Bayer Leverkusen empfängt Zlatan Ibrahimovic und Paris Saint-Germain im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Eine Überraschung scheint trotz ungünstiger Vorzeichen möglich.
Sami Hyppiä weiß, wie sich der ganz große Triumph anfühlt. 2005 stemmte der damalige Innenverteidiger des FC Liverpool den Henkelpott in den Himmel von Istanbul. Nach einem dramatischen Finale gegen den AC Mailand gewann der Finne den größten europäischen Klub-Wettbewerb zum ersten und letzten Mal. Leverkusen war im selben Jahr bereits im Achtelfinale ausgeschieden. Zweimal 1:3 verlor Bayer in der Runde der letzten Sechzehn. Der Gegner hieß: Liverpool.
Die ganz großen internationalen Meriten hatte sich Bayer Leverkusen bereits drei Jahre zuvor verdient. In der Saison 2001/2002 zerstörte erst ein unglückliches Finale gegen das gewohnt stark besetzte Real Madrid die Träume vom totalen Triumph in der Königsklasse. Michael Ballack, Carsten Ramelow und Ulf Kirsten mussten sich nach einem der wohl schönsten Champions-League-Tore aller Zeiten durch Zinedine Zidane mit 1:2 geschlagen geben.
In der Folge qualifizierte sich Bayer weitere viermal für die Liga der Besten (insgesamt sieben Teilnahmen). So richtig erfolgreich war der Werksklub dabei allerdings nicht. Einem Vorrunden-Aus 2002/2003 folgten zwei Achtelfinal-Teilnahmen. Nach dem Ausscheiden gegen die „Reds“ musste sich Bayer nach sieben Jahren ohne Qualifikation im Achtelfinale 2011/2012 dem zum damaligen Zeitpunkt übermächtigen FC Barcelona geschlagen geben.
Vor allem die Art und Weise stieß den Verantwortlichen des Werksklubs dabei bitter auf. Auch wenn Xavi, Iniesta und Messi, der beim 7:1-Rückspiel-Sieg fünfmal erfolgreich war, 2012 wohl am absoluten Maximum spielten, zeigte die Demontage vor allem eines: Bayer war höchstens internationaler Durchschnitt.
Stark in der Bundesliga, durchwachsene Leistungen in der Champions League
Die starke Hinrunde in der qualitativ hochwertigen Bundesliga hat nun trotz der scheinbar übermächtigen Super-Truppe aus Paris neue Erwartungen geweckt. Zlatan Ibrahimovic, Thiago Silva und Co. soll in der BayArena das Leben schwer gemacht werden. Mit geschätzten 370 Millionen Euro hat PSG einen der höchsten Mannschaftswerte Europas. Leverkusens Kader wird auf weniger als die Hälfte beziffert.
Die Vorrunde der Champions League bewältigte Bayer nicht ausnahmslos souverän. Manchester United zeigte Sami Hyppiä und seiner Mannschaft in zwei Spielen die Grenzen auf (2:4, 0:5). Immerhin konnte man das hervorragend besetzte Schachtar Donezk auf Distanz halten und so in die K.O.-Runde einziehen.
Das Spiel gegen das von Qatar Sports Investment (QSI) hochgezogene französische Topteam kommt leider zu einem scheinbar ungünstigen Zeitpunkt. Bayer steht zwar in der Bundesliga immer noch vor Vorjahres-Finalist Borussia Dortmund, ist aber eher durchwachsen in das neue Jahr gestartet. Zuletzt gab es im Pokal (Kaiserslautern) wie auch in der Bundesliga (Schalke) Heimniederlagen.
Um Paris bezwingen zu können, scheint ein Erfolg auf heimischem Terrain hingegen zwingend notwendig. Zumal PSG sich in den vergangenen Partien kaum die Blöße gab und problemlos durch die Vorrunde spazierte. Mit einer Quote von 13 steht der dreimalige französische Meister außerdem auf Platz 5 der Liste der Titelfavoriten.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – und es gibt Anlass
In Leverkusen träumt man trotzdem davon, wieder einmal in die Phalanx der Großen einzubrechen. Möglich scheint ein Weiterkommen trotz widriger Umstände allemal. Einen Einzug ins Finale hätte 2002 wohl ebenfalls niemand vorausgesagt. Und auch die naturgemäß gut informierten Wettanbieter sehen Bayer im direkten Vergleich keinesfalls chancenlos. 21 Euro gibt es bei 10 Euro Einsatz für einen Sieg von Paris, 33 für einen Leverkusener Erfolg.
Auch wenn Bayer also als Außenseiter ins Achtelfinale startet, geben zwar teilweise glückliche aber dennoch achtbare Resultate gegen Bayern München (1:1) und Borussia Dortmund (1:0) Hoffnung nicht zlataniert (ein Verb, das kürzlich sogar den Einzug in schwedische Wörterbücher fand und so viel bedeutet wie „stark dominieren“) zu werden. Eine Schlüsselrolle wird dabei sicher Bernd Leno und seinen direkten Vorderleuten zukommen. Ein weiterer Vorteil: Der viermalige Vorrunden-Torschütze Edison Cavani wird mit einer Muskelverletzung zumindest im Hinspiel fehlen.
Mit einem knappen Sieg könnte Bayer heute Abend die Hoffnung auf einen Platz in der Runde der letzten Acht aufrechterhalten. Mit Sami Hyppiä hat die Werkself zudem einen Champions-League-erfahrenen Trainer der prädestiniert scheint, den Namen Bayer Leverkusen auf europäischem Terrain zu neuem Glanz zu verhelfen.
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