Nachdem man zum dritten Mal in Folge in der Qualifikation für die Europa League scheiterte, steht Mainz bereits vor Saisonbeginn unter Druck. Wohin führt der Weg der Rheinhessen?
Die Situation:
Bereits zum dritten Mal nach 2004/05 (UEFA-Cup) und 2011/12 war die Europa League für den 1. FSV Mainz 05 bereits in der ersten Runde beendet (1:0 und 1:3 gegen Asteras Tripolis). Trainer Kasper Hjulmand und seine Mannschaft stehen deshalb schon vor der Bundesliga-Saison unter Druck. Eine Wiederholung der starken letzten Saison erscheint auch aufgrund starker Konkurrenz fraglich.
Auch die Vorbereitung von Nikolce Noveski und Co. verlief durchwachsen. In den Testspielen gegen potentielle Gradmesser stand besonders die Defensive im Vordergrund. Nachdem der FC Zürich mit 4:1 bezwungen wurde, folgten gegen Kaiserslautern (2:1), Besiktas Istanbul (1:1) und zuletzt den FC Granada (0:1) einige torärmere Begegnungen. Auch wenn Ergebnisse aus Vorbereitungspartien generell mit Vorsicht zu genießen sind, scheint sich die junge Mainzer Truppe nach dem Abschied von Thomas Tuchel langsam an den neuen Übungsleiter und dessen Vorstellungen gewöhnen zu müssen.
Ein Vorteil könnte sein, dass Mainz wenige Neuzugänge integrieren muss. Im Tor ist Loris Karius trotz der Verpflichtung des griechischen WM-Teilnehmers Stefanos Kapino (1,5 Mio., Panathinaikos Athen) vorerst gesetzt. Karius, der kürzlich von Benfica Lissabon umworben wurde, sammelte bereits in der vergangenen Spielzeit 84 Punkte in 23 Spielen. Der 21-jährige ist mit einem Punkteschnitt von 3,65 und einem relativ geringen Marktwert von 1,4 Millionen aktuell eine lohnende Investition mit Entwicklungspotential.
Vierer- oder Dreierkette?
In der Viererkette ist Kapitän Nikolce Noveski zentral gesetzt. Neben ihm hat sich Stefan Bell einen Vorsprung vor dem kürzlich wiedergenesenen Nico Bungert und Neuzugang Gonzalo Jara erspielt. Der chilenische WM-Teilnehmer kämpft bei einer Formation mit vier Verteidigern auf der rechten Seite mit Daniel Brosinski (1,5 Mio., Greuther Fürth) um eine Startelf-Nominierung, eine Alternative könnte Allrounder Julian Koch werden. Links duellieren sich der Koreaner Joo-Ho Park und Junior Diaz, die allerdings beide auch im Mittelfeld zum Einsatz kommen können, um den freien Platz. Bei einer Dreierkette dürften Noveski, Bell und Jara in der Mitte verteidigen.
Im Mittelfeld heißt es aus Comunio-Sicht „Masse statt Klasse“. Auf der Doppelsechs wusste einzig Johannes Geis in der letzten Saison einigermaßen zu überzeugen. Baumgartlinger, Zimling und Soto standen zuletzt eher für Mittelmaß in der Schaltzentrale. In der offensiven Dreierreihe streiten sich aktuell vier Spieler um drei Plätze. Neben Wintereinkauf Ja-Cheol Koo, dem aufstrebenden Nachwuchsmann Yunus Malli und Christoph Moritz, hofft Benfica-Leihgabe Filip Djuricic, sich möglichst schnell etablieren zu können. Sebastian Polter, der wie Djuricic auch im Sturm eingesetzt werden kann, könnte als Comunio-Schnäppchen langfristig für eine Überraschung sorgen.
Im Sturm mimt Shinji Okazaki den Alleinunterhalter. Einziger adäquater Ersatz wäre wohl Djuricic. Polter, Schahin und Sliskovic besitzen zwar allesamt Potential, konnten dies bisher aber viel zu selten abrufen. Ein Ausfall des Japaners, der in der letzten Saison 15 Tore erzielte und 113 Comunio-Punkte einfuhr, wäre nur äußerst schwer aufzufangen.
Comunio-Player to watch:
Geht es um Empfehlungen für potentielle Überraschungskandidaten vom 1. FSV Mainz 05, so fällt zweimal im Jahr der Name Yunus Malli. Bisher allerdings konnte der 22-jährige Mittelfeldspieler wenig Konstanz nachweisen. In der letzten Spielzeit standen immerhin fünf Tore zu Buche. Auch die letzten fünf Partien der Saison mit 24 Punkten machen Hoffnung auf mehr. Aktuell scheint der U17-Europameister von 2008 in der offensiven Zentrale gesetzt, könnte allerdings schon bald von Filip Djuricic unter Druck gesetzt werden. Bei einem Marktwert von 1,3 Millionen ist das Risiko einer Verpflichtung dennoch gering. Nebenmann Koo könnte nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr ebenfalls als Überraschung taugen.
Prognose:
In Mainz wird die nächste Saison nach fünf Tuchel-Jahren als Übergangsphase eingestuft. Trainer Hjulmand soll die nötige Zeit bereitgestellt werden, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen, auch auf Kosten möglicher Rückschläge, zu entwickeln. Die Qualität hat auch aufgrund der Abgänge von Choupo-Moting und zuletzt Nicolai Müller nachgelassen. Die Erwartung eines erneuten Einzugs ins europäische Geschäft wäre aber ohnehin zu viel des Guten. Bei normaler Entwicklung dürften die Rheinhessen zwischen Platz 10 und 14 einlaufen. Fallen allerdings Leistungsträger wie Okazaki längerfristig aus, ist auch ein Abrutschen in den Abstiegskampf möglich.
Transferaktivitäten:
Zugänge:
Daniel Brosinski (Greuther Fürth), Filip Djuricic (Benfica Lissabon, ausgeliehen), Chinedu Ede (1. FC Kaiserslautern, Rückkehr nach Leihe), Gonzalo Jara (Nottingham Forest), Stefanos Kapino (Panathinaikos Athen), Devante Parker, Patrick Pflücke (beide eigene Jugend), Damian Roßbach, Robin Zentner, Tobias Schilk, Petar Sliskovic (alle 1. FSV Mainz 05 II)
Abgänge:
Eric-Maxim Choupo-Moting (FC Schalke 04), Dario Kresic (Bayer 04 Leverkusen), Shawn Parker (FC Augsburg), Zdenek Pospech (SFC Opava), Bo Svensson (Karriereende), Christian Wetklo (erst Darmstadt, nun FC Schalke 04), Malik Fathi, Heinz Müller (beide unbekannt)