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Am Stürmer der TSG Hoffenheim scheiden sich die Geister. Ist er nur ein kickender Proll, der sich selbst überschätzt oder kann er doch was? Bei Comunio gab es in den letzten beiden Jahren nur einen deutschen Stürmer, der besser gepunktet hat als Sandro Wagner.

In Zeiten von Polemik, Populismus und angeblicher postfaktischer Politik bekommt man ja mit den einfachsten Mitteln oftmals die größte Aufmerksamkeit. Dinge, denen man sich im Fußball schon länger bedient. So bekam Sandro Wagner im April dieses Jahres gesellschaftliche Aufmerksamkeit, als er im „Aktuellen Sportstudio“ die eine oder andere gewagte Aussage traf. Ob und inwiefern diese bewusst so gewählt wurden, sei einmal dahingestellt. Wagner stand in jedem Fall im öffentlichen Rampenlicht.

Eigentlich hätte ihm damals aufgrund seines sportlichen Erfolgs mit dem SV Darmstadt 98 bereits diese öffentliche Wahrnehmung zuteilwerden müssen, doch in der heutigen Gesellschaft zählen vermutlich andere Werte. Wagner bekam zunächst den Stempel des großkotzigen Profis, dem die vielen Millionen noch nicht genug zu sein scheinen. Über den sportlichen Wert des Angreifers wurde nur nebenbei berichtet.

Die 14 Treffer, die er zum abermaligen Darmstädter Wunder beisteuerte, wurden zwar zur Kenntnis genommen, wirklich Anerkennung bekam er dafür von Seiten den Medien aber nicht wirklich. Erst jetzt, wo er seine Leistung in Hoffenheim ebenfalls wieder bringt, akzeptiert man Wagner auch in sportlicher Hinsicht.

Zweitbester deutscher Stürmer bei Comunio

Sieben Tore in 13 Spielen für die TSG machen ihn zum besten Torjäger der Kraichgauer, die in dieser Spielzeit als einziges Team noch immer ungeschlagen sind. 67 Comunio-Punkte hat der 28-Jährige bislang schon wieder geholt. Wenn man die 149 Zähler aus dem Vorjahr mit dazu nimmt, hat lediglich ein einziger deutscher Stürmer über diesen Zeitraum mehr Punkte geholt (216): Thomas Müller (239).

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Wagner ist definitiv ein Typ mit Ecken und Kanten. Er ist vor allem aber eins: ehrlich. Als er am Freitag von David Abraham den Ellenbogen ins Gesicht geschlagen bekam, machte er keine theatralischen Gesten oder forderte drastische Sanktionen gegen seinen Widersacher im Anschluss. Wagner stand auf und spielte weiter Fußball. Auf seine Art.

Klar provozierte er mit seinem Spielstil, aber nach der Partie ist dann alles vergessen. So nahm er nach der Begegnung gegen die Eintracht Rotsünder Timothy Chandler in Schutz und griff anschließend zum Hörer, um sich mit Frankfurts Kapitän Alex Meier auszusprechen. Eine feine Geste. Dabei hatte Meier nach der Partie wenig nette Worte für den Sturmkollegen übrig: „Wenn er so spielt, muss er auch damit rechnen, wenn er mal einen abkriegt. Er spielt am Rande der Legalität. Dann, glaube ich, hat jeder Verteidiger dazu auch das Recht.“

Wagner stand dadrüber und war bemüht, die Sache aus der Welt zu schaffen. Ohnehin scheint der Stürmer der letzte Typ im deutschen Fußball zu sein. Einer, der nicht glattgebügelt daher spricht, sondern auch mal sagt, was er denkt. Ist es nicht das, was wir uns insgeheim öfter wünschen?

Nagelsmann schwärmt von Wagner

Dass er mit seiner Art auch sportlich so wertvoll für Hoffenheim ist, sagte zuletzt auch Julian Nagelsmann: „Er bringt die nötigen Emotionen rein, nicht nur brave Elemente. Er beschäftigt nicht nur dauerhaft die Innenverteidiger, sondern auch mal die Zuschauer – das gehört dazu im Profifußball. Wenn er dann auch noch Tore macht, macht er vieles richtig.“

Auch in Darmstadt war er innerhalb des Teams völlig akzeptiert und anerkannt. Jetzt in Hoffenheim hat er sich nochmal weiterentwickelt. „Er hat bei uns nochmal einen Schritt gemacht und sein Spiel noch einmal angepasst. Seine Emotionen und sein Siegeswille sind bedeutend, gerade für unsere jungen Spieler“, sagt Nagelsmann über den U21-Europameister von 2009.

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Zuletzt wurde Wagner von einigen Fans in der Nationalmannschaft gefordert. Auch er selbst sieht sich derzeit zwar ganz gut in Form („Ich bin in meinen Augen seit einiger Zeit mit Abstand der beste deutsche Stürmer“), das Thema DFB-Elf kommentierte er aber wie folgt: „Wenn ich eine Party mache, lade ich auch nicht jeden ein. Da muss ich auch akzeptieren, dass der ein oder andere dann traurig ist.“

Einer wie Zlatan

Insofern wird Wagner auch aufgrund seiner Art womöglich keine Einladung von Joachim Löw erhalten, dennoch kann man dem Stürmer Recht geben, wenn er sagt, dass er derzeit einer der Besten ist. Zlatan Ibrahimovic wird für eine ähnliche Art ja auch seit Jahren gefeiert, allerdings beweist der Schwede natürlich schon seit Jahren sein Können auf höchster sportlicher Ebene.

Dennoch ähneln sich Wagner und Zlatan in ihrer Spielweise, ihrem Auftreten und ihrer Position. Auch wenn zwischen den beiden natürlich noch einmal ein qualitativer Unterschied vorliegt.Wagner bewegt sich nicht in diesen sportlichen Sphären und wird es vermutlich auch nicht tun – ein ganz besonderer Typ ist er aber allemal. Auch sportlich.

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