoud (0), die das Gesamtbild prägen und negativ konnotieren.
Quo Vadis, Borussia?
Was ist also von diesem Start in die Rückrunde zu halten? Sicherlich nicht dasselbe wie von der Hinrunde, auch wenn sich die Ergebnisse ähneln. Denn bei einem zweiten Blick stellt man fest, dass gerade die Führungsspieler auf Comunio noch immer solide abliefern. Auf sie kann also weiterhin getrost gesetzt werden.
Wer außerdem die Partie in Mainz gesehen hat, weiß: Da war nicht alles schlecht, sondern vor allem eines: Die Chancenverwertung. Mit einer effizienteren Leistung könnte die Negativserie schon heute Abend beendet werden. Dann nämlich heißt der Kontrahent SV Werder Bremen, nicht gerade ein Gegner zum Fürchten.