Nach dem bitteren WM-Aus von Kevin Strootman änderte Louis van Gaal das System der Niederländer. Die Vorteile liegen auf der Hand. Im 5-3-2-System will man Spanien Probleme bereiten.

Eigentlich war alles wie gehabt bei der niederländischen Elftal. Im altbewährten und unveränderbaren 4-3-3-System marschierte die Nationalmannschaft der Niederlande durch die WM-Qualifikation. Neun Siege und ein Remis in zehn Spielen, satte 34 Treffer und nur fünf Gegentore. Nach dem blamablen EM-Aus von 2012 schien van Gaal Oranje wieder auf Vordermann gebracht zu haben. Ein Team, das extrem jung und unerfahren ist. Einzig drei Spieler bekam nach geglückter WM-Qualifikation ein Ticket für Brasilien: Kapitän Robin van Persie, Vize-Kapitän Arjen Robben und Kevin Strootman.

Aber dann die Hiobsbotschaft. Am 27. Spieltag riss sich Strootman, der beim AS Rom zum Stamm- und Führungsspieler avancierte, das Kreuzband. Schnell stand fest: WM-Aus für Strootman! Der einzige richtig gute „Box to box player“ der Niederlande fiel damit für die Weltmeisterschaft in Brasilien aus. „Es gibt derzeit keinen vergleichbaren niederländischen Spieler“, gestand der Elftal-Trainer auf einer Pressekonferenz. Was sollte Louis van Gaal nun tun?

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Kräfte sparen im neuen System

Seine Antwort auf diese Frage ist zugleich mutig und erfolgsversprechend. Er stellte das komplette System um. Vom 4-3-3 wechselte der Ex-Bayern-Coach zum 5-3-2-System. Zuerst war man etwas skeptisch in den Niederlanden. Wenn ein Trainer das beinahe schon in Stein gemeisselte Spielsystem ändert, wird man erstmal kritisch beäugt. Vor allem, nachdem sich die Niederlande im Testspiel, dem ersten im neuen System, zu einem 1:1 mühte.

Aber inzwischen hat man sich an die neue Spielweise gewöhnt. Oranje überlässt dem Gegner wesentlich mehr Ballbesitz als noch während der WM-Qualifikation. Sicherlich auch für van Gaal, dem Ballbesitztrainer, etwas ungewohnt. Aber genau darin liegt auch eine der Stärken des neuen Systems. Man muss weniger agieren und kann mehr reagieren. Man spart Kräfte. Und das ist bei den klimatischen Bedinungen von Brasilien ein großer Vorteil. Durch eine defensive Staffelung wird es für den Gegner, egal für welchen, deutlich schwerer Torchancen zu kreieren.

Das sah man besonders im Testspiel gegen Ghana. Denn der deutsche Gruppengegner schaffte es innerhalb von 90 Minuten nicht, auch nur eine einzige Tormöglichkeit herauszuspielen. Die Abwehr Hollands stand ungewohnt sicher. Auch wenn sich Bruno Martins Indi und Ron Vlaar immer wieder Fehler im Spielaufbau leisteten. Die große Stärke im 5-3-2 sind vor allem die zwei Außenverteidiger Daley Blind und Daryl Janmaat. Beide sind extrem schnell, ballsicher und zweikampfstark. Sie rücken bei Ballbesitz extrem weit nach vorne. Das System ändert sich in ein 3-5-2. Dadurch sollen mehr Anspielstation im Mittelfeld erzeugt werden. Dann folgt entweder der Angriff über die Außenbahnen oder durch die Mitte.

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Magisches Dreieck

In der Mitte agiert Wesley Sneijder von Galatasaray Istanbul. Bei der WM 2010 war er noch der beste Niederländer. Inzwischen ist Sneijder etwas in die Jahre gekommen. Doch derzeit zeigt er sich im Mittelfeld bei den Niederländern wieder in bestechender Form. Sogar van Gaal lobte Sneijder explizit. Für den exentrischen Spieler ist das neue System wie gemalt. Er agiert als klassischer Zehner hinter zwei Spitzen. Diese soll er in Szene setzen. Dass er das noch immer brillant kann, zeigte er gegen Ghana bereits einige Male.

Allerdings stieß Sneijder noch zu häufig nach vorne und agierte so quasi als dritte Spitze. „Das muss sich noch ändern. Ich habe mit Wesley gesprochen und ihm das erklärt. Es wird von Trainingseinheit zu Trainingseinheit besser“, sagte van Gaal. Gemeinsam mit dem Doppelsturm bildet Sneijder das magische Dreieck, auf das es während der WM ankommen wird. Denn mit van Persie und Robben haben die Niederländer einen der besten Offensiven überhaupt im Turnier.

Vor allem für van Persie könnte diese WM deutlich besser laufen, als im alten System. Denn dort war der Manchester-United-Angreifer oft im Sturmzentrum auf sich alleine gestellt. Jetzt müssen die gegnerischen Abwehrspieler gleich zwei Weltklassespieler decken. Zudem hat Sneijder mehr Freiheiten und kann sich beinahe nur auf die Offensive konzentrieren. Hinter dem Zehner sichern Nigel de Jong und aller Voraussicht nach Jonathan de Guzman von Swansea City das Mittelfeld ab.

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Spanien mit Problemen gegen Bolivien

Interessant ist, dass der erste Gruppengegner der Holländer, Spanien, bei einem Testspiel gegen Bolivien seine liebe Mühe hatte. Erst ein Strafstoß brachte den Titelverteidiger, mit dem die Niederländer seit dem WM-Finale von 2010 noch eine Rechnung offen haben, in Führung. Am Ende sprang ein glanzloses 2:0 zu Buche. Bolivien spielte übrigens im 5-3-2-System. Etwas, das auch van Gaal mit einem Grinsen bestätigte, als er von einem niederländischen Journalist darauf angesprochen wurde.

Man merkt, dass der Bondscoach einen Plan hat. Er hat das Spielsystem der Mannschaft angepasst. Dabei haben die Außenverteidiger viel Freiraum, unterstützen die Offensivspieler regelmäßig und schaffen so ein Übergewicht. In der Defensivbewgung wird es dabei dann für jeden Gegner schwerer, richtige Chancen zu kreieren. Interessant ist auch, dass die voraussichtliche Stamm-Verteidigung, inklusive Keeper, bis auf Ron Vlaar zu 100 Prozent in der niederländischen Eredivisie spielt.

Die Mannschaft der Holländer hat also definitiv Entwicklungspotential. Man darf gespannt sein, wie sich die Elftal während der WM im neuen System zeigen wird. Fortschritte sind definitiv erkennbar. Gegen extrem defensiv stehende Mannschaften wird allerdings ins 4-4-2-System mit Raute gewechselt. Das gab van Gaal bereits in Hinblick auf das Australien-Spiel bei er WM bekannt. Und so spielte die Elftal auch im letzten Test gegen Wales.

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