Nach der Vizemeisterschaft 2015 kann Dieter Hecking mit einer nahezu identischen Mannschaft in die kommende Spielzeit gehen. Im Angriff bieten sich dem Trainer des Jahres noch mehr Möglichkeiten. Doch reicht das, um die Bayern anzugreifen?
Situation: Im Supercup stellte der VfL Wolfsburg (erneut) unter Beweis, wozu er fähig ist. Der Vizemeister bot den Bayern über 90 Minuten Paroli und zeigte, dass er durchaus auf Augenhöhe mit dem Rekordmeister agieren kann. Dass dies jedoch auch über eine ganze Saison möglich ist, muss der VfL erst noch beweisen.
Nach der erfolgreichen Vorsaison mitsamt der Vizemeisterschaft hat Wolfsburg (bislang) alle Leistungsträger halten können. Die Mannschaft ist beisammen geblieben, wenn Kevin de Bruyne, Ivan Perisic und Bas Dost auch alle nach dem 31. August noch in der Autostadt kicken, verfügt der Kader über mehr Qualität als im Vorjahr.
Vier von fünft Positionen sicher besetzt
Im Tor bleibt alles beim alten. Diego Benaglio ist weiterhin Kapitän beim Team von Dieter Hecking und somit auch weiterhin die klare Nummer eins. Im Supercup und DFB-Pokal musste der Schweizer zuletzt zusehen, ob er bis zum Saisonstart wieder fit sein wird, ist noch fraglich. Ersetzt wurde Benaglio durch Koen Casteels, der Max Grün offenbar als Nummer zwei in Wolfsburg abgelöst hat.
In der Wolfsburger Viererkette sind drei von vier Positionen fest besetzt. Naldo, der punktbeste Verteidiger der Vorsaison, ist als Abwehrchef und Vize-Kapitän gesetzt. Das selbe gilt auch für Ricardo Rodriguez, der links in der Abwehr spielen wird, wenn er fit ist. Allenfalls nach Champions-League-Wochen sind mal Pausen für die Leistungsträger denkbar.
Ganz so unantastbar wie Naldo und Rodriguez ist Rechtsverteidiger Vieirinha zwar nicht, dennoch geht der Portugiese als unumstrittener Stammspieler in die Saison. Nach seiner Umschulung vom Rechtsaußen zum Außenverteidiger steht er im Ansehen von Hecking deutlich über den Kandidaten Sebastian Jung und Christian Träsch. Interessant könnte der Kampf um den Posten neben Naldo werden. In der vergangenen Saison durfte meist Robin Knoche ran, in der Vorbereitung hatte Timm Klose die Nase vorne. Auch Neuzugang Carlos Ascues könnte eine Chance bekommen.
Qual der Wahl in der Offensive
Vor der Abwehr ist Luiz Gustavo gesetzt. Der Brasilianer ist als Abräumer nahezu unverzichtbar, sodass er gesetzt sein sollte, auch wenn der Nationalspieler in der Vorbereitung unter anderem den Supercup verletzungsbedingt verpasste. Um den Platz daneben kämpfen Maximilian Arnold und Joshua Guilavogui. Wer von den beiden den Vorzug bekommt, könnte auch vom jeweiligen Gegner abhängen, ein echter Stammspieler ist noch nicht absehbar.
In der Offensive hat Hecking mittlerweile die Qual der Wahl. Diesem Umstand ist wohl auch die Tatsache geschuldet, dass der ehemalige Nürnberger Coach in der kommenden Saison neben dem 4-2-3-1 auch häufiger ein 4-4-2 spielen lassen will. Kevin de Bruyne wird dabei in jedem System gesetzt sein. Für die anderen drei Positionen in der Offensive bieten sich Daniel Caligiuri, Ivan Perisic, Andre Schürrle, Max Kruse und Bas Dost an. Auch Francisco Rodriguez und Nicklas Bendtner dürften zu Einsätzen in der Offensive kommen.
Comunio Player to watch: Daniel Caliguiri. Unter den Top 25 in Punkten. Unter den Top 20 in Punkten pro Spiel. Unter den Top 10 der Mittelfeldspieler in Punkten. Daniel Caligiuri hat eine herausragende Saison hinter sich. Nach einem Jahr Anlaufzeit erarbeitete sich der ehemalige Freiburger einen Stammplatz beim VfL und zahlte das Vertrauen seines Trainers mit sieben Saisontoren zurück.
In der kommenden Saison wird der Kampf um einen Platz in der Offensive sicher nicht einfacher. Sollte Caligiuri seine Form aus der Vorsaison allerdings mitnehmen können, wird er auch 2015/2016 zu Einsätzen kommen. Gelingt dem 27-Jährigen eine Saison wie die vergangene ist er für 5,6 Millionen Euro ein absolutes Schnäppchen.
Youngster to watch: Carlos Ascues. Der Transfer des Defensiv-Allrounders sorgte für einiges Stirnrunzeln. Ascues versuchte sein Glück bereits in Europa, schaffte jedoch weder in Portugal noch in Griechenland den Durchbruch. Nun soll es im dritten Anlauf klappen – ausgerechnet beim deutschen Vizemeister.
Ascues kann im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen. Positionen, auf denen bei Wolfsburg zumindest eine kleine Chance auf mehrere Einsätze bestehen könnte. Sollte der Neuzugang in diesen Partien überzeugen, könnte er sich in der Aufstellung des VfL festspielen – und somit endlich den Durchbruch schaffen.
Prognose: Vorausgesetzt de Bruyne, Perisic und Dost bleiben allesamt in der Autostadt, ist Wolfsburg noch stärker als in der vergangenen Saison. Der VfL ist noch besser eingespielt und tief genug besetzt, um auch mit der Doppelbelastung von Champions League und Bundesliga fertig zu werden.
Ob dies allein ausreicht, um die Bayern an der Spitze attackieren zu können, bleibt abzuwarten und hängt auch von der Stärke des Rekordmeisters ab. Sollten die Wolfsburger von großem Verletzungspech verschont bleiben, sollte die direkte Champions-League-Qualifikation in jedem Fall erneut wieder drin sein – und der VfL somit wieder eine der besten Comunio-Mnnschaften stellen.
Transferaktivitäten:
Zugänge: Max Kruse (Borussia Mönchengladbach), Carlos Ascues (Melgar), Francisco Rodriguez (FC Zürich), Koen Casteels (Werder Bremen, Leih-Ende)
Abgänge: Xizhe Zhang (BJ Guoan), Stefan Kutschke (1. FC Nürnberg), Parick Ochs (unbekannt), Patrick Drewes (FC Wil), Vaclav Pilar (Viktoria Pilsen)