Die Krise des Hamburger SV ist noch nicht ausgestanden. Kurz vor Weihnachten trennen den Klub gerade mal drei Punkte vom letzten Tabellenplatz. Das Problem: Die Hamburger sind so ungefährlich wie kein zweites Team in der Bundesliga. Eine Einzelkritik.
Neun Tore. Das ist die mickrige Ausbeute des Hamburger Angriffs aus immerhin 15 Spielen. Damit ist die Hamburger Offensive die mit Abstand schlechteste der Bundesliga; die nächstbesseren, wenn auch immer noch nicht guten Sturmformationen, stellen der SC Freiburg und Borussia Dortmund mit jeweils 15 Treffern. Klassenprimus FC Bayern München hat mit 37 Toren mehr als viermal so oft ins Schwarze getroffen wie der HSV.
Die Offensive als Schwachpunkt der Hamburger Mannschaft? Das war nicht immer so. Erinnern wir uns an die Saison 2013/14. Der HSV stand nach 34 Spielen auf dem Relegationsplatz 16 – der Ausgang dürfte noch jedem bekannt sein. Allerdings hatten die Hamburger damals satte 51 Tore erzielt, der FSV Mainz 05 auf Platz sieben hatte gerade mal eins mehr. Das Problem war leicht auszumachen: Mit 75 (!) Gegentoren stellte Hamburg seinerzeit die schlechteste Verteidigung der Liga.
Bei gerade mal neun Toren ist es nicht verwunderlich, dass auch aus Comunio-Sicht mit HSV-Stürmern derzeit nicht viel zu gewinnen ist. Gerade mal vier der neun Hamburger Tore wurden von Stürmern erzielt – die restlichen fünf Treffer verteilen sich auf Spieler aus anderen Mannschaftsteilen. Rafael van der Vaart als offensiver Mittelfeldspieler hat allein drei Tore geschossen. Die HSV-Angreifer in der Einzelansicht:
Der Bomber der Hamburger ist zweifellos Pierre-Michel Lasogga. Mit zwei Buden ist der bullige Angreifer – traurig aber wahr – der beste Stürmer im Kader des HSV. An den Spieltagen sieben und acht erzielte er jeweils ein wichtiges Tor: Zum entscheidenden 1:0 gegen Borussia Dortmund und zum 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim.
Trotzdem: mit 20 Comunio-Punkten aus 15 Spielen bei einem Marktwert von 2,6 Millionen Euro ist Lasogga in der aktuellen Situation nun wirklich keine Kaufempfehlung. Das sah im Vorjahr anders aus: Trotz der Krise des HSV sammelte Lasogga 107 Comunio-Punkte. Dass er diesen Wert in der laufenden Saison noch bestätigen wird, daran darf laut gezweifelt werden.
Ob er sich das vor seinem Wechsel an die Elbe so vorgestellt hat? Der Ex-Mainzer Nicolai Müller steckt mit seinen Hamburgern im Abstiegskampf – mit allen Begleiterscheinungen, die ein Stürmer in so einer Situation erleiden muss. Sage und schreibe ein Tor gelang dem 27-Jährigen in bisher 13 Einsätzen für den neuen Verein. Im Gegensatz du Lasoggas Toren blieb Müllers Treffer ohne weitere Beachtung: Der HSV unterlag bei Eintracht Frankfurt mit 1:2.
Die logische Konsequenz: Nicolai Müller hat gerade mal elf Comunio-Punkte im Körbchen – im Vorjahr waren es bei Saisonende immerhin 81 gewesen. Wer gerade 1,9 Millionen Euro übrig hat und dem HSV samt Müller eine rosige Rückrunde prophezeit, der kann es ja trotzdem mal auf einen Versuch ankommen lassen.
Der Hamburger SV und Artjoms Rudnevs – eine echte Liebesbeziehung wird das wohl nicht mehr werden. In der Rückrunde der letzten Saison an Hannover 96 ausgeliehen, holten die Hamburger den Stürmer zur neuen Saison zurück nach Hause. Mit mäßigem Effekt: In bisher 15 Bundesliga-Spielen kam der Lette zehnmal zum Einsatz – siebenmal kam er dabei von der Bank.
Und die Torausbeute? Rudnevs steuerte am zwölften Spieltag einen Treffer zum 2:0-Sieg über den Erzrivalen Werder Bremen bei. Immerhin ein Tor, für das sie ihm in Hamburg ewig dankbar sein werden. Comunio-Spieler, die ihn aufgrund seiner starken Rückrunde im Trikot der Hannoveraner geholt haben, dürften wegen seiner kümmerlichen neun Punkte dennoch enttäuscht sein – oder ihn schon längst verkauft haben.
Und der Rest?
Damit hätten wir sie auch schon abgearbeitet, die sage und schreibe vier Stürmertore des Hamburger SV. Es bleiben nach der Comunio-Spieler-Typisierung aber noch vier weitere Stürmer: Zoltan Stieber, Julian Green, Mohamed Gouaida und Maximilian Beister, der noch an den Folgen seines Kreuzbandrisses laboriert und bisher kein Saisonspiel bestreiten konnte.
Neun Tore. Der Schwachpunkt der Hamburger ist trotz des dezenten Aufschwungs in den letzten Spielen leicht auszumachen. Die Aufgabe wird es nun sein, sich für die Rückrunde entsprechend zu verbessern – auch durch Neuzugänge. Mal sehen, ob Investor Klaus-Michael Kühne dann noch mal das Portemonnaie aufmachen wird.