Der Hamburger SV und seine katastrophale Saisonleistung stehen schon seit mehreren Wochen im Fokus diverser Medien. Mit der Installation von Ex-Hannover 96 Coach Mirko Slomka wurde der Notfall-Plan eingeleitet. Wenn mit ihm nicht die Wende gelingt, wird es für den HSV wohl oder übel – erstmals in der Geschichte – in die Zweitklassigkeit gehen. Welche Spieler von dem Trainerwechsel profitieren können und dadurch auch für Comunio Manager wieder interessant sein dürften, betrachten wir bei unserem Blick in den HSV-Kosmos.
Trainerwechsel bieten in gewisser Weise auch immer neue Chancen. Spieler, die unter dem alten Trainer ausrangiert wurden und dessen ganz individuellem System zum Opfer fielen, können sich dem neuen Coach, unter anderen Vorzeichen, erneut präsentieren. Die Karten werden in vielen Fällen neu gemischt. Mirko Slomka ist ohne Frage ein anderer Typ als Bert van Marwijk. Dass es zu Änderungen im System kommt und auch innerhalb des Teams einiges umgekrempelt wird, scheint dementsprechend nicht allzu unwahrscheinlich. In der gestrigen Pressekonferenz jedenfalls deutete Slomka an, er hätte sich schon am Morgen mit seinem Trainerstab getroffen und kurz analysiert was sie “vielleicht“ anders machen werden, als ihre Vorgänger.
16.36 Uhr: Das erste #HSV-Training unter #Slomka ist nach 89 Minuten beendet. Es ging in diversen Spielformen ordentlich zur Sache
— BILD Hamburger SV (@BILD_HSV) 17. Februar 2014
Baustelle Nummer eins: Die Abwehrreihe
Ganze 51 Gegentore ließen die Hanseaten innerhalb von nur 21 Spieltagen zu. Das macht stolze 2,4 Gegentore pro Spiel für die Schießbude der Liga. Hier gilt es, als aller erstes den Hebel anzusetzen. Da mit neuem Personal logischerweise nicht zu rechnen ist, heißt es: hantieren mit dem, was einem zur Verfügung steht. In der Innenverteidigung sah man in der Hinrunde häufig das Gespann Johan Djourou und Jonathan Tah auflaufen. Zusammen konnten beide in der aktuellen Saison 18 Zähler sammeln. Ein unterirdischer Wert. Zur Rückrunde rückte Ex-Kapitän Heiko Westermann wieder häufiger neben einen der beiden in die Mitte. Aber auch seine Auftritte blieben dort allesamt blass.
Die vom ehemaligen Sportchef Frank Arnesen aus Chelsea mitgebrachten Slobodan Rajkovic und Michael Mancienne machten in der aktuellen Saison noch so gut wie keinen Stich. Ein komplettes Auswechseln der Innenverteidigung scheint derweil keine Option. Nichtsdestotrotz kann eine Investition in die beiden aktuellen Reservisten – gerade bei dem aktuellen Marktwert – äußerst rentabel werden, sollte doch einer der beiden oder eventuell sogar beide Slomka mit Trainingsleistungen überzeugen. Auch Lasse Sobiech ist mit einem Marktwert von 350 Tausend möglicherweise eine lohnenswerte Spekulation.
Die beiden Außenverteidiger-Positionen wirken derweil wesentlich stabiler. Marcell Jansen – der unter Bert van Marwijk als stellvertretender Kapitän installiert wurde – wird wohl auf der linken Seite gesetzt sein. Ob Slomka ihn vielleicht sogar eine Position nach vorne zieht und hinten den jungen Zhi Gin Lam auflaufen lässt, bleibt abzuwarten. Auf der gestrigen Pressekonferenz jedenfalls betonte er gezielt, dass der HSV über besonders gute und schnelle äußere Mittelfeldspieler verfügt. Ob er damit auch Jansen meinte, bleibt abzuwarten. Auf der rechten hinteren Seite wird wohl der widergenesene Dennis Diekmeier das Rennen machen.
Slomka: “Die taktische Ausrichtung und der Kader des HSV sind aufeinander abgestimmt.“
Auf der Vorstellungs-PK gestern Mittag interessierte die Medienvertreter vor allem, was Mirko Slomka anders machen will und wie seine taktische Ausrichtung aussehen wird. Es ging sogar soweit, dass ein Reporter explizit nach Slomkas präferierten Taktik fragte und ob er schon eine Ausrichtung für Samstag im Kopf habe. In gewohnt charmanter Slomka-Manier antwortete dieser mit einem Lächeln im Gesicht, dass er hoffe, dass der Reporter jetzt nicht die Aufstellung für die Partie am Wochenende gegen Borussia Dortmund erwarten würde.
Nichtsdestotrotz ließ der Ex-Hannoveraner einiges zur Thematik verlauten. Für ihn sind beispielsweise die taktische Ausrichtung und der darauf ausgelegte Kader ziemlich eindeutig. Man verfüge über einige schnelle und offensiv ausgerichtete äußere Mittelfeldspieler sowie sehr kampfbereite Sechser im Team. Ebenfalls machte er keinen Hehl daraus, dass sein Kader nicht von zentralen Stürmern überflutet wär. Er ließ es sich darüber hinaus nicht nehmen noch zusätzlich zu erwähnen, dass man aus seiner Zeit bei Hannover und auf Schalke wissen könne, dass er selbst ein großer Freund der Variante der Doppel-Sechs sei.
Klingt also alles nach einem 4-2-3-1, was Mirko Slomka spielen lassen wird. Fügt man dieser Information nun noch die Spieler zu, die Slomka zur Verfügung stehen, kann man für die beiden Sechser-Positionen – nach der Verletzung von Milan Badelj – mit Tolgay Arslan (der kreative Part) und Tomás Rincón (die Kämpfer-Natur) besetzen. Ob Slomka auf einen Quasim Bouy setzt bleibt abzuwarten. Die offensive Dreierreihe wird sich wegen der Verletzung von Rafael van der Vaart sicherlich etwas verändert präsentieren. Gut möglich, dass auf der spielgestaltenden Zehner-Position erneut Hakan Calhanoglu seine Chance erhält. Schon zur Hinrunde hatte er dort – als Ersatz von van der Vaart – seine besten Spiele gezeigt. Auf den Außenseiten sind Ivo Ilicevic, Jacques Zoua und Ola John die Kandidaten. Hier wird die Trainingsleistung entscheiden, wer spielen darf und wer die Rolle als Joker innehat. In der zentralen Stürmerposition ist Pierre-Michel Lasogga gesetzt. Auch wenn der HSV auf der Position – wie Slomka richtig sagt – nicht die Vielzahl an Optionen hat, so hat er dennoch eine extrem starke Personalie für die Rolle des Goalgetters.
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