Wieder hieß es einmal vor der Saison bei den Münchner Löwen: Auf zum Aufstieg! Doch nach zwölf Spieltagen, einem Trainerwechsel und ganz viel Unruhe im Umfeld muss man sich fragen: Versinkt 1860 München im Mittelmaß der Liga?

Das vergangene Auswärtsspiel beim Aufsteiger aus Karlsruhe war irgendwie symbolisch für die laufende Saison bei den Münchner Löwen. Der KSC war seit drei Spielen in Folge sieglos. 1860 München dagegen konnte seit fünf Pflichtspielen kein eigenes Tor erzielen. Dass die Löwen zwar ihre torlos-Serie durch den Treffer von Moritz Stoppelkamp beenden konnten, dies aber weder zum Sieg noch zum Punktgewinn führte, war bezeichnend. Der TSV 1860 München dümpelt in der laufenden Spielzeit bisher im Mittelmaß der 2. Bundesliga.

Denn mit vier Siegen, drei Unentschieden und bereits fünf Niederlagen ist die bisherige Saisonstatistik alles andere als gut. Zwar kassierten die Löwen auch erst zwölf Gegentreffer (immerhin drittbester Wert in der Liga). Aber das eigentliche Prunkstück, nämlich die Offensive, hat gewaltige Ladehemmungen. Mit nur acht Treffern nach zwölf Partien enttäuscht 1860 München mit großer Harmlosigkeit im Angriff. Dabei hat man Offensivspieler wie Rob Friend, Benjamin Lauth oder Moritz Stoppelkamp in seinen Reihen.

Offensive das große Problem

Schon im Winter vergangenen Jahres war die Offensive ein großes Problem bei den Blauen. Damals forderte Ex-Trainer Reiner Maurer: „Wir müssen offensiv besser spielen als zuletzt.“ Zum Ende der vergangenen Saison standen die Löwen zwar auf einem respektablen sechsten Tabellenplatz. Aber schon in der letzten Spielzeit war zu sehen, dass es Offensiv hakte. Denn nur 39 erzielte Treffer in 34 Spielen sechst schlechteste Wert. Sogar der VfR Aalen, nicht gerade bekannt für seine fulminante Offensiv-Abteilung, erzielte einen Treffer mehr.

Man konnte sich zwar damals wie heute auf eine stabile Abwehr und einen tollen Keeper verlassen. Doch für größere Ambitionen muss man eben auch in der Offensive gefährlicher werden und mehr Tore erzielen. Das wissen die Verantwortlichen in München natürlich auch. Deswegen wurde schon in der vergangenen Winterpause mit Rob Friend ein erfahrener und in der 2. Bundesliga durchaus erfolgreicher Torjäger an die Isar geholt. Immerhin vier Treffer und drei Vorlagen steuerte Friend in nur 14 Ligaeinsätzen bei.

Doch auch bei ihm, der inzwischen zum Reservespieler verkommen ist, herrscht Ladehemmung in der laufenden Spielzeit. Dass mit Moritz Stoppelkamp ein Mittelfeldspieler bester Torschütze mit lediglich drei Treffern ist, spricht Bände.

Ist der Neururer-Effekt verpufft?

Peter Neururer übernahm den VfL Bochum in der letzten Spielzeit in einer prekären Situation - und führte den Klub mit einer wahnsinnigen Serie zum Klassenerhalt. Doch nach elf Spieltagen in der neuen Saison scheint es so, als wäre der Neururer-Effekt verpufft.

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Ist Funkel der richtige Trainer?

Dass man nach der Entlassung von Maurer ausgerechnet einen defensiv-denkenden Friedhelm Funkel das Vertrauen gab, gibt des Weiteren zu denken übrig. Natürlich, Funkel gilt als einer, der oftmals das Beste aus seinen Mannschaften herausgeholt hat. Aber vor allem bei seiner letzten Station in Aachen, als er die Alemannia durch ein viel zu defensiven Konzept zum Abstieg führte, enttäuschte der gebürtige Neusser.

1860 München zeigte in der letzten und auch der laufenden Spielzeit, dass die Defensive nicht das Problem ist. Es muss dafür umso härter an der Offensive gearbeitet werden. Und schon in den ersten Spielen unter Funkel war zu sehen, dass der neue Trainer lieber auf das solide Spiel aus einer starken Defensive spielen möchte. Das ist nicht zwingend falsch. Aber im Fall vonn 1860 München wohl der falsche Ansatz.

