Es ist das Spiel der Spiele: Der Tabellenzweite Borussia Dortmund empfängt am Samstag Spitzenreiter Bayern München. Beide Teams gehen ersatzgeschwächt ins Spiel, vor allem der BVB. Ein Gespräch zwischen den Comunioblog-Autoren Sebastian Schramm und Marcus Erberich.
Marcus: Eins ist schon jetzt klar: Dortmund wird es am Samstag extrem schwer haben, die Bayern zu schlagen. Man könnte sogar sagen: Die Dortmunder sind Außenseiter im eigenen Stadion. Was aber nur daran liegt, dass dem BVB die Verteidigungslinie einfach so zerbröselt ist. Neben dem länger verletzten Neven Subotic fehlen jetzt auch noch die Nationalspieler Mats Hummels und Marcel Schmelzer. Beide sind nach dem Länderspiel am Dienstag verletzt aus Wembley zurück nach Dortmund gekommen…
Sebastian: Moment! Ich glaube, dass diese Rolle den Dortmundern mehr als Recht ist und sogar von Vorteil sein kann. Wer erwartet denn in dieser Situation extrem viel von Dortmund? Natürlich geht der BVB unheimlich geschwächt in das Spiel. Aber die Stärke der Dortmunder war und ist ihr taktisches Grundverständnis. Jeder Akteur weiß ganz genau, was Klopp von ihm will.
Marcus: Aber die Viererkette des BVB fällt nun mal zu drei Vierteln aus – übrig bleibt doch nur Kevin Großkreutz auf seiner rechten Seite! Entsprechend gerupft zeigte sich ja auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gegenüber den „Ruhr Nachrichten“, als er sagte: „Das ist ein Desaster. Das Schlimmste, was dir im Fußball passieren kann, ist, dass dir deine komplette Viererkette ausfällt.“ Also ich finde, er hat Recht.
Sebastian: Die Aussagen Herr Watzkes sind vollkommen richtig. Nur, die Spieler, die die Viererkette auffüllen werden, sind keine Laufkundschaft! Großkreutz hat sich auf der Rechtsverteidigerposition fantastisch entwickelt, zudem ist Sokratis nachweislich ein guter Innenverteidiger.
Marcus: Wer sich nun am Samstag zusammen mit Großkreutz gegen die Bayern hinten rein stellt, darüber darf wild spekuliert werden. Zum Beispiel könnte Sven Bender in die Innenverteidigung rücken. Seinen Platz neben Nuri Sahin im defensiven Mittelfeld könnte dann Sebastian Kehl übernehmen. Dazu Sokratis, der sich gerade mit seinen Griechen in den WM-Playoffs erfolgreich gegen Rumänien durchgesetzt hat, und der möglicherweise wieder genesene Erik Durm als Ersatz für Schmelzer auf Links. Möglich wäre auch, dass Manuel Friedrich schon am Samstag zu seinem Debüt in Schwarz-Gelb kommt. Ich bin sicher, dass Jürgen Klopp da die richtige Entscheidung treffen wird.
Sebastian: Klopp hat schon oft ein richtiges Gespür in solchen Situationen bewiesen, absolut. Einfach wird es dennoch nicht. Egal, wer bei den Münchnern im Angriff spielt: Da ist massiv Klasse unterwegs! Mario Mandzukic hat in den letzten Wochen gezeigt, dass er ein Killer ist. Auch das Mittelfeld der Bayern musst du erstmal in den Griff bekommen. Ich bin gespannt, was passiert, wenn die neue, bayerische Flexibilität auf Dortmunds Defensivkonzept trifft.
Er wird’s schon richten. // Trust him. #bvbfcb pic.twitter.com/ikopQNaSe0
— Borussia Dortmund (@BVB) 21. November 2013
Marcus: Weniger Sorgen muss sich Klopp zum Glück um seine Offensiv-Abteilung machen: Der beste Angriff der Liga – 32 Tore in zwölf Spielen haben Marco Reus, Robert Lewandowski und Co. erzielt – ist gegen die Bayern startklar. Die wiederum stellen mit Philipp Lahm, Jérôme Boateng, Dante und David Alaba allerdings auch die beste Abwehr der Liga. Und die sind gegen Dortmund voraussichtlich alle fit!
Sebastian: Bayern hat sich mittlerweile an die Vorgaben Guardiolas gewöhnt. An einigen Stellen hapert es noch ein bisschen, doch wenn es in dieser Saison zu Top-Spielen gekommen ist, waren sie voll auf der Höhe. Die Partien in Manchester und Gelsenkirchen dienen da sicherlich als gute Beispiele. Ich glaube übrigens, dass Guardiola ein Trainer ist, der in solchen Spielen zur Höchstform aufläuft. Ich bin mir sicher: Seit Wochen arbeitet er an einem Schlachtplan.
Marcus: Die Auswärtstabelle zeigt, dass die Bayern auf fremdem Platz etwas verhaltener stürmen als zu Hause. Nur neun der bisher 27 Tore schossen die Bayern in der Ferne, genau ein Drittel also. Und Dortmund hat im eigenen Stadion bisher nur vier Treffer kassiert – von einem Schützenfest der Bayern gehe ich demnach nicht aus, selbst mit der BVB-Patchwork-Viererkette. Zumal den Bayern ja auch Offensiv-Motor Franck Ribéry fehlt. Eine riesige Schwächung!
Sebastian: Da stimme ich zu. Dennoch hat Ribery gegen Dortmund nie Feuerwerke abgebrannt. Das permanente Doppeln oder Trippeln hat ihm immer schwer zugesetzt. Und mit Müller, Robben oder Götze auf den Außen ist auch nicht zu spaßen.
Marcus: Personalnot hin oder her – Dortmund ist zu Hause einfach eine Macht! Alle sechs Heimspiele hat Dortmund bisher gewonnen und ist außerdem seit sechs Bundesliga-Spielen gegen den FC Bayern ungeschlagen – bei vier Siegen und zwei Unentschieden. Das gab es in der Vereinsgeschichte noch nie!
Sebastian: Ich halte mal dagegen: Bayern hat seit Sommer 2012 insgesamt sechsmal in Pflichtpartien gegen den BVB gespielt. Drei Siege und zwei Unentschieden bei einer Niederlage. Die Bilanz ist also auch nicht so schlecht, wenn man bedenkt, wie gut Dortmund ist.
Marcus: Sprechen wir über Comunio! Sollte den Dortmundern am Samstag der überraschende Sieg gelingen, dann winkt jedem, der seine Dortmunder Spieler bei Comunio aufgestellt hat, ein dicker Batzen Punkte. Vor allem, wenn die Verteidigung hält – wie die auch immer aussehen mag. Übrigens: Ein Gutes hat das Länderspiel gegen England für Borussia Dortmund dann doch. Seit seinem Debüt in der Nationalelf weiß Roman Weidenfeller sehr genau, wie man mit einer vermeintlichen B-Auswahl gegen große Gegner gewinnt…
Sebastian: Gute Punkte kann es wirklich geben. Auf die Keeper kann es am Samstag tatsächlich ankommen! Oder vielleicht schlägt Bayern nach einer Standard zu und Dante trifft – das gibt satte Punkte!