Borussia Dortmund muss den Abgang seiner Tormaschine verkraften. Doch die Neuordnung im Angriff bietet auch Chancen. Der BVB dürfte ohne Lewandowski noch flexibler agieren.
Die Situation:
In der Vorbereitung sowie im Supercup gegen Bayern München (2:0) machte Borussia Dortmund grundsätzlich eine gute Figur. Einzig im abschließenden Testspiel gegen den FC Liverpool (0:4) heimste der BVB eine schmerzhafte Niederlage ein. Trainer Jürgen Klopp blickt dennoch mit großer Vorfreude auf die kommende Saison. Die Mannschaft wurde mit vier Neuzugängen gut verstärkt, die Verletzten kommen nach und nach zurück und die resultierende Breite des Kaders bietet in puncto Taktik und Flexibilität völlig neue Möglichkeiten. Zuletzt testete Jürgen Klopp ein 4-4-2 mit Pierre-Emerick Aubameyang als zweitem Stürmer neben Immobile oder Ramos.
Im DFB-Pokal wartete der BVB gegen starke Stuttgarter Kickers mit einer konzentrierten Vorstellung auf. 4:1 hieß es nach Toren von Aubameyang (2), Mkhitaryan und Ramos. Doppeltorschütze Aubameyang hat nach einem ersten Eingewöhnungsjahr, mit immerhin bereits 13 Saisontoren, das Spiel der Schwarz-Gelben verinnerlicht und präsentiert sich in herausragender Verfassung. Auch im Supercup war der Gabuner neben Mkhitaryan und Sokratis stärkster Mann auf dem Feld.
In Stuttgart im Tor stand die etatmäßige Nummer zwei Mitch Langerak. Der 25-jährige, der bei seinen Einsätzen für den BVB in den letzten vier Jahren meist eine gute Figur machte, könnte auch für den Saisonstart gegen Leverkusen eine Option sein. Da Weltmeister Roman Weidenfeller sich erst seit ca. zehn Tagen im Training befindet, wird spekuliert, Jürgen Klopp könne dem hochgeschätzten Australier noch einmal das Vertrauen schenken.
In der Abwehr auf allen Positionen doppelt besetzt
Weidenfellers Pendant in der Viererkette ist Innenverteidiger Mats Hummels. Auch beim zweifachen WM-Torschützen möchte Jürgen Klopp aufgrund kurzer Sommer-Vorbereitung nichts überstürzen. Der im Supercup gegen Lewandowski starke Sokratis dürfte aktuell gesetzt sein. Neben ihm könnten Rückkehrer Subotic oder der im Pokal nominierte Neuzugang aus Freiburg, Matthias Ginter, eine Option sein. Längerfristig scheint alles auf ein griechisch-serbisches Duell um den Platz neben Hummels hinauszulaufen, während dem 20-jährigen Ginter eine Eingewöhnungszeit gewährt wird – eventuelle Verletzungspausen nicht mit eingerechnet.
Der FC Schalke 04 musste in der vergangenen Saison mächtig improvisieren, weil viele wichtige Spieler verletzt waren. Dennoch zog man in die Champions League ein. Punktuelle Verstärkungen sorgen für großen Konkurrenzkampf.
weiterlesen...Auf den defensiven Außenpositionen ist die Borussia ebenfalls doppelt besetzt. Während links Marcel Schmelzer mit einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich ausfällt und Erik Durm deshalb vorerst gesetzt ist, kämpfen auf der rechten Seite Piszczek und Großkreutz um die Gunst des Trainers. Da auch Großkreutz WM-Strapazen hinter sich hat, dürfte der Pole aktuell die Nase vorn haben. Auch gegen Bayern und die Kickers stand der 29-jährige in der Startelf.
Im Mittelfeld schwingt sich aktuell der lange kritisch gesehene Henrikh Mkhitaryan zum neuen Leader auf. Da Nuri Sahin mit einer Sehnenentzündung ausfällt und der Zeitpunkt der Rückkehr Ilkay Gündogans trotz verbessertem Zustand noch in den Sternen steht, ist der Armenier im Moment der wichtigste Mann in Sachen Spielaufbau. In Supercup wie DFB-Pokal wirkte der 25-jährige gelöst und bereit, nach dem Abgang Lewandowskis noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Neben ihm sind Jonas Hofmann, der überraschend früh zurückgekehrte Marco Reus sowie demnächst auch wieder Rückkehrer Blaszczykowski für offensive Überraschungsmomente zuständig.
Wer besetzt die Doppelsechs?
Milos Jojic spielte ebenfalls schon auf den offensiven Mittelfeldpositionen, wird aber nun in der Defensivzentrale benötigt. Da Kehl und Bender eher defensiv ausgerichtet sind, dürfte der Serbe sich verstärkt um den Spielaufbau von hinten heraus kümmern. Überraschen möchte Edelreservist Kirch, der in beiden bisherigen Pflichtspielen der Saison in der Startelf stand und die Nase nach den ersten Eindrücken am Samstag sogar vor Jojic haben könnte.
Im Sturm setzt der BVB nach dem Abgang von Robert Lewandowski auf Vielfältigkeit. Während der italienische Torschützenkönig Ciro Immobile noch mit Anpassungsproblemen zu kämpfen hat, fügte sich der bundesligaerfahrene Ramos bereits vielversprechend in die kloppsche Pressing-Maschine ein. Das Maß aller Dinge ist im Moment allerdings Aubameyang, der vor Spielfreude sprüht und zudem mit Torerfolgen auf sich aufmerksam machte. Neuzugang Ji wird aufgrund des bestens besetzten Kaders zunächst nur auf der Tribüne Platz nehmen.
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Durch die Ausfälle von Sahin und Gündogan sowie die scheinbar noch unzureichende Fitness Sven Benders, könnten im defensiven Mittelfeld zwei Spieler die Gunst der Stunde nutzen. Milos Jojic ist für günstige 3,42 Millionen zu haben und stellte sein Potential bereits in der letzten Saison des Öfteren unter Beweis. Auch Oliver Kirch, eigentlich nur als Back-up vom Back-up gedacht, kann sich für den ersten Spieltag Hoffnungen auf einen Einsatz machen.
Prognose:
Die Borussia ist auch ohne Lewandowski gerüstet für die nächste Spielzeit. Fraglich ist, wie schnell sich Immobile und Ramos auf hohem Niveau stabilisieren. Allerdings ist die Torgefährlichkeit auch ohne die beiden Neuzugänge durch Reus, Mkhitaryan und Aubameyang gesichert. In der Verteidigung geht die Borussia mit einem starken Bollwerk an den Start. Einzig das defensive Mittelfeld bereitet leichte Sorgen, die aber wohl in den Griff zu bekommen sind. Läuft alles normal, dürfte Borussia erneut hinter Bayern München auf dem zweiten Tabellenplatz einlaufen. Ein Champions-League-Platz sollte in jedem Fall drin sein.
Transfermarktaktivitäten:
Zugänge: Matthias Ginter (SC Freiburg), Ciro Immobile (FC Turin), Dong-Won Ji (FC Augsburg), Nuri Sahin (Real Madrid, nach Leihe)
Abgänge: Marvin Ducksch (SC Paderborn, verliehen), Robert Lewandowski (FC Bayern München), Julian Schieber (Hertha BSC), Manuel Friedrich
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