Denn es gilt nicht, die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden – die ist bei den Löwen durchaus gegeben. Allerdings müssen die Angriffe und Spielzüge in der Offensive einfach schneller, eingespielter und vor allem effektiver abgeschlossen werden. Dafür ist Funkel nicht zwingend bekannt. Außerdem verbannte Funken mit Friend und Stephan Hain zwei durchaus gestandene Offensivspieler aus der ersten Trainingsgruppe.

Keine Vorwürfe an die Spieler

Zudem lassen sich nach dem KSC-Spiel weitere Parallelen zwischen 1860 München und Alemannia Aachen ziehen. Auch nach der durchaus verdienten 1:2-Niederlage bei Aufsteiger Karlsruhe nahm Funkel nicht seine Spieler in die Bringschuld. „Die Jungs haben gut gespielt, sie wollen. Wir sind mehr als 120 Kilometer gelaufen, haben uns gegen einen total defensiven Gegner viele Torchancen erarbeitet“, sagt der Trainer in der Münchner „Abendzeitung“.

Wie Funkel das Ruder beim selbsternannten Aufstiegskandidaten umreißen will? „Der Charakter der Mannschaft ist in Ordnung, das sind alles gute Jungs. Sie müssen sich nur endlich mal belohnen“, sagt er. Die Frage, die sich nach zwölf Spieltagen allerdings stellt ist allerdings auch: Ist die Mannschaft wirklich so gut, um um die vorderen Plätze mitmischen zu können? Das Problem bei 1860 ist, dass man Jahr für Jahr quasi um den Aufstieg mitspielen muss. Die Sehnsucht nach der Bundesliga ist riesig. Doch ruhig arbeiten können weder Spieler noch Verantwortliche kaum.

Das hat auch mit Löwen-Investor Hasan Ismaik zu tun. Er bringt nicht zum ersten Mal Unruhe in den Verein, als er Ex-Geschäftsführer Robert Schäfer verklagte oder Präsident Hep Monatzeder die Gefolgschaft verweigerte. Das Chaos im Umfeld ist ein großer Brennpunkt im Verein. Immerhin zückt Ismaik im Winter wieder das Portemonnaie. „Ich werde unseren Verein auf keinen Fall im Stich lassen. Man darf nicht vergessen, dass der Verein sich gerade in einem dringend nötigen Umstrukturierungsprozess befindet. Das führt natürlich zu Unruhe und Unsicherheit. Ich denke aber, dass wir im Laufe der Saison unsere Performance noch deutlich steigern können“, so der Jordanier.

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Ein „Drecksack“ soll geholt werden

Um wieder in der Tabelle zu klettern will Funkel im Winter auf jeden Fall einen richtigen „Drecksack“ an die Isar holen. „Du musst auch mal dazwischengehen, eine Gelbe Karte riskieren. Auch den Schiedsrichter mal kritisieren, auch auf die Gefahr hin, verwarnt zu werden“, sagt Funkel. Seinen Löwen fehle derzeit die Bissigkeit. „Das ist eine Frage des Charakters, aber auch der fußballerischen Erziehung. Nur weil du hart spielst, bist du ja kein schlechter Mensch“, meint der 59-jährige Trainer.

Ein Spieler mit Ecken und Kanten, der den lieben Löwen (statistisch gesehen wirklich das fairste Team der Liga) Dampf unterm Hintern macht, soll für den Aufschwung sorgen. Dass 1860 inzwischen aber schon bis auf drei Punkte an einen Abstiegsplatz gerutscht ist, sieht derzeit keiner so richtig in München. Das nötige Spielermaterial für Höheres sei vorhanden. Es sei eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis es läuft.

Die nächsten Spiele gegen Dresden und Bielefeld werden zeigen, ob sich die Münchner Löwen in dieser Spielzeit wirklich nach oben oder doch eher nach unten orientieren müssen. Denn zwei Niederlagen gegen derzeit direkte Konkurrenten im unteren Tabellenviertel, würde den TSV 1860 München wirklich tief in den Abstiegskampf spülen.

Der Kader des TSV 1860 München im Überblick