Nach mäßigem Saisonstart ging es beim VfL Wolfsburg zuletzt aufwärts – nicht zuletzt, weil Routinier Ivica Olic treffsicher ist wie noch nie. Der Kroate spielt auch um seine Zukunft.  

Der VfL Wolfsburg hat die Kurve gekriegt: Nachdem die Wölfe zu Saisonbeginn in beachtlicher Regelmäßigkeit ihre Heimspiele gewannen, dafür jedoch auswärts auf die Mütze bekamen, geht das Team von Dieter Hecking mit drei Siegen in Serie im Gepäck in das  Spiel gegen Borussia Dortmund.

Mann der Stunde in Wolfsburg ist Youngster Maximilian Arnold, der in den letzten drei Partien jeweils getroffen hat. Garant für den Aufwind ist jedoch auch ein altes Eisen, das eigentlich schon auf dem Abstellgleis stand.

Mit 34 Jahren erlebt Stürmer Ivica Olic als alleinige Sturmspitze des VfL seinen zweiten Frühling, und das genau zur rechten Zeit. Denn der Kroate stand zu Saisonbeginn unter Druck: Nach dem Verkauf von Patrick Helmes wurden Zweifel an der Wolfsburger Sturmbesetzung laut. Der Niederländer Bas Dost konnte in Deutschland bislang nicht überzeugen, und Olic, der sich selbst zuweilen scherzhaft „alter Mann“ nennt,  schien seine besten Tage bereits hinter sich zu haben.

Auch Trainer Dieter Hecking äußerte nach zwei Niederlagen in Serie Anfang Oktober öffentliche Zweifel über eine Wolfsburger Zukunft mit Olic: „Wir müssen auch genau unter die Lupe nehmen, ob es Sinn macht, den Vertrag mit Ivica Olic zu verlängern.“

Treffsicher wie nie

Doch der Kroate brachte in dieser Saison seine Kritiker mit guten Leistungen zum Schweigen: Mit fünf Toren in elf Partien startete er so erfolgreich wie noch nie in acht Jahren Bundesliga in eine Saison. Hinter Naldo ist er mit 37 Punkten zweitbester Wolfsburger bei Comunio und steht dort unter den Top 40 aller Bundesligaspieler.

Zudem spielt endlich sein Körper wieder mit. Während seiner Zeit bei den Bayern plagten Olic immer wieder Knieprobleme. In etwas mehr als einem Jahr bei den Wölfen blieb der Stürmer bislang noch unverletzt.

Das ist Gold wert, gerade für einen Spielertypen wie Olic, der sich weniger durch Tore definiert, als durch unbändigen Einsatz. „Er gibt immer hundert Prozent“, lobte ihn auch Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal, der große Stücke auf Olic hielt und dem Kroaten seinerzeit den Vorzug vor Luca Toni gab.

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In Berlin gescheitert

Dabei sah es zunächst so aus, als könne sich der Kroate in Deutschland nicht durchbeißen: 1998 kam Olic vom kroatischen Klub NK Marsonia erstmals in die Bundesliga zu Hertha BSC. Dort reichte es allerdings in zwei Jahren nur zu drei torlosen Kurzeinsätzen in Pflichtspielen. Selbst in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga konnte der damals 20-Jährige in seiner zweiten Saison kaum noch überzeugen.

Die Konsequenz: Olic wechselte zurück zu seinem Heimatverein. Seine Auslandskarriere schien beendet, bevor sie überhaupt richtig anfangen konnte. Doch über Stationen bei NK und Dinamo Zagreb kam der Stürmer 2003 zu ZSKA Moskau, wo er 2005 mit dem Sieg im damaligen UEFA-Cup europaweit auf sich aufmerksam machte.

2007 unternahm Olic, ganz Kämpfernatur, seinen zweiten Anlauf in der Bundesliga: Er heuerte beim HSV an und spielte sich binnen zweieinhalb Jahren zum Publikumsliebling. Seinen damaliger Mitspieler und guter Freund Piotr Trochowski wundert das nicht: „Wie er arbeitet, das ist nicht normal. Einen wie ihn kann jede Mannschaft gut gebrauchen.“

Entscheidung bis zum Winter

Das sah auch van Gaal so. Im Sommer 2009 ging Olic zu den Bayern und hatte etwa mit seinen sieben Toren, darunter zwei lebenswichtige im Viertelfinale gegen Manchester United, großen Anteil am Champions-League-Finaleinzug der Münchner im darauffolgenden Jahr.

In Wolfsburg ist Olic nun Teil des Projekts, mit weniger finanziellem Aufwand den Status als graue Maus abzulegen, den die Wölfe trotz der Meisterschaft 2009 inzwischen längst wieder innehaben – und er kann sich vorstellen, das auch über seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag hinaus zu tun: „Ich will einfach gesund bleiben und spielen. Bis zur Winterpause möchte ich eine Entscheidung, ich brauche Planungssicherheit für meine Familie.“

Nach einem baldigen Karriereende klingt das nicht. Der alte Mann hat noch lange nicht gut.

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